Ride with a flying Cowboy
Mai 2001. Wir wollen erneut einen Teil des südöstlichen Utahs mit dem Flugzeug erkunden. Ab Moab Canyonlands Field bieten im Sommer einige Firmen wie Redtail Aviation und Slickrock Air Guides sogenannte Scenic Flights an. So, wie man es auch vom Grand Canyon kennt. Das ist aber nicht das, was wir suchen. Also wenden wir uns an eine der Bedarfsflugesellschaften - Arrow West Aviation - die alles und jeden fliegen, der Bedarf hat. Schon zuvor waren wir mit einem Flugzeug dieser Firma unterwegs gewesen. Diesmal vereinbarten wir einen Flug für Mittwoch, den 23. Mai. Die Wettervorhersage ist gut.
Die Idee zu diesen Flügen hatte meine Frau. Sie wollte aus der Luft die Zusammenhänge der einzelnen Landschaftsbilder, die wir vom Boden kannten, erfahren. Der erste Flug dieser Art hatte ihr auch ausgesprochen viel gebracht. Daher sollte es auch diesmal wieder so sein, das wir alleine die Route bestimmten und diese ggf. nach Bedarf anpassen konnten. Mit einem Mitarbeiter des Unternehmens vereinbarten wir den Flug für 10 Uhr vormittags in einer kleinen viersitzigen Maschine. Das preiswerteste, was Arrow West anzubieten hatte. Die typisch amerikanische Frage, ob wir nur die Maschine oder auch einen Piloten bräuchten - wir kannten das schon! - beantworteten wir in Richtung Pilot. Selbst fliegen - das können wir leider nicht. Also am Mittwochvormittag - alles klar!
Mittwoch, der 23. Mai 2001. Herrliches Wetter, gutes Frühstück - heiss wird es werden! Los gehts! Allerdings hat sich die Wettervorhersage verändert. Eine Störungsfront wandert mit der für die USA typischen Heftigkeit heran, wird uns aber heute noch nicht erreichen. Wir sind vor 10 Uhr am Flughafen. Schlechte Nachrichten! Die für uns vorgesehene Maschine steckt wetterbedingt an anderer Stelle fest - der Zeitpunkt ihrer Rückkehr ist offen. Was soll man machen? Wir disponieren um, ein neuer Termin in einigen Tagen und hoffentlich nach Durchzug der Front wird vereinbart. Ein bischen enttäuscht verlassen wir das Terminal und steigen in unser Auto. Beratschlagen, wie wir den Tag nutzen wollen. Plötzlich kommt ein junger Mann von Arrow West zu uns gelaufen, erzählt uns, eine Maschine der Firma sei gerade von Las Vegas hereingekommen, der Pilot habe noch Zeit und Lust. Wir könnten mit ihm fliegen, auch wenn es eine grössere als die gebuchte Maschine sein. Das mit dem Preis ginge in Ordnung.
Uns sollte es recht sein. Wir gingen zurück, ein kleiner, ältere Mann um die 60 begrüsst uns, stellte sich als Tim Martin vor, er werde uns fliegen. Als er die Photoausrüstung sieht kommt die Frage, ob wir mit ausgehängter Tür/Türen fliegen wollten? Nein, daran hätten wir nie gedacht, mit unserem deutschen Denken so etwas auch nicht in Erwägung gezogen. Die Türen bleiben drin! Ich erkläre, welche Punkte wir anfliegen wollen. Eine Route über die San Rafael Swell, hinüber in Richtung Muddy Creek und entlang des Dirty Devil Rivers nacht Hite, dann von dort den Cataract Canyon aufwärts nach Moab zurück. Gut für ca. 2 Stunden. Zusammen mit Tim Martin gehen wir aufs Rollfeld, wo die Maschine geparkt ist.
Klein und viersitzig, aber leistunsstärker als die Maschine, mit der wir im Jahr zuvor geflogen waren. Tim Martin besorgt eine Stehleiter, steigt hinauf und füllt die Tragflächentanks der Maschine mit Treibstoff, kontrolliert die Technik. Er macht einen erfahrenen und besonnenen Eindruck.
