Letzte Aktualisierung: 14 Mar 2020

Adobe Mesa

Vor Jahren waren wir auf dem Dome Plateau nördlich des Colorado Rivers gewesen, hatten den Aussichtspunkt gefunden, der ein 180° - Panorama über das Richardson Amphitheater von der Power Pole Mesa bis zum Castle Valley bot. Was wäre, wenn man auf einer der Mesas vor dem LaSal Mountains stünde, mit der Sonne im Rücken? Wie wäre dann der Ausblick? Schliesslich gewänne man auch noch an Höhe.

Studium der USGS Topomaps. Gibt es Chancen? Ja offenbar schon, denn die Tops der Mesas sind relativ eben, da sollte man bis zum Rand vorstossen können. Gibt es Trails? Auch da besteht Hoffnung.

Anfahrt von Moab über die Sand Flat Road hinauf zur LaSal Mountain Loop und von dort in Richtung Castle Valley. Die Abfahrt hinunter ins Tal lassen wir links liegen, fahren weiter auf der Gateway Road, die uns letztendlich hinüber ins Tal des Dolores Rivers bringen würde. So weit wollen wir heute allerdings nicht.

Es geht deutlich bergauf in Richtung Andy Mesa. Fast 400 Höhenmeter kriecht die hier noch geteerte Strasse hinauf. Bei 12S 0652067 4273918 sollte nach links ein Trail von der Strasse abzweigen. An der Koordinate angekommen die Überraschung: Es gibt im Abstand von weniger als 10 Metern zwei Wege. Welcher der Richtige ist?

Wir probieren den ersten, den westlicher liegenden. Nach vielleicht 200 Metern wird klar, das ist der Falsche. Wenden des Fahrzeugs ist hier im Wald unmöglich, also die 200 Meter im Rückwärtsgang raus. Nächster Versuch - der östliche Weg.

Erste Zweifel kommen auf, der Weg wendet sich nach 300 Metern nach Osten, steigt steil und steinig in einen dicht bewaldeten Canyon ab. Ausgesprochen rauh das Ganze, aber doch fahrbar. Nur Wenden wiederum ausgeschlossen! Dann die entscheidende Spitzkehre und nun gehts in die richtige Richtung, Weiterhin sehr steinig, weiterhin bergab! Zusätzlich tiefe Rinnen im Weg, aber die Schwerkraft hilft, zieht das Fahrzeug nach unten.

Langsam wird es ebener. Hier war schon länger niemand, das merkt man am stellenweise recht zugewachsenen Weg. Grünzeug, auch kleine Äste scheuern schon mal am Auto.

Adobe Mesa Trail
Steinige Anfahrt auf Adobe Mesa.

Der Weg zieht sich, es kommt langsamer voran als gedacht. Immerhin, die Vegetation verliert mehr und mehr den waldartigen Charakter, wird offener, der Trail deswegen aber nicht breiter. Immer wieder sind Pinions oder grosse Juniper zu umrunden und dabei geht es eng zu. Gelegentlich schwirren Gedanken, die sich um das Aufgeben drehen, im Kopf herum.

Wir erreichen schliesslich das ebene Dach der Mesa. Ausblicke? Vorerst Fehlanzeige, wir müssen uns gedulden. Immerhin, die Richtung NW ist gut, wird uns zur Mesa-Front führen. Eine Wegegabelung, die links abgehende Spur - wie so oft auf keiner Karte verzeichnet - wäre an sich die Richtigere und wir entscheiden uns dafür.

Nach ganz kurzer Strecke ist Schluss mit lustig. Ein Streckenabschnitt von vielleicht 100 Meter Länge extrem schlecht. Hier mit dem Trailblazer herunter zu fahren zwar denkbar, aber es würde viel Arbeit bedeuten.

Adobe Mesa Trail
Hier fährt man mit einem Trailblazer nicht ohne Not hinunter.

Wir beschliessen umzudrehen und die andere Spur zu begutachten. Diese ist gut und tatsächlich, wir landen letztendlich am Rand der Mesa. Ausblick inclusive! Es schöner Platz fürs Lunch! Leider ist der Ausblick nach Westen durch die weit nach Norden herausragende Spitze von Adobe Mesa eingeschränkt. Also noch nicht das ganz grosse Panorama.

Adobe Mesa Trail
Lunchtime: Aussicht über Mary Jane Canyon, Teile des Richardson Amphitheaters bis hin zur Power Pole Mesa.

Beim Dessert - Himbeeren! - beschleicht uns beide das Gefühl beobachtet zu werden. Irgendwie ungemütlich! Hier ist Bear Country und so verziehen wir uns mit dem Köstlichkeiten ins sichere Auto.

Gesehen haben wir letztendlich nichts!

Wir fahren zurück zur Weggabelung und nochmal zu dem steilen, steinigen Abstieg. Aussteigen, explorieren! Ja, man käme runter, hätte aber auf dem Rückweg grosse Schwierigkeiten zu erwarten. Eine Umfahrung der üblen Stelle gibt es nicht.

