Fly with the Eagle
Zweiter Teil: Halls Crossing - Coyote Butte
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Einsteigen und los gehts! Wieder in der Luft gibts einen umfassenden Überblick über Halls Crossing, Bullfrog Bay und Marina und die UT 276. Unser Flug führt weiter nach Südwesten. Auf Höhe des Slick Rock Canyons müssen Boater heute eine grosse Doppelschleife fahren, wo sich früher eine weite Wasserfläche befand. Die lang anhaltende Trockenperiode hinterlässt Spuren. The Rincon, die grosse, alte Flussschlinge des Colorado Rivers, ist das Paradebeispiel eines geologischen Features, das aus der Luft wesentlich besser und eindrucksvoller zu erkennen ist als das von der Erdoberfläche aus gelingt. Vom See aus kann man nur schwer erahnen, welche Struktur hier versteckt liegt.
Auf dem Luftweg ist es vom Rincon bis zur Mündung des Escalante Rivers nur ein Katzensprung von 7 km - auf dem Wasser hingegen 18 km! Der gewundene Lauf des Rivers - "the crookedest river in the world!", (den Titel tragen auch andere Gewässer!) kann über viele Meilen verfolgt werden. Westlich davon die Linie der Straight Cliffs, welche sich von Escalante bis hinunter zum Glen Canyon erstrecken. Wir drehen etwas mehr nach Süden ab, da wir zwischen Navajo Mountain und Glen Canyon hindurch fliegen wollen! Dann rechts von uns eine wie mit dem Beil gehauene Kerbe in der nördlichen Wand des Glen Canyon - Hole in the Rock, die berühmt-berüchtigte Stelle, an der die Mormon Poineers die Cliffs überwanden. Mehr als 50 Meilen von Escalante auf der Hole in The Rock - Road entfernt. Über Funk erhält Tim Martin die Mitteilung, dass wir hier nicht alleine in der Luft sind. Zu Gesicht bekommen wir die zweite Maschine aber nicht.
Immer wieder Strukturen, die nur durch den aktuell niedrigen Wasserstand des Reservoirs frei liegen und erkennbar sind. Ehemals weite Buchten sind trocken gefallen, offenbaren ihren geologischen Reichtum. Was wäre hier alles zu entdecken, wenn es den See nicht gäbe? Noch ein schlangenförmiger Canyon, aber diesmal ein weltberühmter! Forbidding Canyon - der Zugang zum Weltwunder No. 1 im Südwesten der USA. Und dann liegt er unter uns, der zu Stein gewordene Regenbogen - der sacred place der Diné - Rainbow Bridge! Wahrscheinlich ca. 1870 zum ersten Mal von einem Mitglied des Stammes der Navajo - Blind Salt Clansman - entdeckt.
Dreimal umrundet unser Pilot das Wunder, gibt uns Gelegenheit, die Bridge unter immer neuen Lichteinfallswinkeln zu sehen. Am Boden - mit Speed Boat - hatten wir das National Monument schon vor 12 Jahren besucht. Schwer zu entscheiden, aus welcher Perspektive der Anblick spektakulärer ist.
Bevor wir in Richtung Glen Canyon Dam abdrehen ein letzter Blick über das majestätisch zerklüftete Land nördlich des Navajo Montains. Ein Epos in Sandstein!
Was sich unter uns ausbreitet, ist im Detail kaum zu erfassen. So viele Formen, so unglaubliche Strukturen. Beschreiben? Nur schwer möglich - man muss es gesehen haben! Hier macht alles von oben noch mehr Eindruck, als wir es vom Boden her kennen. Man hat einfach mehr Übersicht.
Westlich des Forbidding Canyons geht es über Cathedral Canyon hinweg, am nördlichen Ende von Cathedral Butte überragt. Nicht nur die Butte, auch das benachbarte Hochland, dass sich dünn und hakenförmig gekrümmt in Richtung Norden erstreckt, fallen durch die ungewöhnliche Form auf. Jenseits des Sees ragt die Mesa mit Navajo Point in den Himmel. Der Blick von dort oben muss grossartig sein, aber dort hinzukommen, bedeutet eine Expedition. Keine Zufahrt! Teddys Horse Pasture, Cummings Mesa - alles für sich alleine sehenswert! - es droht so manches im Überfluss unterzugehen. Gregory Butte taucht auf. Zu Hochzeiten des Sees eine Insel inmitten einer weiten Wasserfläche, markiert sie nun wie ein Leuchtturm das Ende einer weiten Steinfläche, dient als Landmark zur Einfahrt der gegenüber liegenden Last Chance Bay.
Der Channel - das alte Flussbett des Colorado Rivers - windet sich nördlich unseres Kurses. Darin wie ein Fremdkörper Antelope Point Marina. Im Hintergrund Castle Rock, derzeit keine Insel mehr. Die Durchfahrt, die den Weg von Wahweap Marina zur Rainbow Bridge so wesentlich verkürzte, ist trocken gefallen, Antelope Island ein Stück Festland. Wahweap Bay erscheint wie eine zum Austrocknen verdammte Pfütze, nur noch ein Anhängsel des Sees. Tim Martin meldet unseren Überflug über Page und den Airport an. In ausreichender Höhe passieren wir beides, sehen die Brücke der US 89 und den Betonpfropfen des Glen Canyon Dams.
Dann die grosse Schleife des Horseshoe Bend. Auch aus der Luft ist es nicht ganz einfach, ihn vollständig ins Bild zu bekommen.
Lees Ferry und die Mündung des Paria Rivers tauchen unter uns auf. Wir fliegen noch ein Stück entlang der Vermilion Cliffs. Jetzt muss ich Tim Martin leiten, denn das nächste Feature, das wir ansteuern ist ihm, der sonst alles kennt, unbekannt. Mit Hilfe unseres GPS gebe ich den Kurs vor. Wir drehen nach Nordwesten ab, überfliegen die karge Hochfläche des Paria Plateaus, sehen Poverty Flat mit seiner aufgegebenen Ranch, nähern uns dem westliche Rand des Plateaus dort, wo sich Hügel erheben. Hier bitte ich Tim, nach Nordosten abzudrehen. Unter uns breiten sich die Coyote Butte und die Strukturen der Wave aus! Das war - wie so vielen US-Amerikanern - auch Tim Martin kein Begriff! Ob es sich bei ihm einprägt, darf man bezweifeln, denn aus der Luft ist die Wave alles andere als eine Sensation. Die meisten würden sie wohl einfach überqueren, ohne überhaupt etwas zu bemerken. Lediglich die Tipis besitzen ein gewisses Mass an optischer Präsenz. Ganz klar - die Wave ist aus der Luft ein Flop!
Der westlichste Punkt des Fluges ist erreicht, knapp 300 km südwestlich von Moab. Unsere Wunschpunkte haben wir gesehen. Zurück übernimmt Tim praktisch alleine die Routenplanung. Nun will er uns noch ein bischen was zeigen!
Weiter geht es im 3. Teil entlang des Nordufers von Lake Powell bis nach Hite