Fix it, Joe!
Im Westen der San Rafael Swell liegt die Sids Mountain Wilderness Study Area. Ein Schutzgebiet, das sich von der Interstate 70 bis zum San Rafael River im Norden bzw. stellenweise noch etwas darüber hinaus erstreckt. Trotz des Wilderness-Charakters existieren zwei Hauptrouten, die auch für "motorized travel" offen sind, da es sich um historisch etablierte Roads handelt. Eine davon, die Eva Conover Road, wird in einem anderen Bericht beschrieben.
Sids Mountain Area gehört zu den Teilen der San Rafael Swell, die seltener von Reisenden aufgesucht werden. Das liegt zum Teil sicher auch daran, dass die Anfahrt von den üblichen touristischen Stätten weit und relativ umständlich ist. Am einfachsten kommt man vom Castle Valley aus hin. Das begründet gleichzeitig, warum die Gegend als Naherholungsgebiet der Orte im Valley dient.
Das System des Coal Canyons wollen wir uns ansehen. Am Ende unseres Trips über die Eva Conover Road hatten wir schon ein kleines Stück des Canyons befahren. Auffallend war die gelbliche Färbung des Gesteins, die ja auch schon der Eva Conover Road einen eigenständigen Charakter verleiht.
Dann soll es da noch einen ungewöhnlich grossen Arch - Slipper Arch oder auch Swaseys Arch genannt - geben sowie die alte ZCMI-Mine. "Fix-it"-Pass vervollständigt die Liste der möglicherweise interessanten Punkte.
Also fahren wir los, tanken noch einmal in Green River, da weder in Moore noch Ferron Treibstoff zu bekommen ist. Auf der I-70 hinauf auf die Swell, vorbei am Locomotive Point und dem Ghost Rock. Eagle Canyon wird auf hohen Brücken überquert, von denen uns Tim Martin erzählte, man könne sie unterfliegen, aber das sein nicht gut für die Lizenz. Am Exit 116 verlassen wir die Interstate. Direkt neben der Ausfahrt liegt ein weiterer View Point, den man sich nicht entgehen lassen sollte: Eagle Canyon!
Eagle Canyon erscheint von hier oben parkartig. Früher konnte man auch diesen Abschnitt auf teilweise sehr sandigem Trail erreichen, scheiterte erst an einem gewaltigen Jump, der jedes Fortkommen nach Westen hin ohne bergsteigerische Aktivitäten stoppt. Heute ist das Gebiet gesperrt. Die eigenartige graugelbe Färbung des Gesteins wird auch hier schon deutlich.
Wir kehren zurück zur Ausfahrt, halten uns rechts und gelangen so auf die damals ungeteerte, inzwischen geteerte Moore Cut Off Road, die den Weg vom County Seat in Green River zu den Orten der Emery County im Castle Valley um mehr als 25 Meilen verkürzt. Die Strecke ist gut ausgebaut. Landschaftliche Reize sind rar, die eingesparten Meilen bedeuten aber Zeitgewinn und die viel längere Alternative stellt auch kein Highlight dar.
Wir erreichen Teer, biegen bei 12S 0487070, 4313212 nach Norden ab. Moore ist Farm- und Ranchland, zwar besiedelt und doch unendlich einsam. Hier zu leben mag nicht einfach sein.
Die einsame Road endet auf der UT 10, die uns weiter nach Norden bringen wird. Um zum Coal Canyon zu gelangen kann man zwischen zwei Alternativen wählen.
Entweder man biegt in Sichtweite der Häuser von Ferron ca. 400 Fuss südlich des Ferron Creeks nach Osten ab (ca. 12S 0488648, 4325549) oder erst in Ferron selbst nach rechts in Richtung Fairground und Molen. Die erstgenannte Strasse geht schnell in eine gute Gravelroad über, die zweite Alternative bleibt hingegen geteert. Nach 3 Meilen bei ca. 12S 0493570, 4326396 fährt man an einer Kreuzung nach Süden, muss bald den Ferron Creek überqueren. Bei Hochwasser im Frühjahr kann diese Route gesperrt sein. Beide Routen treffen bei ca. 12S 0493730, 4324385 zusammen, wo man in südöstlicher Richtung weiterfährt. Von nun an bleibt man stets auf der breiten Gravel Road.
