Truck Rescue
Auf dem Rückweg von der Factory Bench Coal Mine kommen wir erneut an der Stehleiter vorbei, die jemand mitten auf der Coal Mine Road abgestellt hat. Genau dort, wo die Coal Mine Wash Road abzweigt.
Wir versuchen festzustellen, was hier vor sich geht? Irgendwas tut sich weiter unten auf der kleineren Road und Lady meint, da habe wohl jeman ein Problem. Also sollten wir mal nachschauen!
Weit brauchen wir nicht fahren, dann erkennen wir, hier sitzt ein kleinerer Truck im Schlamm fest und ein Mann Versucht ihn auszugraben. Aus eigener, leidvoller Erfahrung wissen wir, dass solche Unterfangen praktisch immer zum Scheitern verurteilt sind. Vielleicht können wir zumindestens mit Rat helfen?
Der Mann bemerkt uns, winkt! Ich steige aus, frage natürlich erst mal,ob er Hilfe braucht? Braucht er! Er gräbt nun schon seit vielleicht 4 Stunden und die Kiste sitzt immer noch fest. Er hat die Leiter aufgestellt, um auf seine missliche Lage aufmerksam zu machen!
Zuvor war ihm ein Missgeschick passiert. Neben der Road befindet sich ein Wasser führender Graben. Mit dem rechten Vorderrad war er zu nahe an dessen Rand gekommen, der durch das Gewicht des Trucks einbrach. Das Fahrzeug wurde unkontrollierbar in den Mud gezogen, grub sich ein. Da half es auch nicht mehr, dass der Mitsubishi Fuso mit Allradantrieb ausgestattet ist.
Gegenseitiges Vorstellen wie üblich; Allan hiess er, war ein Veteran aus der Salt Lake City Area und alleine mit seinem zum Camper ausgebauten Truck auf grosser Tour. Vor einiger Zeit wäre schon mal jemand vorbeigekommen, hätte gemeint, sein Vehikel sein nicht gut genug, den Truck rauszuschleppen, habe aber versprochen, in Hanksville Bescheid zu sagen, damit Hilfe käme. Bisher war aber nichts geschehen und Allan hatte - wohl aus lauter Verzweiflung - weitergegraben.
Allan ist sehr gut mit Werkzeug ausgestattet, hat hydraulische Wagenheber und hochstabile Spanngurte dabei. Ob wir ihn wohl freischleppen könnten?
Ich bin skeptisch, die Räder sind zu tief eingesackt! Unser Jeep Wrangler Rubicon ist zwar schon gut, hat alle nötigen Sperren an Bord, aber wir reden hier auch über einen 5-Tonner Truck.
Er müsste vorher die Räder anheben und festes Material unterbauen. Das gilt besonders für das rechte Vorderrad. Erst schaut er skeptisch, dann folgt er doch dem Rat, als ich ihm erzähle, dass wir auch schon mal im Muddy gesteckt hätten und das Fahrzeug mit fremder Hilfe so wieder frei bekamen. Puh, durch den Muddy hatte er auch noch gewollt, in Richtung Goblin Valley! Jetzt wird er nachdenklich.
Allan ist von seiner Arbeit schon ziemlich dreckig, so möchte ich eigentlich nicht auch aussehen. Sieht er wohl auch so, macht sich an die schmutzigen Teile der Bergung. Ich reiche zu, Lady dokumentiert mit der Kamera.
Weil man am Heck besser rankommt wird der Truck erst einmal hinten hochgehoben. Der Unterfahrschutz hilft dabei, dass die License Plate verformt wird - who cares!
Erste Steine unter das linke Hinterrad, das sackt damit nur noch wenig tief ein. Die Reifen sind nicht optimal fürs Gelände was jetzt nicht zu ändern ist.
Auch unter das rechte Vorderrad kommen eine Anzahl Steine. Allan hatte schon welche herbeigeschafft, denn am Ort der Panne gab es so gut wie keine.
Allan meint, der Strap sei für 30 tons ausgelegt. Stabil sieht er aus und ich glaube nicht, dass der Jeep derartig viel Zugkraft auf dem Untergrund entwickeln kann. Wir werden sehen! Mein Pair of suspenders kann da jedenfalls nicht mithalten.
Am Truck hätte ich den Gurt gerne weit rechts am Rahmen angebracht, um die Zugkraft weg vom Wassergraben zu leiten. Mit Allan vereinbare ich, dass er zwar den Motor startet, aber keinesfalls Gas gibt, bevor er nicht merkt, dass der Truck sich bewegt. Sonst besteht die Gefahr, dass sich die Räder erneut eingraben.
Gelernt hatte ich das und einiges mehr "the hard way" vom Besitzer der S&S-Garage in Green River, als wir nach einem ähnlichen Fahrfehler meinerseits im Muddy Creek innerhalb des Reefs feststeckten und im Fluss im Fahrzeug übernachten mussten. Ich bin noch heute dankbar.
Erst einmal schalte ich in Four Low, aktiviere die Vorder- und Hinterachssperren des Rubicon, bevor der Gurt langsam straff gezogen wird. Jetzt nur keine Hektik!.
Lady dokumentiert von der Seite. Wichtig dabei: nicht in der gerade Linie des Gurts zu stehen. Falls er reisst oder abspringt könnte er zum tödlichen Geschoss werden. Die schräge Anbringung minimiert diese Gefahr zusätzlich.
Mit Gefühl Gas geben, Geschwindigkeit ist nicht gefragt. Ich merke, wie sich Spannung im Gurt aufbaut und dann plötzlich wieder löst. Der Blick in die Spiegel zeigt mir - es hat funktioniert, der Truck ist frei. Ein kurzes Stück schleppe ich noch, bis er auf festem Boden steht.
Wir sind froh, dass alles so gut funktioniert hat. Allen bedankt sich, wir fragen, ob wir noch etwas tun können? Ein- bzw. Aufräumen will er selbst. Wenn wir durch Hanksville kommen, könnten wir versuchen Bescheid zu geben, dass das Problem behoben sei. Versprechen wir, wünschen uns gegenseitig weiter viel Glück und jeder geht seines Weges. Wir sind ja wegen der Einsamkeit hier draussen!
Zurück zur Coal Mine Road und in Richtung Süden zur UT 24. Nach kurzer Fahrtstrecke kommt uns ein Towing Truck entgegen, gibt Zeichen, dass er mit uns reden möchte. Ein jüngeres Paar sitzt drin, er fährt, sie ist co-driver.
"Hi, hier soll sich irgendwo ein Truck festgefahren haben?" "Ja, hat sich, aber der ist inzwischen wieder ok!" Ich erkläre noch, dass das Ganze auf der Coal Mine Wash Road geschehen ist. Leute aus Hanksville wissen auch ohne weitere Erklärung wo das ist. Das wollen die beiden sich selbst auch mal ansehen.
Wir verabschieden uns, der Towing Truck fährt weiter nach Norden. Sicher wird er Allan noch beim Aufräumen antreffen.
Wir sind Wochen später schon wieder in Deutschland, als wir übers Internet Allan's Darstellung erfahren. Ja, die Towing People haben ihn noch angetroffen, er hat sie auch für ihren Aufwand bezahlt. Und dann hat er berichtet, ein paar Deutsche hätten ihn mit ihrem Jeep Wrangler aus dem Dreck gezogen! Das Paar aus dem Towing Truck muss ziemlich ungläubig geschaut haben, aber die Spuren sprachen für sich!
Sachen gibts!