Letzte Aktualisierung: 14 Mar 2020

Strangers

Wir zwei bereisen seit 30 Jahen die USA, machen seit über zwei Jahrzehnten in Moab Station. Ist man dann noch Fremder in dem Land, das nicht das Heimatland ist? Für uns wurde es zweite Heimat. Zumindestens im Südosten Utahs glauben wir uns auszukennen.

Das wir uns nicht mehr fremd fühlen liegt nicht zuletzt an den Menschen, besonders jenen in Moab. Man kennt sich. Wir werden begrüsst wenn wir wieder in der Town sind. Das geht von Coffee Shop bis zum Reifenhändler und es tut gut. Man kommt an, ist hier zuhause.

Dann die Begegnungen draussen in der Einsamkeit. Wir durften Gestrandeten helfen, so wie auch uns geholfen wurde, als wir in Schwierigkeiten steckten. Da war die Radfahrerin mit ihrem defekten Mountainbike, die nicht wusste, wo sie sich befand oder das Paar, das wir am Hurrah Pass auflasen. Ihr Fahrzeug hatte hinter Chickens Corner einen Platten bekommen und sie mussten feststellen, dass das Reserverad nicht passte.  Immerhin war ihnen klar in welche Richtung sie gehen mussten. Eine Rangerin, deren Fahrzeug liegen blieb und die sich 40 Meilen weiter südlich wähnte. Alles US-Citizens. Wir konnten helfen, aber manchmal stimmten die Umstände nachdenklich. Sollte man nicht eigentlich wissen, wo man sich befindet, wenn der Weg durch dieses Land führt?

Zwei weitere Begegnungen waren anders. Keine “Rettung” oder dergleichen und trotzdem erinnern wir uns daran. Jedesmal auf der UT 95. Diese Strasse muss besonders sein.

2007 fuhren wir auf der UT 95 nach Hite, wollten zum Blue Notch. Das Verkehrsaufkommen war wie eigentlich immer verschwindend gering. Schon in Sichtweite des Stausees kam uns ein Minivan mit Camping-Trailer entgegen. Plötzlich winkt jemand aus dem Fahrerfenster - wir sollen anhalten.

OK, kein Problem! Am Steuer des Minivans sitzt eine Frau, fragt, wie weit es denn zur nächsten Tankstelle sei und überhaupt, wo ist das hier, wo gehts hin und wie weit ist es? Die Landschaft wäre ja “so scary”. Sie käme von Mexican Hat, ihre Tankuhr zeigt nur noch 1/4. Ein Tankstellenschild habe sie nirgendwo gesehen.

Ich erzähle ihr, sie wäre in Richtung Hanksville unterwegs, das wären noch knapp über 40 Meilen. Reicht der Sprit dafür? Leider habe ich keine hellseherischen Fähigkeiten, kann die Frage nicht befriedigend beantworten. Aber ich kann sagen, sie sollte besser umkehren, denn in knapp 10 Meilen Entfernung am General Store in Hite - da gibts Sprit! An der Abzweigung von der UT 95 steht übrigens ein Hinweisschild auf die Tankstelle, aber in so einer “scary” Gegend hat man wahrscheinlich andere Probleme!

Zum Umdrehen stände sie nicht mal schlecht! Genau hier ist die Fahrbahn samt Seitenstreifen so breit und gut, dass sie das Gespann in einem Zug wenden könnte. Aber sie will nur noch fluchtartig weg, nie und nimmer zurück! Too scary! Sie entschliesst sich, lieber das Risiko auf sich zu nehmen und Hanksville anzusteuern. Hindern kann ich sie nicht. Wahrscheinlich hat es funktioniert, denn auf dem Rückweg sahen wir das Gespann nicht mehr. Ob sie die Gegend um Hanksville weniger scary fand?

Rund zwei Jahre später: Wir kommen vom Moon House. Anfang August geht die Sonne spät unter, deswegen wollen wir über Hanksville nach Moab zurückzufahren. Einmal die ganze Runde - Moab-Monticello-Blanding-Hite-Hanksville-Green River-Moab (ca. 310 Meilen) - das muss einfach sein! Am Hite Overlook fangen wir noch ein paar Bilder ein bevor es in den North Wash geht.

