Monitor & Merrimac Trail
Wir sind wieder mal in Moab.
Wie immer ist es eine Herausforderung, alle unsere Ausrüstungsgegenstände im Auto sinnvoll und sicher unterzubringen. Das gehört zu meinen Obliegenheiten des ersten Tages. Wir haben uns in diesem Jahr für einen nicht ganz taufrischen Hummer H3 entschieden, in der Hoffnung, damit ein für unsere Wünsche und Erfordernisse optimales Fahrzeug zu haben.
Vor den ersten Ausritt haben die Götter den Schweiss gesetzt! Das Fahrzeug ist recht klein, hat wenig Staumöglichkeiten. Wahrscheinlich war noch nie einer unserer SUVs so vollgestopft. Es braucht erheblich mehr Zeit als geplant um alles gut zu verstauen. Spät am Nachmittag ist es endlich soweit, einer Testfahrt auf Rappeln und Klappern steht nichts mehr im Weg.
Wohin soll es gehen? Offroad muss es schon sein, damit die Fuhre auch richtig durchgeschüttelt wird. Ich schlage die Rainbow Rocks vor. Zwar nichts Neues, aber eine sich im Schwierigkeitsgrad langsam steigernde Route, auf der man sich mit dem Fahrzeug vertraut machen kann. Also rauf auf die US 191 und ab nach Norden! Dann auf die Blue Hills Road und die Levi Well Road.
Und dann passierts! Ich biege zu früh ab, (12S 0611147, 42870412) und fahre so auf die Mill Canyon Road! Was tun, umdrehen? Lady meint, wir sollten einfach weiterfahren, schliesslich wäre es schon relativ spät und hier können wir doch das Fahrzeug sicher auch testen. Recht hat sie! Wir bleiben auf der Road, schauen mal, wo wir landen.
Das erste kurze Stück kennen wir. Da steht die Hinweistafel mit BLM- Bekanntmachungen. Wir halten uns links. Auch die Strecke ist uns nicht ganz unbekannt. So ungefähr zweieinhalb Meilen von der US 191 entfernt führt der "Monitor & Merrimac" - Trail in das Bett des Tusher Washs hinein. Dem wollen wir "flussauf" folgen, denn diese Route ist neu für uns.
Auf der nächsten Meile tieft sich das Tal ein, auch das Bett des Washs wird enger. Stellenweise sehr eng sogar, so dass ich mit den leicht überstehenden Rädern des SUV`s immer wieder die Böschung "abrasiere". Hier hätte man mit einem Midsize-SUV kein gutes Leben. Mal sehen, wie es weiter geht, ob wir überhaupt durchkommen können. Wenden wäre im Übrigen aussichtslos, da die Ränder des Wash meterhoch sind.
Das enge Teilstück hat nach einiger Zeit ein Ende. Böse bin ich darüber nicht. Der Trail weitet sich wieder, die umgebenden Cliffs zeigen die ausgeprägte horizontale Schichtung, die für die Gegend typisch ist.
Der Trail führt in eine Art Talkssel.. Hier fächert sich der Tusher Wash in vier Arme auf und der östlichste davon hat die Cliffs hinüber zum Mill Creek schon durchbrochen. Durch diese Lücke sehen wir mächtige Felstürme.
Es sind die sog. “Determination Towers”, die wir vor 3 Jahren schon einmal ganz unvermutet aus der Luft sahen. Der hier ziemlich einfach befahrbare Trail führt uns durch das Tor in den Cliffs hinüber in Richtung Courthouse Pasture und den Türmen. Aber erst mal halten wir an, steigen aus, sehen uns ein wenig um, - und entdecken ein "Monument"!
Ein kurzes Stück weiter und die Felsformation ist in ihrer gesamten Ausdehnung zu sehen.
Zuerst scheint der Weg um den linken Pfeiler des Tors nach Norden abzubiegen. Das täuscht, die Route verläuft direkt hin zu den Towers, führt dort auf ein Slickrockfeld, das diese ringförmig umgibt. Die Towers werden sozusagen auf dem Tablett serviert.
Unmittelbar an den Felsen dreht der Trail nach rechts, überquert in ca. 0,2 Meilen den Mill Creek Wash. Wie so oft zaubert das warme Licht des späten Nachmittags mit den Farben und Formen der Landschaft.
Schön warm ist es - das Aussenthermometer zeigt 40°C. Da freut man sich schon mal über etwas Schatten und den bieten die Towers um diese Uhrzeit auf ihrer Ostseite. Auf dem Slickrockfeld parken wir das Fahrzeug im Schatten des nördlichsten Turms, gehen ein bisschen "exploren". Lady macht das erste Bild des Urlaubs von mir und natürlich auch eins vom Auto, das sich bisher gut fährt, wenngleich noch keine richtig schwierigen Abschnitte zu bewältigen waren.