Hinten hat die Maschine eine Art Sitzbank sowie einen Gepäckraum fast wie im alten Käfer, nur etwas grösser. Auf dem Rücksitz nehme ich Platz, verstaue die Photoausrüstung hinter mir. Ideal - da kann ich nach beiden Seiten ungestört photographieren. Hier stören auch die Tragflächenstreben des Hochdeckers weniger. Meine Frau sitzt neben dem Piloten. Er verteilt Headsets. Eine gute Geschichte, denn diese kleinen Maschinen sind im Inneren höllisch laut. So wird die Verständigung während des Fluges einfacher und der Kopf weniger zugedröhnt. Alles ist bereit, der Motor gestartet und wir rollen zum östlichen Ende des Runways.
Moabs Airport - Canyonlands Airfield, Code CNY - besitzt einen ausgewachsenen Runway. Mit gut 2.150 Metern Länge und 23 Metern Breite auch für grössere Maschinen, Jets, geeignet. Über Funk kommt die Starterlaubnis, - los gehts! Nach recht kurzem Anlauf hebt die Maschine sanft ab und wir gewinnen ruhig an Höhe. Das erste Bild nach Süden zeigt noch Teile des Flugplatzes und die bekannten Landmarks Monitor- und Merrimac-Buttes.
Über die Blue Hills steuert Tim Martin in Richtung der Mündung des San Rafael Rivers in den Green River. Etwas nördlich davon wollen wir den Green überfliegen. Kurs WNW. Unter uns taucht das Gebiet des Salt Washs auf, die Sanddünenfelder des White Washs liegen links unten.
Die Mündung des San Rafael Rivers kommt in Sichtweite, mit der am Ostufer des Green liegenden Ranch. Eine der ältesten der Gegend, gut 100 Jahre alt und immer noch im Besitz der gleichen Familie. Bis heute keine Elektrizität. Aber 150.000 Acres beweidetes Land (ca. das Doppelte des Landkreises Offenbach) und einen Airstrip. Denn der Besitzer - alt und erfahren, er hat schon im Koreakrieg gedient - schaut gelegentlich per Flugzeug nach seinen Rindern. (Wir hatten ihm drei Jahre zuvor am Tenmile Canyon kennen gelernt.) Die Tocher als Vertreterin der Folgegeneration wird die Ranch wohl übernehmen. Man ist hier sehr beständig und stolz darauf.
Wir queren den Green River. Unter uns zur Linken, das Horse Bench Reservor noch mit Wasser. In den folgenden Jahren wird es trocken sein und bleiben. Aus der Höhe sieht man, dass die Painted Desert rund um das Reservoir in Wirklichkeit die farbig abgesetzten Schichten sind, die eine Geländestufe freilegt.
Wir drehen mehr auf West, wollen die I 70 nicht überfliegen. Die neue UT 24 kommt in Sicht - die alte hatten wir in 2001 noch nicht entdeckt! - und hinter ihr gewaltig und eindruckvoll das östliche Reef der San Rafael Swell. Die mächtigen Zacken erscheinen plastischer als vom Boden aus, die bohnenförmige Aufwölbung der Swell ist überdeutlich zu erkennen. Ein aufgeschlagenes Geologiebuch! Ca. 10 km südlich des Spotted Wolf Canyons, durch den - nach künstlicher Aufweitung - die I 70 auf die Hochfläche der Swell klettert, überfliegen wir das Reef. Ein überwältigender Eindruck!
Die Hochfläche im Inneren der Swell erscheint auf den ersten Blick weniger attraktiv. Das täuscht! Plötzlich erkennt man ein strahlenförmiges Zusammentreffen von Canyons! Aussergewöhnlich! Der Beginn des Eardley Canyons, eines der schwierigsten Slots des Südwestens, stellt sich aus der Luft als eingegrabener Stern dar. Nach rechts schweift der Blick weit über Head of Sinbad, dem höchsten Teil der Swell, wo sich auch die bekannte Cabin der Swaseys und "Swaseys Office" befinden. Nach Norden geht die Sicht bis zur Schlucht des San Rafael Rivers.
