Letzte Aktualisierung: 14 Mar 2020

Ticaboo Mesa

In Utah existieren einige "weisser Flecken" auf der Landkarte. Nicht, dass sie in Zeiten der Satelliten-Geodäsie wirklich weiss wären, aber sie sind so gut wie menschenleer, werden nur sehr selten besucht. Man fährt eine Strasse entlang, daneben so weit das Auge reicht nur ödes Land. was soll da schon sein? Es gibt ja so viel Sehenswertes an anderen Orten, da bleibt für so manches Gebiet keine Zeit. Gelegentlich fragt man sich aber doch, ob es nicht etwas zu entdecken gäbe?

Das traf auf dieses Gebiet zu - was ist eigentlich im Gebiet zwischen der UT 95 im Osten und der UT 276 weiter westlich? Begrenzt durch Lake Powell im Süden.

Ausser den Bergen der südlichen Henry Mountains-Gruppe - Little Rockies mit Mt. Holmes und Mt. Ellswoth, scheint da nicht so sehr viel zu sein. Könnte aber auch ein Irrtum sein? Immerhin geistern solch exotische Namen wie Hoskinnini Monument, Trachyte Point und Canyon, Good Hope Mesa herum.

Wir wollen von Westen bzw der UT 276 in das Gebiet südlich des Mt. Ellsworth gelangen. Ticaboo Mesa! Dort gibt es vielleicht etwas entdecken, neben der geteerten Strasse siehts aber öde aus. Versucht werden es trotzdem. Anfahrt über Hanksville in Richtung Bullfrog mit seiner Marina. An der Strasse findet sich noch die kleine Siedlung Ticaboo, entstanden in den 50er Jahren des 20. Jh. als Wohnsiedlung für benachbarte Uranminen, die im Übrigen auch noch heute - in einer Art Winterschlaf - existieren. Die wenigen Menschen in Ticaboo leben heute von den Vorbeikommenden, die Treibstoff, Kaffee, Hamburger oder sogar ein Zimmer brauchen.

Gibt es alles! Vor einigen Jahren hatten wir auf dem Reservoir ein Boot gemietet und wegen der doch recht langen Anfahrt in Hanksville übernachtet. Frühstück in Ticaboo. War ok, kann man ruhig machen.

Heute biegen wir rund zwei Meilen nördlich davon nach Osten von der UT 276 ab. (ca. 12S 0529040, 4172080)

Mt. Ellsworth
Mt. Ellsworth

Der Weg ist zuerst einmal nicht schlecht. Nach kurzer Distanz kommen einige rauhere Abschnitte, aber das gibt sich wieder. Generell geht es in Richtung Osten und ausser dem Mt. Ellsworth zur Linken bietet sich dem Auge wenig. Sagebrush, Gräser, Steine.

Mt. Ellsworth
Beim genaueren Hinsehen erweisen sich die Gesteine des Mt. Ellsworth als ausgesprochen vielfarbig.

Der Weg führt weiter nach Osten. Nach rund zweieinhalb Meilen müssen wir uns mit einem schlechten Streckenabschnitt herumschlagen. Steinig ist es hier an Hang eines ganz flachen Tales, - Smith Fork der Name! - das etwas Abwechslung in die Gleichförmigkeit bringt. Bei dem Geholper hat der Fahrer sowieso kein Auge für anderes als den Weg.

Neben dem Trail ein kleiner Hang. Da wir sowieso Getränke-Nachschub aus dem Ice Chest brauchen, sehen wir uns etwas um - entdecken interessante Kleinigkeiten:

Smith Fork, Ticaboo Mesa
Farbenfroh und trotzdem öde.
Smith Fork, Ticaboo Mesa
Smith Fork, Ticaboo Mesa
"Pilz"

Irgendwie sieht man der Landschaft und auch dem Trail an - hier ist wenig los! Wieder ein flaches Tal, ein kleiner Wash, den der Weg in einer etwas gemeinen Spitzkehre überquert um den Gegenhang hinaufzuziehen. Aber nichts, was wirklich schwierig wäre.

Immerhin mal ein Wegedreieck. Der von rechts kommende Trail ist deutlich kleiner als der unsere, besteht nur noch aus zwei Radspuren im Grün. Auch unser Weg spickt sich mit kleinen Hindernissen, man muss schauen wo man entlangfahren kann und wo es nicht geht. Rechterhand in einem weiteren flachen Tal soll es eine Quelle geben. Vom Trail aus entdecken wir sie nicht, fahren den Hang hinauf, landen erneut auf einer Hochfläche. Zur Linken begleitet uns weiterhin der farbige Mt. Ellsworth. Nach weniger als 1/4 Meile könnten wir auf einen Trail abbiegen, der uns nahe an die südliche Bergflanke heranführen würde. Wir entscheiden uns, weiter nach Osten vorzustossen.