Auch diese Strecke, die Dutch Flat Road, ist erst auf den zweiten Blick reizvoll. Nach knapp 3 Meilen führt die Road links an einem Hang entlang, der mit einer Besonderheit aufwartet. Wer sich etwas genauer umsieht, entdeckt grosse kugelförmige Steinkörper von tiefbrauner Farbe. Sog. versteinerte "Mud Balls", die sich im gesamten Molen Reef finden.
Durch die Horn Silver Gulch erreichen wir die Bellevue Flats. Hier eine letzte Wegegabelung. Man hält sich rechts, wo die Road einen meist wasserführenden Wash durchquert. Nicht weit dahinter steht eine Informationstafel mit ATV-Routenangaben. Der Wash direkt daneben ist Coal Wash. Wir sind am Startpunkt für die Erkundung dieses Canyonsystems. Hier tritt der Wash aus dem östlichen Reef der Swell aus.
Hier gabelt sich die Spur. Eine führt auf die Hügel östlich des Washes, die andere überquert ihn nach Süden hin. Obwohl erstere logischer erscheint, stellt sie sich später als die falsche heraus. Auf dieser Route können nicht allzu breite Fahrzeuge den Seep erreichen und nur ATV´s noch weiter vordringen. Man muss also mit SUV den Wash überqueren. Ob man im Wash selbst zum Seep durchkommt?
Die Kante am südlichen Ufer des Washes ist ca. 3-4 Fuss hoch und sandig. Eventuell braucht es mehrere Anläufe, um dieses Hindernis mit dem SUV zu überwinden. (4 LO!) Danach zieht die Spur auf einen Hügel hinauf, begleitet Coal Canyon auf seiner Westseite. Ein paar Stellen der Spur sind mit etwas Vorsicht zu geniessen. (eng, erhebliche Seitenneigung des Fahrzeugs) Aber nichts, woran ein einigermassen erfahrener Fahrer scheitern müsste. Weiter oben öffnen sich Einblicke in den noch immer recht flachen Canyon, der in diesem Abschnitt die kleine, oben genannte Quelle hat.
Diese Quelle kann allerdings nur über die erste Spur erreicht werden, die über die östlichen Hügel führt; - möglicherweise auch durch den Wash selbst.
Nach ca. dreidreiviertel Meilen erreichen wir auf einer Hochfläche eine Gabelung der Spur (ca. 12S 0508676, 4315897) und halten uns links. Dieser Weg, recht steinig, wird uns in den Coal Canyon hinunter führen.
Im Wash geht es weiter nach Süden! Die Spur ist sandig, wird so für lange Zeit bleiben. Keine besonders schwierige Strecke, nur gelegentlich muss man auf Felsbrocken oder kleine Steinstufen achten. Rund eine Meile weiter gabelt sich der Canyon in seine beiden Hauptarme - North- und South Coal Canyon. Wer zur Eva Conover Road möchte hält sich geradeaus, die zweite Route geht nach links ab.
Hier im Canyon sollen sich auch Petroglyphs finden. Wir haben sie nicht entdeckt. Nach und nach wird der Wash enger, bleibt aber zumeist sandig. Nach ca. 4 Meilen könnten wir zu Fuss weiter zur alten ZCMY-Mine wandern, einer ehemaligen Kupfermine. Zwei Stollen und ein halbverfallenes Steingebäude finden sich dort.
Ganz allmählich wird der Wash enger. Eine Abzweigung nach rechts führt zu Devils Racetrack und am Ende hinauf zum Locomotive Point. Die Strecke ist sehr schwer befahrbar, streckenweise nur für ATV und sehr geübte Piloten überhaupt zu bewältigen. Wir bleiben im Coal Wash.
Offenbar ist der Canyonboden tief mit Sand aufgefüllt, in den sich das Wasser immer wieder neu einschneidet. Manchmal hat man das Gefühl, es würde zu schmal für das Fahrzeug, dann geht es doch weiter. Dabei ist der Canyon an sich nicht einmal sonderlich eng.
In der nördlichen Wand des Canyons tut sich plötzlich ein grosser Alkoven auf, von einer kleineren Halbhöhle flankiert. Erst beim Näherkommen erkennt man, dass die Rückwand des Alkovens durchgebrochen ist und sich so ein gewaltiger Arch gebildet hat.
Slipper - oder Swaseys Arch!
Gut eineinhalb Meilen jenseits des Archs endet der sandige Abschnitt des Canyons. Die Spur wendet sich nach Norden, klimmt eine Flanke hinauf auf eine Lücke zwischen zwei grossen Felsblöcken zu. Hier geht es hinüber in den oberen Saddle Horse Canyon, von dem aus man auch Cane Wash und damit zu guter Letzt zur Exit 131 oben auf der Swell gelangen könnte. Ein langer und beschwerlicher Weg.