Tim Martin meint plötzlich, da vorn rechts, das sein Eagle Canyon und wenn er jetzt da reinflöge und mit uns unter der Doppelbrücke der I 70 hindurch, das wäre schlecht für seine Lizenz! Aha, sowas hat er offenbar schon gemacht. Ich erkläre ihn, wir kennen den beeindruckenden Canyon mit seinen Arches und dem gewaltigen Jump, der dem Vorwärtskommen mit 4WD und zu Fuss ein unüberwindliches Hindernis entgegenstellt. Bis zum Jump, - also auch unter den Brücken hindurch - sind wir mit dem 4WD vorgedrungen. Wir kommen ins Gespräch. Als er erfährt, das wir die Gegend ganz gut kennen, fängt er an zu erzählen. Er sei früher durch Arches hindurchgeflogen. Richtig, in vielen Kneipen Moabs haben wir entsprechende Aufnahmen gesehen. Die habe seine Frau und die Tochter gemacht. Wilson Arch erwähnt er. Auch, dass er durch Bögen geflogen sei, die zwar zu schmal waren, aber dafür hoch genug, um die schräggestellte Maschine passieren zu lassen. Heute sei das natürlich vorbei und verboten, aber in den (wilden) früheren Zeiten.....Einen Draufgänger und Abenteurer hatte ich mir anders vorgestellt! Man sieht eben einem Menschen nicht an, was in ihm steckt.
Fliegen kann er. Optimal, wie er die von uns vorgegebenen Punkte ansteuert. Richtiger Winkel und die richtige Höhe. Wir drehen nach Südwesten ab, folgen dem Scheitel der Swell. Rechts taucht in voller Grösse Reds Canyon - der mit dem ausgprägt gelben Gestein! - auf. Das Amphitheater der Lucky Strike Mine ist gut auszumachen. Dann Tomsich Butte und Hondoo Arch. Unter uns die gelbgesäumten Tafelberge - letztendlich nur Hügel! - der Hondu County, die so graphisch ausgebreitet liegen.
Vom Boden aus hat man einen vergleichbaren Blick von einigen hochliegenden View Points, die von den "Eingeweihten" Fremden gegenüber kaum preisgegeben werden. Dabei soll es auch bleiben. Bevor wir den westlichen Rand des Swell überfliegen, bitte ich Tim Martin, nach SSW zu drehen. Unter uns die Chute des Muddy Creek, eine der schönsten, aber auch anstrengendsten Wanderrouten des Swell. Links davon die dunkelroten Rippen aus jüngerem Gestein, die die gelben Tafelhügel zu überdecken beginnen. Was für ein Kontrast! Keesle County nennt man das Gebiet. Alles natürlich keine politischen Counties!
Da tut sich auch die mächtige Durchbruchsschlucht des Muddy Creeks durch die Südflanke des Reefs auf. 300 Meter tief! Am nördlichen Eingang die Überreste der Hidden Splendor Mine, nicht weit davon ein Landing Strip. Das alles kennen wir auch vom Boden und dies ist ein Feature, das von unten eindrucksvoller ist! Die Schlucht des Muddy kann durchwandert werden, wenn die Witterung stabil ist und keine Fluten drohen.
Wir halten uns westlich der Schlucht über Seegers Hole mit seinen superschwierigen Slot Canyons, überfliegen die Moroni Slopes und das Caineville Reef, das am Boden so leblos wie der Mond wirkt. Dabei findet der, der sehen und entdecken kann, in diesem Gebiet Milliarden versteinerter Muscheln in der weichen, vulkanischen Asche. Wie Kies liegen sie da, warten darauf, gesehen zu werden! Factory Bench dahinter im Süden ist eine besondere Gegend, die aus der Luft durch bizarre Formen glänzt, am Boden aber so leblos und abweisend ausschaut, dass sie sich den meisten Besuchern nicht erschliesst. Gelegentlich auch Coal Bench genannt, es gibt hier Kohle, die die ersten Siedler des nahen Hanksvilles und der kleinen Siedlungen von Caineville und Giles nutzten.