Die Karte verzeichnet noch eine Quelle am Rande des South Forks des Ticaboo Canyons und die Höhenlinien verraten, dass dieser Canyon wesentlich tiefer sein muss. Den wollen wir uns ansehen.

South Fork of Ticaboo Canyon, Ticaboo Shelf Spring
South Fork of Ticaboo Canyon an der Ticaboo Shelf Spring.

Schon aus einiger Entfernung wird klar - hier verändert sich die Landschaft völlig! Die Quelle selbst ist gefasst, dient offenbar für das Tränken von Vieh. Man hat sie überdacht. Es sieht aus, als sei sie unter der Spitze eines Futtersilos versteckt, von den man 90% der Höhe eingegraben hat. Sicher ist das aber nicht so!

Direkt unterhalb der Quelle erreichen wir eine Stelle, die einen guten Einblick in den Canyon bietet. Wir erkennen einen Fussweg, der nach unten führt.

Ticaboo Shelf Spring
Ticaboo Shelf Spring
South Fork of Ticaboo Canyon und Mt. Ellsworth
South Fork of Ticaboo Canyon und Mt. Ellsworth.

Am Canyon entlang führt eine schlechter werdende Spur nach Südwesten. Wegen der schönen Ausblicke folgen wir ihr.

Das Navigieren wird langsam schwieriger. Faint traces - also schwache Spuren gibts des Öfteren, man muss aufpassen, nicht eine falsche zu erwischen. Hier draussen hat der letzte Winter seine tiefen Spuren hinterlassen. Gelegentlich bleibt keine andere Wahl, als den völlig zerstörten Trail zu verlassen und quer durchs niedrige Grünzeug zu pflügen. Dort allerdings ist der Boden streckenweise verdächtig weich!

South Fork of Ticaboo Canyon
South Fork of Ticaboo Canyon - den Riesenslot am oberen Bildrand sahen wir schon aus dem Flugzeug.
Mt. Ellsworth
Mt. Ellsworth begleitet uns auf der gesamten Tour.
South Fork of Ticaboo Canyon
South Fork of Ticaboo Canyon.

Betrachtet man die Flanken des Mt. Ellsworth genauer, dann fallen die hochgeschobenen Sandsteinplatten auf, die sich gegen das dunkle vulkanische Gestein des Berges abheben. Die Gipfel der Herry Mountains sind sozusagen ungeborene Vulkane, die in die mächtigen Sedimentschichten zwar eindrangen, sie aber nicht durchdringen konnten. So erkaltete die Magma noch in der Tiefe. Erst spätere Erosion legte die Magmaintrusionen frei.

Mt. Ellsworth
Mt. Ellsworth
An den Bergflanken sieht man, dass die Sandsteinschichten nach oben angehoben wurden.

Wir folgen Spuren nach Süden. Ein Abstecher bringt uns an den Ostrand der Ticaboo Mesa. Unter uns, unerreichbar, liegt die Platte der Good Hope Mesa.

Good Hope Mesa
Good Hope Mesa.

Das Gebiet im Norden stellt sich als Meer aus lachsfarbenen Sandsteindomen dar. Was sich darin alles verbirgt? Es reizt, die Landschaft zu erkunden. Dazu müsste man wohl hier oben ein Basislager aufschlagen.

Ticaboo Canyon
Das Land des Ticaboo Canyons.
Ticaboo Canyon
Orange country - seldom seen!

Eine Spur zweigt ab, in keiner Karte verzeichnet. Sie führt uns um einen Hügel herum, endet an einem Punkt hoch über der Good Hope Mesa, mit einem grossartigen Blick hinüber zur Castle Butte und dem Blue Notch Canyon. Solche Punkte findet man, wen man sich nicht bedingungslos auf Karten verlässt.

Lake Powell, Castle Butte, Blue Notch.
Lake Powell, Castle Butte, Blue Notch.

Die Sonne steht schon weit im Westen. Es wird Zeit für den Rückweg. Wir wollen noch bei Tageslicht zurück auf dem Teer sein, haben danach gute zweienhalb bis drei Stunden bis nach Hause. Wir haben bei weitem nicht alles gesehen, was die Mesa zu bieten hat. Hier gibt es sicher noch mehr zu entdecken.

Auf dem Rückweg stellen wir erneut fest - es gibt viel mehr Spuren als die Karten verzeichnen und einige eingezeichnete Spuren sind längst nicht mehr auffindbar. Auch ohne GPS wäre in solch einer Situation Mt. Ellsworth ein zuverlässiger Leuchtturm.

Mt. Ellsworth sunset
Mt. Ellsworth sunset.