Rock Pile Ranch
In 2015 suchten wir erneut eine Bleibe für einen Monat. Moab und seine vielen verschiedenen Unterkunftsmöglichkeiten kannten wir seit dreissig Jahren, warum nicht mal etwas anderes ausprobieren?
Wir hatten schon des Öfteren vom Castle Valley Inn gehört, allerdings nie ort logiert, weil es stets ausgebucht war. Da findet Lady im Internet ein Angebot - Living on a Historic Ranch!
Überlegenswert, wenn auch etwas gross für uns. 4 Schlafzimmer für mindestens 6 Personen, Küche, Bad, Air Condition, Internet, Phone aber kein Cell Phone. Der Preis ist mehr als akzeptabel. Allerdings beträgt die Mindestmietdauer 25 Tage. Das hat steuerliche Gründe, passt für uns. Wir buchen! Mal sehen, was uns erwartet?
Wir kommen gegen Mittag von Salt Lake City, biegen von der UT 128 ins Castle Valley ab. Die Road windet sich zwischen Pace Hill und der Parriott Mesa hindurch. Eigentlich ist Castle Valley vom Colorado River aus gar nicht zu sehen.
Hinter Pace Hill, geht es nach rechts auf den Castle Valley Drive. Dort soll die Ranch zu finden sein. Man überquert den Castle Creek, gelangt zur Einmündung der Castle Creek Lane, die von einem riesigen Cottonwood Tree markiert wird.
Die nächste Einfahrt nach rechts und wir sind da, auf der Rock Pile Ranch, auch nach dem Gründer Pace Ranch genannt
Die Gebäude stehen auf einer grünen Fläche verstreut, im Hintergrund erhebt sich nach Westen hin der Porcupine Rim. An Platz herrscht offensichtlich kein Mangel. Wie gross das Anwesen ist kann man nur schätzen - irgendwo um die 20 Hektar - 50 acres - dürften es sein.
Das Gebäude erscheint auf den ersten Blick klein. Was man nicht ohne weiteres sieht - es ist zweigeschossig! Entstanden zu einer Zeit, in der Klimaanlagen noch nicht zur Standardausstattung gehörten, ist das untere Geschoss zu 2/3 im Erdreich eingegraben. Gut für Kühle im Sommer und Wärme im Winter!
Eine weitere "Klimatisierung" ist inzwischen dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen. Direkt neben dem Haus stand ein recht grosser, schattenspendender Cottonwood Tree. Seine Stammstümpfe ragen noch immer durch den Boden der Porch, können beim Grillen als Tische genutzt werden.
Die Inneneinrichtung ist bodenständig, wie man es auch bei uns in einem ehemaligen Bauernhaus erwarten könnte, aber eben mit amerikanischem Touch. Machen wir einen Rundgang.
Normalerweise betritt man das Haus über die kleine Treppe rechts. Hier gelangt man in einen sog. "Mud Room", eine ausgesprochen sinnvolle Einrichtung im Südwesten. Schmutziger Kleidung und Schuhe kann man sich gleich hier entledigen, ohne Dreck von draussen ins eigentliche Haus zu schleppen. Praktischerweise findet man hier auch gleich die Waschmaschine und den Wäschetrockner. Auch die Elektroverteilung ist hier eingebaut.
Nach rechts geht es per Teppe hinunter ins kühle Untergeschoss, nach links gelangt man in die Küche, in der sich auch ein Esstisch befindet:
Rechts blickt man in den Mud Room, sieht die Treppe ins Untergeschoss mit einer weiteren Eingangstür auf halber Höhe. Diese wurde von uns nicht benutzt.
Der zweite Ausgang der Küche führt ins Wohnzimmer, typisch ländlich gestaltet.
Daran anschliessend das grosse (Eltern-)Schlafzimmer mit Kingsize Bed und ein vollwertiges Bad inklusive Badewanne.
Wandschränke vervollständigen die Einrichtung.
Das Untergeschoss mit drei weiteren Schlafräumen,einem kleinen Bad und zwei Abstellkammern vervollständigt das Raumangebot. Eines der Zimmer besitzt noch einen zusätzlichen Wandschrank. Daneben existiert ein Technikraum für die Heizungsanlage.
Bevor man allerdings in die Zimmer gelangt erwarten einem eine Überraschung. Die Gänge des Untergeschosses sind bewusst wie eine Höhle gestaltet.
Wie schon erwähnt wurde dieses Geschoss gegen die sommerliche Hitze teilweise im Boden versenkt. Klimaanlagen sind hier überflüssig. Im Bild oben von rechts nach links: Kleines Schlafzimmer, Abstellkammer, Technikraum.
Links vorn befindet sich ein kleiner Schreibtisch, auf dem wir unser Notebook zum abendlichen Sichern von Bilddateien aufbauten.