Könnte man hinaufgelangen auf diese steinerne Festung? Oben ist kaum Platz für einen landenden Helikopter. Ob sich das benachbarte und geologisch gleich aufgebaute North Caineville Reef einmal genauso entwickelt? Die benachbarten Strukturen des Skyline Rims zeigen ganz andere Erosionsformen!
Wir umfliegen Hanksville im Süden, stossen zum Dirty Devil River nahe der grossen Sand Slides vor. Knapp westlich des Rivers - immer in Sichtweite der Schlucht - wollen wir nach Hite hinunterfliegen. Rechts von uns die Henry Mountains, zur Linken in grösserer Entfernung die heimischen LaSals, beide mit letztem Schnee auf den höchsten Gipfeln. Das Land östlich des Rivers - Robbers Roost - zeigt sich eindrucksvoll. Erst aus der Luft lassen sich die Box-Canyons mit ihren fast immer senkrechten Wänden, die den Einstieg so erschweren, einschätzen. Auf der Ebene übersieht man sie glatt - bis man fast hineinfällt. Buck- und Pasture Canyon machen im Norden den Anfang, dann kommt das riesige Roobers Roost-System. Ein Eldorado für Leute, die Einsamkeit und tiefe, enge Schuchten suchen. Einige Seitencanyons sind Slotcanyons. Kein Wunder, dass sich Butch Cassidy und die Wild Bunch hierher zurückzogen. Auch heute noch sind die Canyons praktisch nur von der Flusseite her zugänglich, obgleich es noch zwei andere, sehr unbekannte und schwer zu findende Zugänge geben soll. Die Zufahrt zum Trailhead am Angels Point ist gut erkennbar. Hier findet sich neben Poison Spring die zweite Möglichkeit, den Fluss zu durchqueren - allerdings nur zu Fuss!
Die Dirty Devil - Schlucht wird tiefer, Seitencanyons immer mächtiger. Rote Wingate-Cliffs bestimmen das Bild. Unterhalb Sams Mesa und südlich des gleichnamigen Canyons sieht man deutlich den Landing Strip, der bei den lokalen Piloten eine gewisse Berühmtheit erlangt hat. Kurz ist er und endet direkt am Cliff. Schwer beladene Maschinen sollen da gelegentlich schon über die Kante hinausgeschossen und sich erst im Fall gefangen haben. Rural legends? Jedenfalls hat mir ein Pilot so ein Ereignis glaubhaft geschildert.
Happy Canyon zur Linken - der geheimnisvolle Riesencanyon mit der Pinnacle-Felsgruppe. Offiziell nicht mit Fahrzeugen erreichbar - das BLM liess die östliche Zufahrt vom Flint Flat blockieren - kennt der ortskundige local doch einen Zugang an anderer Stelle. The Big Ridge, die Trennung zum südlichen Doppelcanyon-System der Hatch Canyons, wird mit seinen zwei Enden und Buckacre Point sichtbar. Noch so ein extrem einsamer Punkt mit magischer Anziehungskraft. Die Sonnenaufgänge dort oben sollen phantastisch sein! Unter uns Poison Spring Canyon und der einzige mit 4WD befahrbare Übergang über den Dirty Devil River. Schwierig und oft genug nicht zu bewältigen, gelegentlich auch gefährlich!
Schön ist zu sehen, wie sich der Trail unten rechts aus dem eigentlichen Poison Spring Canyon hinaus über eine Ridge windet, um auf der anderen Seite das Flussufer zu erreichen. Erst bei der Bearbeitung der Bilder ist mir aufgefallen, dass es sich dabei um ein Rincon des Dirty Devil Rivers handeln muss - also um eine abgeschnittene, alte Flussschleife. Unten am River findet man auch einen Pegelmesser, dessen Daten im Internet abgefragt werden können.
Die Hatches gehören zu den grössten Canyons Utahs. Landmark ist Fiddler Butte im South Hatch. Die Mesa dazwischen ist genauso vom übrigen Hochland isoliert wie The Block zwischen South Hatch und Cataract Canyon.
