Lookout Point
Die Geschichte könnte auch Eagle Canyon heissen, aber der Titel soll noch für ein anderes Abenteuer frei bleiben. Ausserdem dürfte Lookout Point bei den Bildern zu diesem Tag attraktiver sein.
Der Westhang der San Rafael Swell ist deutlich weniger schroff als ihr Osthang mit seinem steilen, teilweise unüberwindlichen Reef. Sanft steigt die Landschaft aus dem Castle Valley nördlich der I 70 an - südlich davon finden sich das Mussentuchit Flat und die Last Chance Desert. Auch hier nur sanfte Anstiege, die an einem invertierten Reef enden, an hohen Cliffs, die zur Innerseite der Swell abfallen. An manchen Stellen ergeben sich so eindrucksvolle View Points wie z.B. am Horizon Arch.
Oben auf der Swell kann man westlich der Brücken über den tiefen Eagle Canyon von der Interstate abfahren. Ein mögliches Abenteuer von hier wäre die Eva Conover Road, ein anderes - über die sog. Moore Cutoff Road zu erreichen - das Coal Wash-System mit dem mächtigen Swaseys oder Slipper Arch.
Entlang der östlichen Flanke, vom Moore Cutoff zum Austritt des Coal Canyons aus der Swell zieht sich angeblich ein 4WD-Trail, den wir ansehen wollen. Eine Karte der Swell notiert allerdings am Eagle Canyon, dass dort die Spur zu schmal für normalbreite Fahrzeuge sei. Mal sehen, was uns erwartet?
Vor zwei Jahren fanden wir den Moore Cutoff wie gewohnt als gute Gravel Road vor, dieses Jahr hat sich das geändert. Die Strecke wurde geteert. Sicher ein Vorteil für die Bewohner des Castle Valleys.
Laut Topomap soll die von uns gesuchte Spur bei ca. 12S 0504010, 4303220 vom Cutoff nach rechts wegführen. Wir unterhalten und über dieses und jenes und fahren mal wieder an der Abzweigung vorbei.
Die Spur ist nicht besonders schwierig. Ein HC-Fahrzeug, besser aber ein 4WD, sollte es allerdings schon sein. Rechts von uns steigt das Gelände sanft an, links gibt es weite Blicke über das Castle Valley bis hin zu den blauen Bergen, dem Wasatch Plateau, das auf nahezu 3.400 Meter ansteigt. Castle Valley selbst ist eine alte Kohlebergbau-Region. Noch frisch in Erinnerung: Das schwere Minen-Unglück im Crandall Canyon in 2007.
Nach ungefähr 7,5 Meilen gelangen wir an den Rand des Eagle Canyons und damit an die markierte Stelle. Der Trail steigt steil in den Canyon ab. Am Gegenhang können wir keine Spur erkennen, jedoch auf der gegenüber liegenden Hochfläche ist ein Weg sichtbar. Gibt es eine Verbindung, die mit dem SUV befahrbar ist??
Nach dem ersten kurzen Rundumblick will ich die Strecke selbst checken. Oha, das geht steil nach unten. Viel schlimmer, die Steigung stellt sich als ausgesprochen sandig heraus. Die alte Regel "fahr nie hinunter, wenn Du dir nicht absolut sicher bist, dass Du auch wieder hinaufkommst", die ist hier nicht sicher einzuhalten.
Safety first! Unsere Entscheidung: Wir kehren um!
Der Weg zurück zum Moore Cutoff ist schnell erledigt. Wir entschliessen uns, durch den South Salt Wash - wie oft hat man den Namen im Land vergeben? - zurück zur I 70 zu fahren. Wir müssen ja nicht jeden Tag erst spät abends im Dunklen nach Hause kommen!
Erst einmal gehts auf dem Cutoff nach Westen, um dann bei ca. 12S 0499675, 4306220 nach links und Süden in den Salt Wash abzubiegen. Rechts vom Trail ragt der dunkelrote Lookout Point, eine Landmark, auf.
Von hier bis zur I 70 erwartet uns ein tief sandiges, rotes Gebiet. Fast alles versinkt hier im feinen Sand. Vorerst ist die Spur gut und sogar fest, denn es zog vor kurzem südlich von uns ein Gewitter vorbei. Wir konnten es gut beobachten, waren aber nicht betroffen. Abwarten, wieviel es in Richtung I 70 geregnet hat. Sand wird ja durch Feuchtigkeit leichter befahrbar.
Die Landschaft lädt zum Photostop ein. Mancher würde vielleicht fragen "Was will ich hier?" Aber die Gegend hat den Reiz der Wüste.
Wir gelangen in die Zone, in der das Gewitter niederging. Nichts Gravierendes, bis auf diesen eine Graben, der ca. 1 Meter tief und nur mit Raddurchmesserbreite die Spur überquert. Fast 100% sicher, dass er noch nicht lange existiert. Das übliche Risiko.
Einfach drüber- oder durchfahren, das geht nicht! Die Räder würden sich in dem engen Graben verkeilen.
Aber auch hier kann man sich an eine alte Regel der Wüste halten: Gräben und Washes werden "flussaufwärts" kleiner und flacher. Da die sandige Oberfläche durch das Gewitter gut feucht geworden war, können wir sie befahren. Ich lotse Lady zu einer Stelle, die besser aussieht.
Gerade kann man auch hier nicht passieren, aber unter einem gewissen Winkel sollte es funktionieren. Ich spotte, Lady fährt. Routiniert wie gewohnt geht sie die Sache an. Und dann habe ich mich verschätzt. Das SUV bekommt nicht genug Grip, gräbt sich auf der Gegenseite des Grabens ein. Der Regen hat den Sand nicht genug verfestigt.
Werkzeug raus, Räder hochheben! Lady ist derweil mit der Säge unterwegs, schneidet dürre Büsche ab, die unter die Reifen gelegt werden sollen. So eine Säge ist in solchen Fällen Gold wert, denn abbrechen kann man die zähen Gewächse kaum.
Nach vielleicht einer halben Stunde ist es soweit - wir können versuchen, das Fahrzeug flott zu bekommen. Wider Erwarten gelingt es auf Anhieb.
Lady bringt die Fuhre perfekt wieder zurück auf festeren, ebenen Grund. Dreckig sind wir, voller Sand! Und die mehr als 35°C haben auch Spuren hinterlassen. Der Vorrat an gekühlten Getränken im Laderaum ist jetzt Gold wert!
Die restlichen 4 Meilen bis zur I 70 bringen keine weiteren Überraschungen.