Moon House
Als der Mormonen-Treck, der Hole in the Rock überwunden und danach die kräftezehrende Route über die Wilson Mesa bezwungen hatte, Cedar Mesa erreichten, dürften sie aufgeatmet haben. Endlich eine relativ ebene Hochfläche, mit Pines und Juniper bestanden.
Ein Problem hatten sie allerdings - sie verloren die Orientierung, schickten Suchtrupps aus, fanden die optische Verbindung zu den verlorenen Landmarks wieder und konnten so ihren beschwerlichen Treck in Richtung Four Corners fortsetzen. Was diese Menschen an Strapazen auf sich nahmen, können wir heutzutage nur schwer nachvollziehen.
Doch auch diese Hochfläche ist von tiefen Canyons durchzogen. Die Mormons konnten letztendlich nur in südwestlicher Richtung ziehen, wollten sie nicht erneut mit einem der tiefen Canyons in Konflikt geraden. Sie waren zwischen dem North Fork of Road Canyon und dem McLoyd`s Canyon eingekeilt. Natürlich gab es damals diese Namen noch nicht.
Ob sie die grossen Anasazi-Behausungen entdeckten? Sie hatten andere Sorgen! Es ist möglich, aber nicht unbedingt wahrscheinlich.
Wir hatten vom Moon House gehört, so genannt nach Zeichnungen in seinem Inneren. Es soll in Machart und Grösse den Häusern auf Mesa Verde kaum nachstehen. Allerdings darf man hier keine Führung durch einen Ranger erwarten. Selbst ist der Besucher. Erstens beim Finden, zweitens dabei, in einen Canyon abzusteigen und auf der gegenüber liegenden Seite wieder hinaufzuklettern. Trittfestigkeit ist gefragt.
Wer will kann die Kane Gulch Ranger Station neben der UT 261 ansteuern. Offen gesagt, besonders hilfreich sind die Auskünfte, die man vor Ort erhält, nicht. Hinzu kommt, dass die Station selten geöffnet ist.
Es geht auch ohne und einfacher, besser! Die Ranger Stations sind sehr oft nicht gerade der Quell allumfassender Weisheit. Fahren wir auf der UT 261 weiter nach Süden bis zu 12S 0595360, 4144150. Dort biegen wir nach links - Osten - ab. Nach weniger als einer halben Meile - bei ca. 12S 0595920, 4143925 - nehmen wir die linke Spur. Nun kann nichts mehr schief gehen! Zuvor bezahlen wir an der Info-Tafel unseren Obolus für den Day-Use.
Der Trail - Emigrant Trail - ist nicht übermässig schwierig. HC würde wohl genügen, - ein SUV ist beruhigend! Auf einer weiten, mit Pinions und Juniper bestandenen Hochfläche zweigt bei ca. 12S 0605965, 4141755 eine Spur nach links ab, windet sich durch den niedrigen Wald. An ihrem Ende kann man den Canyon noch nicht erkennen, er liegt in nordöstlicher Richtung. Auf Cairns achten, sie weisen den kurzen, kaum mehr als 250 Meter langen Weg.
Am Canyonrand enden die Cairns noch nicht, aber der Weg ist auch ohne Markierung ganz gut zu erkennen. Es geht ziemlich steil abwärts. An einigen Stellen ist es angebracht, die Hände zur Sicherung zur Hilfe zu nehmen. Wirklich schwierig kann man den Trail aber sicher nicht nennen.
Seinen Namen verdankt das Moon House Zeichnungen im Inneren, die Mondphasen abbilden. Das Gebäude ist ungewöhnlich gut erhalten. Baumring-Datierungen weisen auf eine Siedlung aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts hin.
Wir wissen, es gibt ein Hindernis auf dem Weg! Eine fast 2 Meter hohe Klippe muss überwunden werden. Mal sehen, ob wir dafür gut genug sind?
Unterhalb der Klippe haben andere Wanderer einen Steinhaufen aufgeschichtet; vielleicht 1/2 Meter hoch. Nach unten kämen wir ja, aber wieder hinauf? Es ist ja nicht nur die Stufe an sich, sondern auch die steile Schräge oberhalb, die überwunden werden will.
Wir suchen noch den Hang rechts und links ab, finden keine leichter zu begehende Stelle. Mit einem Seil oder Ähnlichem sind wir nicht ausgerüstet. Uns bleibt bei realistischer Einschätzung der Lage und unserer Fähigkeiten nur die Umkehr!
Beim Aufstieg sehen wir im Rückblick die schwierige Stelle noch einmal genauer. Da müssen Sportlichere ran, als wir es sind oder wir müssten es noch einmal mit technischen Hilfsmitteln versuchen?
Nach dem Aufstieg rasten wir für einen Moment oben am Rande des Canyons. Plötzlich ein Schatten! Über uns gleitet lautlos und wie schwerelos ein Raubvogel.
A ghost from the ancients?
Oben am Rand des Canyons angekommen können wir nördlich die Landmark der Bear Ears erkennen.