Hunger macht sich bemerkbar. Vorräte haben wir an Bord. Mich reizt die Polish Sausage, "Beute" aus dem Supermarkt. An der Hog Spring Picnic Area halten wir.

Als wir am Parkplatz ankommen sind wir alleine. Gut! Wir schleppen die Dinge die wir fürs stark verspätete Lunch benötigen, über die kleine Hängebrücke, lassen uns an einem der Tische nieder - verschwinden ganz schnell wieder! Hier gibts ants! Ein Stück weiter ist alles ok!

Nach ein paar Minuten hält ein alter, blau lackierter Schulbus. Heraus strömt eine Gruppe Teenager mit ihren erwachsenen Begleitern. Keine Ahnung, wo die Truppe her ist - jedenfalls guckt die Jugend gelangweilt bis genervt, ist ungewöhnlich unfreundlich. So was kennen wir hier in der Gegend nicht und vermuten, dass sie vielleicht aus den Grossstädten kommen? Einer der Begleiter versucht sich darin, die Historie der umliegenden Geologie nach seinem Verständnis zu erklären. Sein Auditorium reisst er damit auch nicht gerade mit. Falsches Thema beim falschen Publikum. Dafür werden wir - sagen wir mal - angestarrt wie Exoten. Haben die etwa Hunger?

"Komm, lass uns gehen!" Wir packen unsere Sachen, wandern zurück zum Parkplatz. Dort steht inzwischen ausser dem alten Schulbus und unserem H3 noch ein Mercury(?) samt älterem Paar. Freundliche Leute! Und dann fragt mich der Mann, ob ich denn wüsste, wo sie denn hier wären? Deja vu!

Sie lebten in einer jener Siedlungen für retired people im südlichen Arizona, wären auf dem Weg zu ihrem Sohn und dessen Familie, die ein paar Urlaubstage am Lake Powell in Bullfrog verbrächten. Irgendwie hatten sie etwas von einer Fähre gehört, aber hier gäbs ja keine und wie sie jetzt nach Bullfrog kämen - God only knows?

Ja, es gibt eine Fähre, die Abzweigung nach Halls Crossing haben sie übersehen und schon hinter dem Monument Valley keine Idee mehr gehabt, wo sie eigentlich waren. Cellphones funktionieren ja auch nirgendwo! So konnten sie den Sohn nicht anrufen und fragen.

Karte raus! Hier sind wir, - "Ach, da?" - dort die Abzweigung zur UT 276 und dann bis nach Bullfrog! "Und sonst gibts hier nichts?" Doch, dazwischen liegt noch Ticaboo, falls der Sprit knapp werden sollte. Wie gesagt, deja vu! Ob die Erklärungen alle ankommen? 7 Meilen nach Norden, dann links ab und ca. 40 Meilen immer auf der gleichen Strasse bleiben, das kann man sich merken. Beruhigend, dass die Kreuzung beschildert ist!

Wir machen uns auf den Heimweg! Ein paar schöne Bilder liefert uns der beginnende Abend noch, bevor es dunkel wird. Bliebe die Frage nach den Strangern. Sind wir überheblich?

Cliffs an der UT 95 bei der Hog Spring
UT 95, Hog Spring
Hog Spring, Erosion
Erosion
Hog Spring Rest Area
"Swinging Bridge" an der Hog Spring Rest Area
Eingang zum Leprechaun Canyon
Leprechaun Canyon an der UT 95
North Wash
Im North Wash
North Wash, UT 95
Entlang der UT 95 im North Wash
The Notch an der UT 24
The Notch nördlich von Hanksville an der UT 24
UT 24
entlang der UT 24
Hummer H3 Armaturenbrett
Lady mit ihrem neuen Star - Henry the Hummer! Woody der Bär passt auf! Um 10 Minuten vor 20 Uhr noch 92° F ist auch nicht schlecht.
Moenkopi Formation
Vielfarbiges Moenkopi an der Auffahrt zur I-70
Sundown San Rafael Reef
Sundown San Rafael Reef
Wolken über dem San Rafael Reef
Sundown Intersection UT 95 - I 70
Intersection I70-UT95