Blue Flat
Vor fast 20 Jahren waren wir nahe des Cathedral Valleys nachmittags von eine Flash Flood eingeschlossen worden. Passiert ist uns nichts, aber wir verloren einiges an Zeit und sahen den weiteren Weg nach Caineville als risikoreich an, weil es dort auch gewitterte und davor die zwar farbenprächtigen, aber auch mit einigem Gefälle versehenen Clay Hills lagen, die bei Nässe völlig unpassierbar sind.
Nachdem das Wasser zurückgegangen war, versuchten wir unser Glück in Richtung Norden zur Interstate 70. In den Zeiten vor GPS hatten wir nur einen kleinen Kompass auf dem Arnaturenbrett. Navigieren war in der uns unbekannten Gegend trotz topographischer Karten schwierig, denn wir kamen ins Dunkle, hatten keine Anhaltspunkte mehr. Nur eines war klar - im Norden war die Autobahn!
Dann wurde es noch etwas dramatisch. Das Fehrzeug folgte kaum den Lenkbewegungen, driftete von rechts nach links, hatte Traktionsprobleme. Wir waren auch auf dieser Route auf Clay geraten. Kein Problem, solange das Material trocken ist, aber der hier war oberflächlich durchnässt und damit Schmierseife ziemlich ähnlich.
Im Endeffekt erreichten wir doch die Interstate, fuhren über die Swell nach Osten, Richtung Moab. In Green River mussten wir tanken. Das Auto war unglaublich verdreckt, der Clay war bis aufs Dach geschleudert worden. Jemand fragte uns, ob wir denn wüssten, welche Farbe das Fahrzeug hätte?
Von der Gegend hatten wir im Dunkeln natürlich nichts gesehen. So entschlossen wir uns in 2013 noch einmal dort von der Interstate abzufahren, wo wir damals aus dem Nowhere kamen. Am Exit 99!
Nach Norden könnte man auf der County Route 912 durch das Molen Reef nach Emery an der UT 10 fahren, wir wenden uns aber nach Süden.
Unmittelbar dort, wo wie den Teer verlassen, halten wir an, schauen uns erst mal um. Die Landschaft ist schon sehr eigenwillig, zur Hauptsache grauschwarz mit braunen Akzenten. Die gute Dirtroad nach Süden trägt den Namen "Blue Road". Ihr werden wir folgen.
Den östlich von unserem Standort fliessenden Muddy Creek bekommen wir nicht zu Gesicht. Mehr sehen wir von den Strukturen der Mesa Butte-Flanke.
Mesa Butte ist eine ähnlich "graue Eminenz" wie die Factory Butte 30 Meilen - as the crow flies - südsüdöstlich. (Auf Trails beträgt die Wegstrecke mehr als 50 Meilen) Hier sind die Strukturen anders, auch wenn man die gleiche Deckschicht mit fahlbraunem Sandstein vorfindet.
In solchen relativ weichen Gesteinen sind Naturbögen recht selten. Der Bogen dürfte eine Höhe von ca. 10 Metern besitzen.
Auf dem mausgrauen Untergrund können sich nur ganz wenige Pflanzen halten. Den einzigen Kontrast bilden die braunen Felsen, die - von der Deckschicht der Mesa herabgestürzt, auf dem Untergrund liegen. Sie sind offenbar härter als das graue Material.
Der Untergrund besitzt eine ziemlich weiche Konsistenz. Einen Hügel hinaufzulaufen ist buchstäblich einen Schritt vorwärts und einen Drittel Schritt zurück. Durchaus beschwerlich, man kann das Material uch in die Schuhe bekommen.
Die deutlichen Eindrücke, die man hinterlässt, löscht wahrscheinlich erst ein starker Regenguss aus.
Die Gegend ist so faszinierend, das wir einige Zeit damit verbringen uns umzusehen und zu photographieren. Dabei fällt auf, dass Mesa Butte und die Coal Cliffs nördlich der Interstate sich im Aussehen deutlich unterscheiden, obwohl sie aus den gleichen geologischen Schichtungen bestehen. Das braue Deckgestein nimmt nach Norden scheinbar an Mächtigkeit zu, seine grösseren Schuttströme bedecken mehr von den grauschwarzen, tiefer liegenden Sedimenten, die Mesa Butte stark prägen. Die Coal Cliffs erscheinen dadurch weniger düster.
Obwohl die Gegend sehr lebensfeindlich ausschaut: Da blüht doch einiges!
Die Pflanze öffnet ihre Blüten oft erst spät am Nachmittag, gelegentlich sogar erst am Abend. Bestäubte Blüten färben sich pink, werden schnell welk. Beide Blüten im Bild dürften bestäubt sein - mehrere Knospen sind noch geschlossen, könnten sich am Abend öffnen.
Die Strategie der Primrose ist clever. In den Halbwüstengebieten meiden viele Insekten die heissen Tagesstunden, fliegen in der Dämmerung oder bei Nacht.
Der Desert Paintbrush ist dank seiner intensiven Farbe in der grauen Umgebung ein wirklicher Hingucker. Auch noch ein paar andere Blütenpflanzen finden sich.
Wir wollen weiter nach Süden, treffen dabei auf die zweite Spitze der Mesa Butte, die weniger schroff als die nördliche Ecke ist, die wir zuerst sahen.
Unser nächstes Ziel - quasi ein zentraler Punkt - soll das Mussentuchit Flat sein. Bevor wir die Gegend erreichen disponieren wir um, wenden uns nach Osten, weil uns eine Strecke reizvoller erscheint. Was wir jetzt noch nicht wissen ist, dass dieser Weg uns auf die Lone Tree Wedge führen wird - "a place with views".