Lady tames an Elephant
Beef Basin bzw. Ruin Park stellen relativ abgelegene Orte südlich der Needles dar. Sie gehören nicht mehr zum Canyonlands National Park, werden offenbar auch nur wenig besucht. Einer der Hauptgründe, sich die Gegend anzusehen stellen die vielen Anasazi-Ruinen dar, die dort zu finden sind. Es sollen Hunderte sein.
Es gibt auch einige Trailheads für ausgedehnte Wanderungen: Gypsum Canyon und Imperial Valley sind Beispiele. Wir wollen uns dort umsehen, vielleicht - wenn die Bedingungen günstig sind - auch von Süden her bis zu den Needles gelangen. Wir lassen uns überraschen.
Wir starten über die US 191 und UT 211. Runde 20 Meilen von der Abzweigung der UT 211 entfernt - wir sind schon längst in den Indian Creek Canyon abgestiegen und am Newspaper Rock vorbeigefahren - erreichen wir ein Reservoir, welches rechts neben der Strasse liegt. Gerade gegenüber öffnet sich die weite Mündung des Cottonwood Canyons.
Am nördlichen Ende des Reservoirs findet man eine breite Gravel Road, die nach Westen abzweigt. Achtung, der Abzweig stimmt zumeist nicht mehr mit dem in Karten eingetragenen Weg zur Dugout Ranch und weiter in den Canyon hinein überein. Er wurde in den letzten Jahren nach Norden verlegt! Nach ca. einer 1/2 Meile findet man eine gute Furt durch den Indian Creek. Auch danach ist die Road in erstklassigem Zustand. Im Mai kann man hier eine ausgedehnte Kakteenblüte bewundern, für die alleine sich schon der Weg lohnt.
Auch diese Road wurde irgendwann neu trassiert. Die alte Strecke verläuft östlich des Cottonwood Creeks, die neue westlich. 5 Meilen kommt man flott voran, dann wird die Strasse ganz allmählich schlechter, geht in Dirt über. Ein Stück weiter stösst man auf ein primitives Gate - die Trennung zwischen Dugout - und Wilson Ranch. (Will man die gleiche Strecke zurückfahren und könnte evtl. ins Dunkle kommen, dann sollte man die Koordinaten des Gates im GPS-Empfänger als Gefahrenpunkt abspeichern, da die Sperre aus der anderen Richtung bei Dunkelheit erst im allerletzten Moment sichtbar wird!)
Langsam steigt die Road an, umrundet die Südspitze der Bridger Jack Mesa. Rechts am Wegesrand eine Quelle. Cathedral Butte wird nördlich und westlich umfahren. (Vorsicht - dieser Abschnitt der Road fehlt z.B. im Delorme Kartenmaterial vollständig!) Im Westen der Mesa gelangt man nahe an den Rand der südlichen Ausläufer des Salt Creek Canyons. Ein Weg führt etwas über eine Meile auf eine Landzunge hinaus, die in das Canyonsystem hineinragt. (12S 0614026, 4201748)
Mit Ausnahme der gelegentlichen Ausblicke bietet die Road relativ wenig. Nachdem man genügend Höhe erreicht hat - es geht auf über 2.500 Meter hinauf! - wechselt der Bewuchs. Man bewegt sich zumeist durch einen niedrigen Wald, der u.a. sehr kleinwüchsige, buschartige Eichenarten beheimatet.
Boundary Butte lassen wir links liegen. Viele Kurven bestimmen den Streckenverlauf. Regen führt immer wieder zu Auswaschungen, die ein Grader gelegentlich beseitigt. Bei 12S 0606370, 4195870 ein Wegedreieck! Längst schon befinden wir uns im Manti Lasal National Forest und es findet sich ein hölzernes Hinweisschild "Beef Basin";. Rechts abbiegen! Über 500 Höhenmeter werden wir auf 12 Meilen bis hinab ins Beef Basin wieder verlieren.
Das Wetter ist trocken, wenngleich nicht blendend. Meistens haben wir bedeckten Himmel, was sich im Laufe des Tages noch verstärken wird. Regen war allerdings kaum zu erwarten, so dass nichts gegen eine längere off pavement - Fahrt sprach.