Hite und das Powell Reservoir kommen in Sicht. In 2001 ist das Wasser noch nicht verschwunden, es steht bis in den Unterlauf des Dirty Devil Rivers hinein, über den im grossen Bogen die UT 95 hinweggeht. Unwillkürlich fragt man sich, wozu der grosse Bogen der Strasse gut sein soll,- es wäre scheinbar auch wesentlich kürzer gegangen.
Business as usual in Hite. Die betonierte Boat Ramp reicht noch bis zum Wasserspiegel und die Mietboote liegen wie gewohnt in ihren Boxen. Am Horizont grüsst Navajo Mountain. Aber die Veränderungen der kommenden Jahre deuten sich schon an - das Wasser ist milchiggrün, der eingetragene Schlamm deutlich aus der Luft erkennbar. Wie weit der Wasserspiegel schon zurückgegangen ist, bezeugt der weisse Bathtub-Ring.
Wir drehen nach NO ab, unser Flug hat den Wendepunkt erreicht. Orientieren uns am Cataract Canyon. Links die Sewing Machine, rechts Jacobs Chair. Beide Features sind vom Boden eindrucksvoller. Aus der Luft nimmt man mehr die Muster der Landschaft wahr, Details kommen gelegentlich weniger zur Geltung! Cataract Canyon ist beeindruckend tief - bis über 500 Meter! Ein dunkler Riss in der Erde, von dessen Grund hin und wieder leuchtend grüne Vegetationsinseln grüssen.
Nach SO hinüber zur Elk Ridge zieht sich der geheimnisvolle Dark Canyon. Wilderness und doch befahrbar - ein amerikanischer Widerspruch! Wald bestimmt die höher gelegenen Gebiete. Palmer- und Gypsum Canyon - beide ebenfalls über 500 Meter tief, dabei steil und sehr kurz - dazwischen der nur zu Fuss erreichbare North Point mit seinem an Cape Solitude an der Mündung des Little Colorado Rivers erinnernden Panorama. Fable Valley ist ein möglicher Zugang zum Gypsum Canyon und damit zum Ufer des Flusses im Cataract Canyon. Cross Canyon, der die südlichen Grabens rechtwinklig durchschneidet, offenbart seine Struktur besonders gut aus der Luft.
Zur Linken kommt derweilen die Farborgie des Maze ins Blickfeld. Jasper- und Horse Canyon sind ein einziges Meer aus gestreiften Schichten, in dem den Augen die Orientierung schwer fällt. Doll House am Rand des Cataract Canyons lässt sich ausmachen, Land of Standing Rocks - Chocolate Drops - und die hoch aufragende Ekker Butte.
Wir nähern uns dem Zusammenfluss der beiden nahezu gleich grossen Flüsse Green- und Colorado River, der ab hier flussaufwärts eigentlich richtiger Grand River genannt werden sollte. Tim Martin schwebt - langsam tiefer gehend - über die steinerne Halbinsel im Westen. Höchstens 200 Meter sind wir über dem Hochplateu. Ein traumhafter Blick! Am jenseitigen Ufer lässt sich der Confluence Overlook und die Zufahrt in der Needles Area ausmachen.
Endlich bekommen wir sie zu sehen! Die grosse Loop des Colorado Rivers. Am Boden kaum oder nur schwer zu erreichen, von den Aussichtspunkten - mit Ausnahme des Needles Overlooks - fast nicht auszumachen. Hier liegt sie zur Rechten in voller Pracht und ist trotzdem nur sehr schwer zu photographieren.Östlich davon das Gebiet des Indian Creeks, in dem im 19. Jh. noch die Macomb Expedition scheiterte, die die Confluence erkunden wollte.
Zur Linken Island in the Sky. Wir fliegen unter dem Niveau der Hochfläche, geschätzte Flughöhe um oder unter 900 Fuss (300 Meter). Monument Basin tut sich auf, die Spur des White Rim Trails ist zu erkennen.
