Letzte Aktualisierung: 14 Mar 2020

Sie wollten doch schon immer hoch hinaus?

Da gäbs was für Sie! Wenn Sie ein wenig Mühe nicht scheuen.

Zugegeben, der Name ist eine Übertreibung - aber eine charmante. Wir kommen noch darauf, später!

Unser Startpunkt ist wieder mal Moab. Auf der US 191 gehts bis zur Brücke über den Colorado River, dann direkt davor rechts ab auf die UT 128, einem Scenic Byway. Big Bend, HAL-Canyon (nicht dass der besonders sehenswert wäre, aber ich frage mich immer, wo ist Kubrick?), Professor Valley, Richardson Amphitheatre und die Fisher Towers. Auch schon einen kleinen Ausflug wert. Leider ist die Strecke nicht mehr so naturbelassen wie früher, seit hier zwei Beherbergungsbetriebe alte Baurechte (für Landwirtschaft) ausnutzen und sich Tourismus breit macht. Andererseits gabs ja vor ca. 100 Jahren schon mal die Ortschaft Richardson westlich der Towers am Ufer des Colorado Rivers.

Wir fahren weiter, erreichen nach 6 Meilen die Dewey Bridge. Modern und schnörkellos, daneben aber stand als Denkmal die alte Hängebrücke, bis sie im April 2008 durch Unachtsamkeit abbrannte. Früher konnte man drüberlaufen, die schmale holzbeplankte Fahrbahn als Fussweg nutzen. Nur, die nicht verstummen wollenden Stories über Driver, die ihr vehicle kreidebleich rübergebracht haben, die gehören doch eher ins Reich der Urban Legends. Das ist nun leider Historie! Ob das Denkmal je wieder aufgebaut wird ist mehr als zweifelhaft.

Genau dort, wo die Strasse nach links auf die neue Brücke abbiegt geht auch es geradeaus weiter. Entrada Bluffs Road! Erst ein bischen langweilig, dann kommen links hohe Wände aus Entrada-Sandstein. Daher der Name! Sehr glatt, oft zweifarbig grau und rot. Leider hat irgendwer - der Rancher am Ende der Road? - mal die aberwitzige Idee gehabt, die Road mit sehr grobem Kies zu stabilisieren. Weniger matschig mag sie ja bei Nässe sein, dafür ist sie jetzt beim meist vorherrschenden trockenen Zustand bedenklich für alle mit dritten Zähnen. Dass unser Auto da noch keine Teile abgeschüttelt hat spricht für die Verschraubungen. Je nach Wetterlage ist in einer tiefen Mulde, die sich schon durch grosse Bäume ankündigt, eine Wasserdurchfahrt angesagt. Manchmal 6 bis 8 Meter breit, oft auch Null, aber bisher immer passierbar, wenn auch gelegentlich einen halben Meter tief.

Entrada Bluffs
Entlang der Entrada Bluffs Road.

Danach wirds dann etwas problematischer mit der Navigation, falls wieder - wie eigentlich immer - das Schild vom BLM fehlt. Gute 5 Meilen ab der Bridge müssen Sie schon fahren! Rechts von der Road steigt das Gelände wie eine schräggestellte Platte an. Nichts als Juniper und Pines, bis rauf zum Himmel! Dass hier die Gesteinsschichten so ansteigen hat erneut etwas mit geologischen Aufwölbungen und Salztälern zu tun. Ja und da ganz nach oben, da solls raufgehen! Nur wo?

Die Entrada Bluffs Road verläuft nach 5 Meilen ungefähr OSO und biegt dann scharf nach links und nahezu N ab. Geradeaus gehts aber in der Kurve auch weiter. Da sind Sie richtig (12S 0652107, 4292583), wenn Sie hoch hinaus wollen - aber Vorsicht, nehmen Sie besser den ersten Weg rechts, sonst geht es später ungeahnt tief abwärts! Und das wollten Sie doch gerade nicht, oder? Der Weg nach rechts geht nur wenige Meter von der Entrada Bluffs Road entfernt ab. Also nicht verpassen - nach 80 Metern ist er schon vorbei. Immerhin, dies war die einzige zum navigieren wichtige Stelle! Ab jetzt nimmt man immer die Spur, die weiter bergauf geht. Einfach, oder? Links auf der breiten Road geht es übrigens bis zur Ranch am Ufer des Dolores Rivers, den Sie dort allerdings nicht zu Gesicht bekommen, da die Road durch ein Tor abgesperrt ist. Private Property!

So, jetzt sind es noch etwas über 4 Meilen. aber was für welche! Der Weg sieht anfangs einfach aus, steigert sich kontinuierlich. 4WD ist ein Muss, HC sowieso und manchmal auch 4LO. Also offroad! Die kleinen Gemeinheiten: ein querlaufender Wash mit steinigem und steilen Anstieg bergseitig, später dann ein Slickrockfeld, das zu Aufsetzen einlädt und das gelegentlich quer zur Fahrtrichtung abfallende Gelände. Nein, nicht kontinuierlich, schön in Stufen! Und die laufen längs. Gar nicht so einfach, sich an den Kanten nicht den Unterboden aufzureissen! Überhaupt - die ganze Strecke ist irgendwie eine gigantische Treppe mit verdammt vielen Stufen. 600 Meter Höhenunterschied! Wie es halt ist, wenn man ganz nach oben will - Geduld und Ausdauer sind gefragt!

Schauen wir uns den Weg mal an:

Top of the World-Trail
Top of the World-Trail
Top of the World-Trail
Top of the World-Trail
Top of the World-Trail
Der Trail ist sehr steinig!

Nach den guten 4 Meilen in mehr oder weniger gleichförmigem Juniper- und Pinewald plötzlich ein kleiner Platz und Spuren von Lagerfeuern. Und vor uns nur noch Himmel! Hier sollte man das Auto abstellen und die letzen wenigen Meter zu Fuss gehen. An der Kante sind Sie dann "Top of The World"! Irgendwie ein passender Name, denn der Blick ist phantastisch! Ach ja, und wenn Sie nicht schwindelfrei sind, dann sparen Sie sich vielleicht ein paar Meter! Man muss ja nicht immer bis zum Letzten gehen. Obwohl, so schlimm ist es auch nicht, es ist nur eine Stufe, die hat halt ca. 400 Meter Höhe!

Für die Verwegenen unter uns - am linken Rand des Aussichtspunkts kragt eine Felsnase mehrere Meter über und wer nicht aufpasst steht drauf und weiss gar nicht, wieviel Luft unter ihm ist! Macht sich im Übrigen prächtig auf Bildern, wenn sich eine zweite Person mit Kamera gleichzeitig vielleicht 20 Meter weiter rechts an der Kante befindet. Die sieht nämlich, was der Andere wohlmöglich nicht einmal ahnt! Nämlich, dass er auf einer Art Balkon steht - nur eben ohne Geländer. Gibt ein gutes Bild!

Top of the World
Tief unten liegt das Richardson Amphitheatre. Über 800 Meter Höhenunterschied!
Fisher Valley von Top of the World
Fisher Valley und das Erosionsgebiet des Onion Creeks.
Top of the World
Vorsichtig rantasten!
Top of the World
So ist es sicherer!
Top of the World
Ohne Geländer!.
Top of the World
Er hat schon was - der Blick in den Abgrund!

Unter Top of the World liegt das Fisher Valley und die Schlucht des Onion Creek, etwas rechts - beugen Sie sich ruhig vor! - die Fisher Towers. Halblinks (und natürlich höher) die majestätischen LaSal Mountains, am östlichen Rande des Fisher Valleys die berühmte Polar Mesa mit ihrer Ghost Town. Das ist aber eine ganz andere Geschichte! Jenseits des Onion Creeks - auch die Salzbarriere sieht man sehr gut! - Fisher Mesa, dahinter die Wahrzeichen des Castle Valleys (ausser dem Plug) "The Priest and Nuns". Richardson Amphitheatre (die grosse Erweiterung des Colorado River - Tals westlich der Fisher Towers) und der Colorado River liegen zu Füssen, dahinter das rauhe Dome Plateau mit seinen ebeso herausragenden Aussichtspunkten (auch eine andere Geschichte) und sogar von Arches sieht man etwas! Rechts im Norden das graue Grand Valley, dahinter die Linie der Book Cliff nördlich der I 70. Aber drehen Sie sich ruhig auch mal um! Dolores River Canyon und der gigantische Uncomphagre Uplift dahinter sind ebenso sehenswert!

War das jetzt alles? Nein, eine Attraktion gibt es noch, die ist aber ein bischen scary! Gehen Sie mal weiter nach links, so ein bischen ums Eck! Da ist es! Ein durch Joint-Erosion von der Mesa losgelöster Felsturm. Mit ziemliche ebener Oberfläche. Unerreichbar? Nein, aber über die knapp einen Meter breite Spalte, die vielleicht 200 Meter tief ist sollten Sie schon springen. Schauen Sie doch mal runter! Hier oben ist im Übrigen der Blick auf Polar Mesa besser.

Top of the World
Die Spalte dürfte ca. 200 Meter tief sein?
Top of the World
Uns schon ist man drüben!
Top of the World
Wagen wir noch eine Blick!
Fisher Valley, LaSal Mountains
Top of the World? Charmant übertrieben, wie die LaSals belegen!

So siehts also ganz oben aus. Eben "Top of the World!" Und noch eine Weisheit bestätigt sich: "Runter kommen sie alle!" Fragt sich nur wie? Denn der Weg ist bergab mit dem 4WD keinesfalls leichter. Alternativen gibts nicht! Nur Mut!