Wie beschwerlich, das zeigt schon der Aufstieg aus dem Coal Wash hinauf zum Pass. Fix-It-Pass! Ein passender Name! Zwar keine 50 Meter Höhenunterschied, aber die haben es in sich! Die Spur ist weitgehend zerstört. Nur ATV`s haben eine Chance. Wir müssten erhebliche Wegebauarbeiten leisten, um die schlechtesten 50 Meter der Strecke zu überwinden. Hier haben sich zwei Spuren gebildet, die mit je ca. 4 Fuss Breite beide zu eng für unseren Grand Cherokee sind, dafür einen deutlichen Höhenunterschied zueinander aufweisen.
Es ist schon gegen 6 Uhr nachmittags und um diese Uhrzeit fängt man so etwas nicht mehr an. Wir geniessen den schönen weiten Blick vom Pass in den Saddle Horse Canyon und auch den zurück in den Coal Wash. Dann drehen wir um.
Auf dem Rückweg halten wir uns nicht mehr allzu lange auf. Meistens ist der Trail im Sand des Washes ja gut und wenn man etwas vorausschaut kommt man flott vorwärts. Auch hat sich die Sonne schon hinter die Cliffs gesenkt, so dass auch keine Blendgefahr besteht.
Doch was ist das? Unser Fahrzeug folgt der Lenkung nicht mehr, knallt heftig in ein Loch! Überhaupt schiebt die Fuhre im Sand wohin sie will! Das wird regelrecht zur Gefahr!
Ein Verdacht! Anhalten, aussteigen und nachsehen. Kein Plattfuss, aber an allen vier Rädern glühendheisse Bremsen! Damit kann man nicht weiterfahren, die müssen erst mal abkühlen.
Was war geschehen?
Das Fahrzeug verfügt über ESP, ein elektronisches Stabilitätsprogramm. Auf sandigem Untergrund wird dieses völlig überfordert, versucht das Fahrzeug durch andauernden Bremseingriff auf einem Kurs zu halten, den der kundige Fahrer so gar nicht fahren möchte. Er weiss, dass das Fahrzeug im Sand schiebt und rechnet die Drift intuitiv ein. Die Elektronik aber nicht! Auch wenn der Fahrer nie oder nur selten bremst, kommt es zu einer völligen Überlastung der Bremsen, die am Ende zum totalen Bremsausfall führen kann.
Dieses ESP muss zwingend auf lockerem Untergrund abgeschaltet werden!
Zirka 20 Minuten müssen wir warten, bis die Bremsen auf eine vertretbare Temperatur abgekühlt sind. Inzwischen ist die Dämmerung in den Canyon eingezogen. Am Aufstieg hinauf auf die Hochfläche trifft uns die gerade untergehende Sonne noch einmal frontal, nimmt nahezu jede Sicht. Aber das Naturschauspiel ist von kurzer Dauer. Bis wir an der am Ausgang des Canyons stehenden Hinweistafel ankommen wird es nahezu dunkel sein.
Nachtrag:
Ein Jahr später besuchen wir erneut Coal Wash, wollen auch nochmal zum grossen Arch. Aber einen Monat zuvor haben schwere Gewitter ganze Arbeit geleistet. Der Trail in den North Fork hat sich stark verändert, ist wesentlich anspruchsvoller geworden. Nach vielleicht 5 Meilen kann man den Verlauf vom Vorjahr nur noch erahnen. Gewaltige Mengen Sand wurden umgelagert. Es haben sich regelrechte Sanddünen gebildet. Zwar gibt es eine neue Spur, die aber dürfte von ATV´s sein. (An Feiertagen wie Memorial Day Weekend oder Labor Day muss hier mit relativ vielen ATV´s gerechnet werden.)
Schnell wird klar, - so leicht werden wird dieses Mal nicht zum Slipper Arch kommen - falls denn die Spur überhaupt bis dorthin befahrbar ist. Ausserdem hat der Trailblazer nicht ganz die offroad-Qualitäten des Grand Cherokees. Dann bleiben wir auch noch auf einer der Dünen hängen......
Die alte Geschichte: Im Südwesten kann sich der Chararkter eines Trails in kurzer Zeit stark ändern. Aber das wussten wir ja.
Karten: