Ernie Canyon
San Rafael Swell und immer wieder das Reef!
Alles findet man hier - Slots, Flussdurchbrüche, Arches, Felszeichnungen, Minen, Ghostly Places. Oder einfach nur Natur ohne Namen und Wege. Bergsteiger und Canyoneers kommen ebenfalls auf ihre Kosten.
Die UT 24 wird vom Reef von der I 70 bis hinunter nach Hanksville begleitet. Bis auf halber Distanz - Temple Mountain Road - beträgt der Abstand nur ca. 2-3 Meilen, so dass man glaubt, einen guten Überblick zu haben. Das täuscht etwas. Aber man kann ja näher heran. Im Norden über The Squeeze, im Süden auf namenlosen Trails, die am Fuss der Aufwölbung entlangführen.
Es gibt Lücken im Reef, dort wo Washes durchbrechen und mehr oder minder tiefe Canyons geschaffen haben. Auf manchen Karten finden sich 4WD-Trails, die angeblich von aussen in das Reef eindringen. Dieses Material ist veraltet. Längst hat man hier die San Rafael Reef Wilderness Study Area eingerichtet und die alten Mining Roads geschlossen. Um so besser für den, der wandern möchte.
Auf einer unserer Touren waren wir mit dem SUV zum Mouth des Ernie Canyon gelangt, hatten die hölzerne Fahrzeugsperre gesehen und natürlich auf den Topomaps die alte Mining Road. Somit kein völlig wegeloses Terrain, wie wir es auch schon vorgefunden hatten.
Hier wollten wir uns nochmal umsehen. Zu Fuss, Backpacking.
Die Anfahrt gestaltet sich relativ einfach. Ziemlich genau 18,5 Meilen nach dem Überqueren der Fahrbahnen der I 70, führt bei 12S 0542445, 4283375 ein guter Trail weg von der Strasse und direkt auf das Reef zu. Man muss ein Gate öffnen und - bitte! - auch wieder hinter sich schliessen.
Nach weniger als einer halben Meile senkt sich der Trail in den Iron Wash ab um ihn zu überqueren. 0,3 Meilen weiter und wieder oben auf der Ebene halten wir uns an der Wegegabelung rechts (12S 0541430. 4283897). Die Spur wird uns direkt zum Ernie Canyon bringen. Sie ist nicht besonders schwierig, erfordert jedoch HC. Bei 12S 0540630, 4286645 tritt Ernie Canyon aus dem Reef in das ebenere Gelände aus.
Die Spur steuert direkt in den Ausgang des Canyons hinein, ist dort durch eine schwere Holzbarriere des BLM blockiert, da hier die Wilderness Study Area beinnt. Weniger zartfühlende Zeitgenossen haben die Barriere zerstört, um sich mit ATV´s Zutritt zu verschaffen. Die Spuren im Sand sprechen eine deutliche Sprache. Unser Auto parken wir an einer Nebenspur auf etwas erhöhtem Gelände Im Wash wollen wir es nicht stehen lassen. Von der UT 24 sind wir gute 3 Meilen entfernt.
Lady bleibt plötzlich stehen, bedeutet mir ruhig zu sein! Sie zeigt nach oben auf den Felsen. Wir sind nicht allein, werden beobachtet. Ein Coyote! Ruhig steht er da, weiss genau, dass wir keine Gefahr darstellen. Zwei, drei Minuten, dann trabt er den Hügel hinauf, verschwindet aus unserem Sichtfeld.
Die Steigung des Reefs ist hier bei weitem nicht so steil wie 10 Meilen nördlich im Bereich des Three Fingers Canyon, wo sie bis über 70 Grad beträgt. Kann man dort auf 700 Meter Distanz 50 Millionen Jahre Erdgeschichte durchwandern, weil die Schichten nahezu senkrecht gestellt sind, werden wir hier gute 6 Kilometer für den gleichen Zeitraum benötigen.
Beim Durchwandern des Navajo-Kanals kommen uns vier jüngere Leute entgegen. "Hi!" und weiter geht es. Jeder will für sich sein. Da am Canyon-Eingang kein anderes Fahrzeug stand, mussten sie noch ein gutes Stück vor sich haben.
Hinter einer Biegung des Canyons ändert sich die Szenerie schlagartig. Wir stehen am Rande eines weiten Kessels, von gelben Felsen umgeben. War der Kanal grau und ein bisschen abweisend, so gibt sich diese Stelle hell und freundlich. Grün verstärkt den schönen Eindruck.
Hier wurden weniger erosionsresistente Schichten angeschnitten, was zu einer deutlichen Ausweitung des Tals führt. Man muss nicht mehr andauernd im Wash laufen - auch rechts und links gibt es genug Platz. Und natürlich steigen alle Schichten gegen Westen hin an.
Der Weg durch den weiten Talkessel dürfte rund einen dreiviertel Kilometer (halbe Meile) betragen und schon bald sieht man den nächsten engen Teil Ernie Canyons vor sich. Dort wird die Schlucht wesentlich tiefer werden.
Vor uns steigen die harten Lagen des Kayenta Sandstones bogenförmig aus dem Untergrund. Der geologischen Logik folgend wird sich auch bald der dunkelrote Wingate mit seinen senkrechten Wänden aus dem Boden erheben.