Auf der gegenüber liegenden Seite das wilde Gebiet der Rustler- Horsethief- und Lockhart Canyons, das aus unerfindlichen Gründen grösstenteils nicht mehr zum Canyonlands National Park gehört. Die ins Rostrote tendierenden Strukturen der vielen kleinen und kleinsten Canyons bilden ein wahres Labyrinth. Dahinter am Horizont, die Halbschüssel des abgesunkenen Lockhart Basins und die anstrengende Lockhart Basin Road.
Wir überqueren den River nach Osten, dann wieder zurück nach Westen. Nicht dass Tim Martin krumme Kurse fliegt, nein ganz ruhig und gelassen ziehen wir unsere Bahn. aber der Fluss schwenkt aus - das Gooseneck unterhalb des Deadhorse Points! Dahinter die Landmark Pyramid Butte. Vom Boden aus markanter, offenbart der Flug die wilde und geschichtete Struktur ihrer Basis.
Zur Rechten der Touristenschreck von Chickens Corner - ein harmloses Abenteuer! (Weiter nördlich hat sich in der Zwischenzeit eine Guest Ranch etabliert, die Gäste der Zigaretten-Abenteuer-Touren beherbergt). Dann ein optische Schock! Himmelblau und weiss! Riesengross und ein Fremdkörper! Die Verdunstungsbecken der Potash Mine. Auch wenn das Ganze wenig umweltverträglich scheint, aus der Luft ist es ein Hingucker! Gegenüber der Antcline Overlook auf Harts Point, darunter Hurrah Pass.
Wir überqueren die Spitze der Flussschleife am Amasa Back, fliegen über dem Bootleg Canyon, durch den die Eisenbahnstrecke zur Potash Mine führt. Beiderseits des Canyons die Felslandschaft der Poison Spider Mesa. Corona und Bowtie Arch werden sichtbar.
Tim hat auch Corona Arch schon durchflogen. Selbst mit sehr schräggestellten Tragflächen - es ist knapp!. Tim erklärte uns, so etwas würde er nie mit Passagieren unternehmen! Alleine sind solche Stunts nicht illegal, mit zahlenden Gästen aber schon.
Über den Rand der Poison Spider Mesa hinweg öffnet sich der Blick aufs Spanish Valley und Moab. Das sumpfige Vogelschutzgebiet liegt zu unseren Füssen, die LaSals grüssen im Hintergrund. Charly Steens Mi Vida hängt im Steilhang, die "Spielwiese" der Sand Flats ist überschaubar.
Zurück zum Canyonlands Airfield. Ein Schwenk nach Norden und es geht entlang der Moab Fault in Richtung Airport. Zur Linken sehen wir Little Canyon und die Zufahrt hinauf nach Island in The Sky.
Rechts von uns schneidet sich der Sevenmile Wash ein. Von der US 191 ist er sonst nicht zu sehen! Optisch wiederholt sich hier der White Rim!
Courthouse Rock links von uns ist wirklich zum Greifen nahe, die bekannte Sandslide, die Austragungsort eines Dünnenkletter-Wettbewerbs für modifizierte 4WD ist, ziert eine Flanke.
Noch ein Schwenk, wir drehen zum Landen ein und sind kurz danach auf Mutter Erde zurück. Toll wars gewesen! Wir haben Tim Martin für seinen wunderbaren Flug zu danken. Und ganz nebenbei einen sehr netten Lokalhelden kennengelernt!
Tim Martin
lebt in LaSal südöstlich von Moab, hat einen Airstrip hinter dem Haus. Geboren 1940, lernte er das Fliegen in den 60er Jahren. Eine Lizenz erwarb er den Erzählungen nach erst 1976. Später besass er zeitweise eine eigene Bedarfsfluggesellschaft. Wir betrachten es als Glück und Ehre ihn kennegelernt und mit ihm geflogen zu sein. Wie er zu dem Nickname "Flying Cowboy" kam ist mir nicht bekannt, aber so abwegig ist die Bezeichnung nicht. Zuhause wird er angeblich "Crazy Oscar" genannt. Zumindestens beim Fliegen handelt er offenbar sehr besonnen und rational. So konnte er erst voriges Jahr eine Maschine mit 8 Passagieren nach Motorschaden sicher auf der UT 211 im Needles District von Canyonlands landen. Niemand kam zu Schaden.