Geht man geradeaus an der Abstellkammer vorbei gelangt man zu einem zweiten grossen Schlafzimmer mit Kingsize Bett:
Durch die gute Klimatisierung war selbst der Lüfter überflüssig.
Der dritte Raum enthält wiederum ein Einzelbett und noch einmal einen kleinen Schreibtisch:
Bleibt das zweite Bad:
Das Haus ist sehr sauber und funktionell. Alles was man für einen Monat Aufenthalt braucht ist vorhanden. Wir haben uns schnell heimisch gefühlt, dort des Öfteren abends gekocht und gegessen. Nur das Frühstück, das gibt es schon fast traditionell samt Newspaper im Coffee Shop und der ist nunmal in Moab. Irgendwie sind wir dort auch schon als "Stammgäste" bekannt.
Das grosse Gelände der Ranch lädt zum Herumstreifen ein. Markant ist der Hügel mit den grossen Steinen, der der Ranch den Namen gab - Rock Pile!
Wer will kann auf die Felsen hinaufsteigen/klettern.
Westlich vom Rock Pile fliesst unter grossen, alten Bäumen ein kleiner Bach, der im Porcupine Rim entspringt und im Castle Creek mündet. Namen? Um zum Creek zu gelangen muss man sich schon ganz schön durchs dichte Unterholz kämpfen.
Auf dem weitläufigen Areal mit viel Grün findet sich auch Wild ein. Immer wieder äsen kleine Gruppen Mule Deers oder ein Trupp wilder Truthähe kommt zum Picken. Wegen des Wildes sind Hunde nicht willkommen!
Die Lage im Castle Valley könnte man spektakulär nennen.
Round Mountain - auch The Plug genannt - erhebt sich als vulkanisches Feature (erkaltete Schlotfüllung) mitten aus dem Talboden. Im Gegensatz zu den mehr oder weniger roten Sandsteinsedimenten ringsum erscheint er grauschwarz.
Direkt um das sogenannte Buchanan House - das anmietbare Gebäude - findet man eine Reihe alter Ranch Buildings. Die pittoreske Kulisse war der Grund dafür, dass hier auch Teile einer Fernsehserie - "Alias Smith and Jones" - gedreht wurden (1971-73), genauso wie die Walt Disney - Produktion "Run Cougar Run" (1972)
Die meisten Gebäude sind zugänglich, bieten einen Einblick, wie man um die vorletzte Jahrhundertwende wirtschaftete.
Von liks nach rechts:
- Grainery (Granary): Fruchtspeicher
- Gas House: Die genaue Bestimmung bleibt unklar. Zwar gibt es die Speisenbezeichnung "Gas House Eggs", die dürfte aber nicht gemeint sein.
- Potato Cellar: Zum Einlagern von Karoffeln.
- Meat House:
Diente der Aufbewahrung von Fleischprodukten.
Inwieweit die Bezeichnungen stimmen? Ganz eindeutig lässt sich das nicht sagen. Die Gebäude sind heute leer, teilweise auch arg vom Zahn der Zeit angenagt, was besonders für das "Gas House zutrifft.
Neben dem Buchanan House steht ein grösseres, zweigeschossiges Gebäude, das noch in einem etwas besseren Zustand ist. Es handelt sich um einen kleinen Laden, den die Ranch einst betrieb. Heute hat Castle Valley keinerlei Geschäft mehr, auch kein Post Office.
Im Fenster steht ein Schild mit der Aufschrift "Ferdie's Fitness Center" (???) Dort, wo die kleine Holzhütte steht, gab es früher ein Bunk House, also eine Unterkunft für die Arbeiter auf der Ranch. Das ist verschwunden.
Neben dem Buchanan House - Eingang hat man einen weiteren Keller fast vollständig im Boden vergraben.
Ein mit Erde bedeckte Dach hält das Innere zusätzlich kühl.
Etwas abseits stehen weitere Gebäude. Nochmals ein Granary und eine Art Werkstatttrakt. Zusätzlich eine Scheune, die wahrscheinlich neueren Datums ist und in der gelegentlich Fahrzeuge untergestellt werden.
Wir hatten gehörig Glück, hier in 2015 einen Monat verbringen zu dürfen. Nicht allzu lange danach verstarb die Ownerin, Mi Mi Kemmsies. Daher ist die Location derzeit nicht auf dem Markt.
Weitere Informationen zur Geschichte der Ranch werden nachgereicht. Die hier aufgeführten Informationen stammen aus Steve Allen: Utah's Canyon Country Place Names; First Edition 2012 und Canyon Legacy; Journal of the Dan O'Laurie Canyon Country Museum, Volume 52: "Ghosts of Grand County, Southeast".