Der braunrote, horizontal strukturierte Kayenta Sandstone erodiert an der Oberfläche zu grauweissen Buckeln, wie wenn er am Licht ausbleichen würde. Solange er den darunter liegenden Wingate bedeckt, ist dieser vor dem Angriff der Witterung geschützt, kann seine imposanten senkrechten Cliffs bilden.
Schon wenige Schritte nachdem den Kayenta aus dem Untergrund steigt, folgt ihm unweigerlich der Wingate Sandstone.
Die Wände der Schlucht verleiten zu Detailaufnahmen. Je mehr direktes Licht die Cliffs erreicht, desto gelber sind deren Oberflächen, während im Schatten blaurote Töne die Oberhand gewinnen.
Da in der geologischen Abfolge unter dem harten Wingate das weiche Chinle und danach das ebenfalls nicht so resistente Moenkopi folgt, wird Ernie Canyon logischerweise nun wieder weniger eng. Besonders die Chinle-Schicht war von den Prospektoren gesucht. Sie enthielt oft das begehrte uranhaltige Material.
Der Boden des Washes wird feucht, sogar ein Rinnsal bildet sich, fliesst für vielleicht 100 Yards durch den Kies. Merkwürdig braun! Die Färbung kommt durch Algen zustande, die sich angesiedelt haben. Ein sogenannter Seep.
Allmählich wird sich der Boden des Washes rauher, Steinstufen treten aus dem Untergrund hervor. Hinter der nächsten Kurve finden wir die Überreste einer Mine. 2 Stollen wurden in geringem Abstand in eine graue Schicht getrieben. Vermutlich Moss Back Member der Chinle Formation, welcher für reiche Uranfunde bekannt wurde. Besonders begehrt waren die darin eingelagerten fossilen Baumstämme, die oft regelrecht vollgesogen mit Uranverbindungen sind. Ein solcher grösserer Baum konnte für Miner einen gewissen Wohlstand bedeuten.
Ob man hier wirtschaftlich erfolgreich war ist fraglich. Um eine der bekannten Minen handelt es sich jedenfalls nicht. Es scheint aber auch hier nach dem üblichen Muster abgelaufen zu sein. Erst gelangte ein Prospektor an eine Stelle, die Erfolg versprach. Er war zumeist noch mit dem Pferd unterwegs. Auch das Material für die ersten Probearbeiten kam zumeist auf Pferde- oder Mulirücken vor Ort. Ein Claim wurde beim County Recorder registriert. Hatte die Stelle Potential und waren Geldgeber gefunden - damals selten ein Problem! - dann orderte man einen Bulldozer, der eine Spur zum Claim anlegte. Diese Wege benutzt man heute noch sehr oft, wenn man irgendwo mit dem SUV offroad unterwegs ist.
Bis hierher ging ursprünglich die Mining Road, welche noch heute auf manchen Karten verzeichnet ist. Durch die Einrichtung der Wilderness Study Area wurden solche Trails gesperrt, verfallen langsam und verschmelzen wieder mit der Natur. Leider halten sich immer öfter ATV-Piloten nicht an die Regeln, zerstören mutwillig Natur. Es hat erschreckende Ausmasse angenommen.
Am rechten Hang finden wir Spuren, die vor einem halben Jahrhundert zu einem höher liegenden Stolleneingang führten. Auch die gesuchte Moss Back - Gesteinsschicht steigt mit der Aufwölbung der Swell an, so dass sich der Zugang schwieriger gestaltete. Die alte Spur hat sich im Laufe der Jahre nahezu aufgelöst. Zwei tiefe Rinnen markieren, wo einst die Radspuren verliefen.
Gleichzeitig verändert auch der Boden des Washes seinen Charakter. Er wird unebener, am Rande engen ihn von den Cliffs herabgestürzte Felsbrocken ein. Ein Weiterkommen wäre selbst mit einem geländetauglichen Fahrzeug kaum noch möglich. Vermutlich hatte man den gesamten Weg von der Ur-UT 24 - sie lag etwas abseits die Linie, auf der heute die neuzeitliche Strasse verläuft - extra für die Mine angelegt.
Würde man dem Canyon weiter folgen käme man auf die Hochfläche der Swell. In der Nähe der Landmark Lone Man Butte träfe man auf einen 4WD-Trail. Ein langer Marsch!
Wir beschliessen, hier umzukehren. Das GPS zeigt an, das wir ca. 6,5 km von unserem Auto entfernt sind. Auf der ganzen Wegstrecke haben wir nur ca. 100 Höhenmeter hinter uns gebracht. Der Rückweg wird eineinhalb Stunden benötigen, so dass wir am frühen Abend am Auto sein können.
Auf dem Rückweg kommen wir nochmal zu einigen Bildern, die wegen des sanften Lichts des späten Nachmittags ihren speziellen Reiz haben. Die tiefer stehende Sonne verspricht mehr Schatten auf dem Weg.
Die Wanderung durch Ernie Canyon bietet viel Abwechslung ohne grosse Anstrengungen, weil die Miner einst alle grösseren Hindernisse im Wash bis zur Mine wegräumten. Man sollte aufgrund der hohen Temperaturen in den engeren Abschnitten ausreichend Flüssigkeiten im Rucksack haben. Vom Betreten der Mine selbst kann man nur abraten! Keine Sicherungen mehr und die Möglichkeit, sich hoch radioaktivem Radongas auszusetzen.