GPS und Karte helfen weiter. Die Entfernung - as the crow flies - bis zur Spitze beträgt weniger als 1,5 Kilometer. Ziel einprogrammiert - Standort des Autos ebenso! - und es kann losgehen. das machen wir nun zu Fuss!

Adobe Mesa Trail
Zuerst folgen wir einem immer schwächer sichtbaren Trail.
Adobe Mesa: Blick zum Castle Rock und Priest and Nuns
Später geht es nur noch querfeldein - geführt vom GPS immer in Richtung der Mesaspitze.

Besonders direkt fällt unsere Route nicht aus - hier versperrt dichter Bewuchs den Weg, dort ein kleines Cliff. Aber die Annäherung ans Ziel ist unaufhaltsam. Selbst kurz davor gelingt es immer noch nicht, einen Blick in die Ferne schweifen zu lassen. Zu dicht stehen die Pflanzen.

Plötzlich - der Ausblick!

Blick zum Castle Rock und Priest and Nuns
Castle Rock, Priest and Nuns aus ungewohnter Perspektive.

Leider zieht immer mehr blauer Dunst herein, behindert die Sicht!

Blick über das Richardson Amphitheatre zum Dome Plateau
Richarsdon Amphitheater, Professor Valley und Dome Plateau.
LaSal Mountains und oberes Castle Valley
LaSal Mountains, die Cliff der Adobe Mesa und das Castle Valley.
Natürlicher Bonsai auf Adobe Mesa
Die Lebensbedingungen auf den Cliffs lassen natürliche Bonsais entstehen.

Wir sitzen einfach auf den Steinen, staunen und geniessen! Die Mühe hat sich gelohnt - das Panorama ist eindrucksvoll! Mit über 2.100 Meter Höhe befinden wir uns tatsächlich mehr als 300 Meter über dem Niveau des Dome Plateaus. Nach vielleicht einer halben Stunde machen wir uns auf den Rückweg. Eigentlich müssen wir ja nur unseren Spuren folgen. Wie sich herausstellt ist das nicht so einfach. Wir verlieren sie immer wieder. Die Backtrace-Funktion des GPS erweist sich als ausgesprochen nützlich. Letztendlich landen wir wieder auf dem alten, kaum noch sichtbaren Trail, der uns zurück zum Fahrzeug bringt.

Lady nutzt den Weg für Photos, so wie sie sie mag. Details von Pflanzen stehen hier auf dem Programm:

Adobe Mesa
Adobe Mesa

Zurück am Auto bleibt Zeit um etwas auszuruhen. Da machen wir uns auf den Rückweg in Richtung Gateway Road. Es wird noch anstrengend genug werden und wir möchten keinesfalls in die Dämmerung geraten.

Alles geht verhältnismässig gut. Wir kommen flott voran, wissen, was uns erwartet. Dann steigt der Trail steil an, um sich auf Andy Mesa hinauf zu winden. Wieder die tiefen Rillen! Und diesmal arbeitet die Schwerkraft gegen uns. Plötzlich rutscht das Fahrzeug hinein, hat das linke Vorderrad und das rechte Hinterrad entlastet. Nichts geht mehr, die Räder drehen hilflos durch! Das Fahrzeug kippelt langsam von rechts nach links. Aussteigen, Lage begutachten, Werkzeug auspacken! Business as usual!

Trail zwischen Adobe und andy Mesa
Cool bleiben! Alles, was wir benötigen ist an Bord.
Auto flott machen bei Adobe Mesa
Erst mal das linke Vorderrad hochbocken, ein paar Steine unterlegen! Einfach den Wagenheber im Felgenzentrum ansetzen. Ausgraben ist für Leute mit zu viel Kraft und Zeit!
Auto flott machen auf dem Trail in Richtung Andy Mesa
Same procedure rechts hinten!
Steine unterbauen, damit das Auto nicht mehr durchdreht
Steine drunter - das wars dann schon.

Nach wenigen Minuten ist das Auto dank des hydraulischen Wagenhebers und der bewährten Technik wieder flott. Kein mühsames Schaufeln, kein gefährliches und schmutziges Arbeiten unter dem Fahrzeug.

Bald erreichen wir Teer auf der Gateway Road. An den nächsten Abzweigung entschliessen wir uns, durchs Castle Valley zu fahren. Das bringt uns einen letzen, schönen Blick:

Adobe Mesa
Von der rechten Spitze hatten wir den beeindruckenden Ausblick.

Der Name "Adobe" ist nach der Quelle: Steve Allen: Utah's Canyon Country Place Names; First Edition 2012 möglicherweise nicht korrekt. Locals bezeichnen die Mesa als Dobe Mesa. In 1882, als das Castle Valley gerade besiedelt war, hielt Doby Brown, der erste Siedler im Valley, hier oben Vieh.