Wir wussten worauf wir uns da einliessen, waren wir die Route doch schon von Norden her gefahren. Und es war Lady´s Tag! Sie war mit ihrem damaligen Lieblingsfahrzeug, dem Jeep Grand Cherokee unterwegs, unternehmungs- und abenteuerlustig . Schön, da konnte ich mich auf die Landschaft konzentrieren, solange kein Spotter gebraucht wurde.
Bis hinunter ins Beef Basin und der Ruin Park braucht man bei guten Bedingungen kein 4WD. Weiter nach Norden und hinein in den Canyonlands National Park ist dann ein solches Fahrzeug aber dringend erforderlich und auch das reicht nicht alleine aus. Der Fahrer sollte ein gerütteltes Mass an Erfahrung mitbringen. Wer zwischen Bobby Hole und Elephant Hill mit seinem Vehikel liegenbleibt, darf mit Bergungskosten im vierstelligen Bereich rechnen.
Ignorieren des Schildes wäre gefährlich! Wir befinden uns unmittelbar vor der Abfahrt hinunter nach Bobbys Hole, einer steilen, sandigen Rampe, die man zwar vielleicht noch gut hinunter, aber mit einer grossen Wahrscheinlichkeit nicht wieder hinauf kommt, wenn man nicht über ein gutes Allradfahrzeug und die nötige Erfahrung im Umgang damit besitzt.
Ist die Strecke Sackgasse, muss man hier in jedem Fall wieder zurück? Nein, der Trail endet nicht in einem Dead End. Er führt zu guter Letzt wieder zurück auf die geteerte Strasse in die Needles Area. Nur haben die Götter zwischen Teer und der Road den Elephant Hill gesetzt.
Sicher haben Sie schon Horrorgeschichten vom Hill gehört. So schlimm wie oft kolportiert ist er auch nicht, aber er ist bei weitem nicht das einzige Hindernis. Jetzt heisst es aber erst einmal, das Gefälle hinunter ins Hole zu bewältigen.
So gut wie in diesem Jahr ist das Gefälle nur selten. 50 Meter Höhenunterschied auf 200 Meter Wegstrecke. Hier sehen wir nur das gute oberste Stück des Weges. Unten bildet der Sand ein ernsthaftes Hindernis für Bergauffahrende. Eine doppelte, hinterhältige Stufe kommt noch hinzu! Wir sind noch ausserhalb des National Parks. Alle paar Jahre mal schickt die San Juan County einen Grader. Wenn man also Glück hat....
Bobbys Hole gehört geologisch zu den Grabens - man spricht es auch im Englischen "Deutsch" aus! - die das südwestliche Gebiet der Needles Area prägen. Es handelt sich tatsächlich um grabenartige, parallel in Richtung NO verlaufende Senkungsstrukturen, die durch schroffe Wände voneinander getrennt sind. Von einem Graben in den benachbarten Graben zu gelangen ist zumeist sehr schwierig, mit Fahrzeugen nur an ganz wenigen Stellen überhaupt möglich.
Auf den Böden der Grabens findet man über längere Strecken einen einfach zu befahrenen Trail vor. Man kann entspannen und sich seine Kondition für die Übergangsstellen und andere Hindernisse aufsparen. Man wird sie benötigen!
Eines wird schnell klar - ohne ein anständiges SUV geht hier nicht viel. Das ist schon eine 4WD-Road, die gewisse Anforderungen stellt. Es muss aber auch nicht wie man oft hört, ein speziell umgerüstetes Fahrzeug sein. Wir waren in 20 Jahren schon mit verschiedensten Fahrzeugen hinter den Elephant Hill: 1990er Chevrolet Blazer, Ford Explorer der ersten Baureihe, Jeep Grand Cherokee und Jeep Wranger. Mit letzterem tut man sich natürlich am leichtesten.
Die ersten kleinen Hindernisse liegen hinter uns und voraus baut sich das Panorama der Needles auf! In parkartiger Landschaft ragen die rotweiss gestreiften Säulen in den Himmel, bilden teils phantastische Figuren.
Wir nähern uns einer Schlüsselstelle. Ein Übergang innerhalb der Devils Lane - von einem Niveau auf ein höheres. Steil, steinig, mit einer rechtwinkligen Ecke. Hier haben sich schon etliche Fahrer das Fahrzeug beschädigt. "S.O.B. Hill" wird das Hindernis genannt.