So angenehm der Schatten hinter den Towers ist, zum Photographieren ist die Situation schwierig. Der Kontrast zwischen Schatten und Himmel ist ungeheuer gross. Mit Filmen wären Aufnahmen kaum vernünftig zu belichten. Auch mit digitalen Aufnahmen im Format JPG kommt man nicht weit. Das Rohdatenformat RAW hilft, der Aufnahmesituation wenigstens einigermassen gerecht zu werden.
Wir wollen weiter und nehmen den Trail nach Süden in Angriff, der langsam an Höhe gewinnt. Plötzlich eine heftige Felsstufe, die ungefähr die Höhe der Motorhaube besitzt. Lady äussert sich skeptisch, das das zu schaffen ist.
Probieren wir es! Schliesslich hat der Hummer einen sehr guten Front-Böschungswinkel. Vorsichtshalber den 4 LO angewählt. Langsam gehts an die Stufe ran und es kratzt! Aussteigen, Lage beurteilen. Nur ganz wenig fehlt, aber das vordere Skidplate schabt etwas auf dem Stein. Da muss die Trickkiste her. Zurück und nochmal ansetzen, diese Mal aber um einige Grade schräg. Kein Kratzen mehr, gewonnen!
Mit einem herkömmlichen SUV hätten wir schlechtere Karten gehabt, oder doch nicht? Möglicherweise geht eine Spur um das Hindernis herum. Wir wissen es nicht genau. Aber jetzt wissen wir, dass der Hummer einiges mehr drauf hat als ein normales SUV.
Weiter gehts und das nächste Hindernis lässt nicht lange auf sich warten. Der Trail wird eindeutig anspruchsvoller. Ein auf den ersten Blick übel aussehender Hügel mit mehreren Felsstufen darin, auf dem man ca. 6-8 Meter Höhe überwinden muss. Nachgemessen hat es keiner von uns.
Nicht dass Lady Angst hätte, schliesslich hat sie selbst schon solche Strecken wie Elephant Hill oder Top of the World gefahren, aber sie hat hier doch Bedenken. Mich stimmt optimistisch, wie unser Fahrzeug die Steinstufe zuvor gemeistert hat. Das war schon ziemlich eindrucksvoll gewesen.
Erst mal suche ich mit den Augen eine realistische Route, auf der keine unüberwindlich hohen Kanten und keine gefährliche Schräglage zu befürchten sind, präge sie mir ein. Zügig anfahren - zu langsam kann genauso problematisch sein wie gefühlloses Durchziehen. Dann gehen wir die Sache an und kurz darauf sind wir oben! Ohne jeglichen Kontakt zwischen Unterboden und Fels. Der Hummer ist offenbar "a class of its own!"
Merrimac Butte kommt ins Sichtfeld. Wer schon einmal über die UT 313 hinauf nach Canyonlands Island in the Sky gefahren ist, hat vermutlich auch am View Point die zugehörigen Erklärungen gelesen und die beiden Buttes - Monitor & Merrimac - bewundert. Was von dort aber verborgen bleibt ist die wunderbare Landschaft, die die beiden umgibt.
Wir müssen entscheiden, ob wir den Original-Verlauf des Monitor & Merrimac Trails folgen wollen: Der würde wieder nach Norden und durch den Mill Creek zurück zur US 191 führen, ist wahrscheinlich auch leichter. Nein, das wollen wir nicht, sind noch zu abenteuerlustig.
Die nächste Entscheidung: rechts bzw. geradeaus führt der sog. "Wipe Out"; - Trail zur UT 313 auf Island in the Sky. Ein bekannter Easter Safari-Trail, auf den wir keine gesteigerten Wert legen. Bei ca. 12S 0608660, 42801345 biegen wir nach links bzw. Osten ab. Hier soll die Möglichkeit bestehen, die Merrimac Butte im Süden zu umfahren und dann durch die Lücke zwischen ihr und Monitor Butte wieder in Richtung US 191 zurückzukehren.
Hinter dem kleinen Archs befindet sich eine bemerkenswerte Stelle. Eine riesige, nach Süden abfallende Felsplatte ist zu überwinden. Wo, das zeigt deutlich der dunkle Reifenabrieb auf dem hellgrauen Stein. Es ist sofort klar, dass ein Fahrzeug hier eine nicht unerhebliche Seitenneigung bekommen wird. Ganz unbekannt ist der Abschnitt im Übrigen nicht. Es gibt einige Bilder im Internet.
Bergauf ist eine Sache, die Kehre ins Gefälle zurück nach unten eine andere! Hier dürfte schon mancher Wasser und Blut geschwitzt haben und es sollen auch schon Fahrzeuge umgekippt sein. Nicht verwunderlich, denn 25° (nicht Prozent!) Seitenneigung werden schnell erreicht und ein normales SUV befindet sich hier nahe an seinen technischen Grenzen. Ein falsches Manöver und die Fuhre kippt zur Seite. "Shiny side up" nennen das die Offroader.
Die Traversierung gelingt, obwohl das Tilt Meter Werte um 25° anzeigt. Das Fahrzeug verhält sich ruhig, wird keine Sekunde instabil. Später werden wir lernen, dass der H3 noch viel mehr Neigung veträgt. Vorsicht ist trotzdem angebracht.
Man gelangt auf ein weiteres Slickrockfeld, dort verfahren wir uns erst, finden dann doch den Weg nach Osten. Oben auf einer Ridge werden wir mit einem schönen Rundblick entschädigt.
Wir umfahren Merrimac im Süden, finden viel Slickrock vor. Rechts vom Trail fällt das Gelände mehr oder weniger stark zum Sevenmile Canyon ab, links ragt die Butte auf. Gelegentlich ist nicht allzuviel Platz für ein Auto.
Wir erreichen das östliche Ende der Merrimac Butte. Durch die Lücke zwischen den beiden Buttes wechseln der Trail auf die Nordseite der Monitor Butte, wo uns noch einmal ein Slickrockfeld erwartet.
An sich wird der Trail nun wieder leichter, aber er führt über eine ziemlich hohe Kante abwärts. Links existiert eine Umfahrung. Irgendwie fehlt mir die Lust, mich an der Kante zu versuchen und so fällt die Entscheidung zugunsten der alternativen Spur. Zwar nicht so steil wie die Stufe, dafür an einer Ecke ziemlich eng! Vielleicht doch keine gute Idee? An der Ecke schrappts kurz, aber wir sind unten auf dem nächsten Slickrock-Niveau. Nur, unser Auto erzeugt plötzlich beim Fahren merkwürdige Geräusche! Haben wir uns eine Platten geholt?
Routineprozedur - oft geübt! Einer links raus, der andere rechts und vorn und hinten nachgesehen! Kein Platten! Schon mal gut, aber was verursacht dann die merkwürdigen Geräusche? Lady entdeckt die Ursache:
Das Schrappen an der engen Ecke kam offenbar vom rechten Running Board. Vermutlich bin ich damit an einem vorstehenden Stein hängen geblieben, wodurch die Tragarme verbogen wurden. Jetzt scheuert das Running Board am rechten Hinterrad.
So können wir nicht allzu weit fahren, es würde vermutlich den Reifen zerstören. Zum Zurückbiegen sind die Tragarme natürlich zu massiv. Einfachste Lösung - ab mit dem Teil! (Lady findet später eine wesentlich praktikablere Lösung, bevor wir die unsinnigen Einstiegshilfen endgültig abschrauben.)
Ein Werkzeugkasten ist immer an Bord. Schön dass wir auf einer Felsplatte stehen, da muss ich nicht im Staub rumkriechen. Schlecht, dass es auf der sonnigen Seite ist! Erste Lektion - die Schrauben des Hummer sind metrisch!
Etwas diffizil ist die Lage zweier Befestigungsschrauben, aber mit etwas Erfahrung und Geduld kriegt man das hin. Das abgenommene Board kommt erst mal hinten in den Laderaum.
Wo gehts eigentlich weiter? Wir folgen einfach Spuren, die uns zusagen. Monitor & Merrimac - Trail ist das schon längst nicht mehr. Unwichtig, wenn die Landschaft so schön ist, wie hier. Auch wenn die Schatten schon lang werden, wir wollen uns hier noch ein bisschen umsehen. Das wir an sich auf "Testfahrt" sind ist längst vergessen. Die Landschaft hier ist wunderschön und das Auto überzeugend. Der Hummer kann viel. Es war die richtige Entscheidung, ihn zu nehmen.
Die Gegend um bzw. nördlich der Buttes bietet noch mehr Ziele: Uranium Arch, Courthouse Rock, Sevenmile Rim und anderes. Auch muss man nicht die beschriebene Route wählen, um hier her zu kommen. Es gibt eine Handvoll Alternativen - leichtere und schwerere.