Devils Lane führt uns nach Norden. Stellenweise stehen die Felsen rechts und links wie Mauern dicht am Trail. Es ist aber bei weitem nicht so eng wie in der benachbarten Devils Pocket, die man von Süden kommend aus gutem Grund nicht befahren darf.
Dort gibt es eine Stelle, durch die ein Full Size SUV vermutlich nicht hindurch passt. Schon mit einem normalen Fahrzeug hat man aufgrund der starken Schräglage - bis zu 25 Grad sind möglich! - das Problem, nicht mit dem Dachholm am Gestein zu scheuern. Türen öffnen ist an dieser Stelle jenseits aller Realität. Dass die Engstelle in einer Kurve liegt, erschwert die Angelegenheit zusätzlich.
Wer meint, diesen neuralgischen Punkt in Richtung Norden umgehen zu können, der freut sich zu früh! Vor ihm liegen die Silver Stairs!
Die Silver Stairs und das anschliessende Slickrock-Feld haben wir endgültig verlassen. Durch einen kleineren Wash geht es hinunter in den Elephant Canyon. Der Trail verlässt ihn schnell wieder in Richtung des "grossem Finales" der Route - Elephant Hill!
Der Hill hat einen gewissen Ruf!
Erkundigt man sich in der Needles Ranger Station, dann zaubern die Ranger einen Ringordner hervor, der Bilder von der Strecke enthält, aber auch solche von abgestürzten Fahrzeugen. Quasi unter der Hand wird berichtet, wie viele Tote und Verletzte es schon gab. Nicht zu vergessen, dass ein eventuell notwendiges Bergen des Fahrzeugs regelmässig über 2.000 $ kosten wird. Der dezente Hinweis, dass "unmodifizierte" Cars hier des Öfteren beschädigt würden darf natürlich auch nicht fehlen.
Das Verhalten sollte man den Rangern nicht übel nehmen. Sie haben nur Ärger, wenn hier ein unerfahrener Driver in Schwierigkeiten gerät.
Am Hill lernt man viel über die Leistungsfähigkeit ganz normaler SUV´s, denn hier sind ziemlich extreme Kletterstrecken vorhanden. Eine Haarnadelkurve ist bei weitem zu eng, um darin ums Eck zu fahren. Man muss das folgende, vielleicht 200 Meter lange Stück im Rückwärtsgang hinunter fahren, bevor man die Fuhre wieder in Fahrtrichtung drehen kann. Kommt man von der Westseite, muss man ebenso verfahren, obwohl es von hier erst einmal nicht notwendig scheint. Würde man es aber nicht tun, müsste man die extremen Steigungsabschnitte im Rückwärtsgang bewältigen! Manche sollen sich aber auch vorwärts um die Spitzkehre quälen und dabei recht häufig die rechte Fahrzeugseite ramponieren.
Nicht zu vergessen, die Spitzkehre auf der Ostseite. auch hier kommt man nicht ums Eck, aber direkt daneben findet sich ein recht ebener, fast kreisrunder Platz von vielleicht 8 Metern im Durchmesser. Auf diesem kann man - muss man! - wenden. Vorsicht, auf vielleicht 240° seines Umfangs fällt der Fels senkrecht ab. Wie hoch? Hoch genug!
Die extremen Steilstücke der Westseite hat man leicht entschärft, indem man an den schlechtesten Stellen diskret etwas Teer einfügte. Die meisten Fahrer werden das aufgrund ihres Adrenalinspiegels vermutlich nicht bemerken! Wie wir in 2011 sahen, wurde auch der östliche Aufstieg an der Soda Spring mit Teer entschärft.
Lady und ihr Jeep sind ein eingespieltes Team!
Die Ostseite des Elephant Hills ist zwar auch nicht ganz trivial, stellt aber keine allzu grosse Herausforderung mehr dar. Sind wir erst unten am Campground, bleiben nur noch wenige Meilen guter Gravel, bevor wir wieder auf Teer kommen.
Nachtrag:
In 2011 waren wir erneut auf dieser Strecke unterwegs. Dieses Mal sollte das Bildmaterial besser sein.