Verrechnet!
Wir haben uns ein besonderes Ziel ausgesucht, einen Canyon mit jeder Menge Arches und Bridges. Daran vorbeigekommen sind wir schon zweimal, waren aber nie im Canyon selbst. Man muss die Gegend erwandern, kann auf ca. 12 km Wegstrecke aber auch gleich 2 Canyons mit Arches besuchen, wenn man eine Schleife geht.
Die Schwierigkeit liegt eigentlich vor allem in der Anfahrt. Die Canyons befinden sich draussen im Canyonland Maze District am Trail zum Doll House. Die Strecke ab dem Waterhole Flat ist nicht ohne und bis zum Flat ist es von Moab weit. Es macht zeitlich wenig Unterschied, ob man dabei "unten rum" über Blanding und die Hite Road fährt oder über Green River und Hans Flat. Wir entscheiden uns für die südliche Route, kommen für unsere Verhältnisse früh aus Moab weg.
Bis hierher haben wir ca. 120 Meilen bzw mehr als 2 Std. Fahrtzeit hinter uns - es ca. 10:50 a.m. Mal sehen, ob wir es schaffen?
Rund 1 Meile, nachdem die UT 95 den Colorado River überquert hat, zweigt bei 12S 0554660 4194830 die Hite Road ab, die uns in den Maze District des Canyonland N.P. bringt. Sie ist wie so oft in gutem Zustand. Trotzdem braucht man mehr Zeit als erwartet, denn aufgrund vieler Schlenker und Bögen zieht sich der erste Teil der Strecke bis zum Cove Canyon - Luftlinie von der UT 95 ca. 8,5 Meilen entfernt - über 20 Meilen. Am extremsten ist es im Bereich des Rock Canyons. Für 1,2 Meilen as the crow flies - zieht sich die Road um die 9 Meilen auf beiden Seiten des Canyons hin.
Die Cliffs auf der rechten Bildseite sind zum Greifen nahe, aber es dauert fast eine halbe Stunde, bis man dort drüben ankommt.
Ein Stück in den Canyon hinein zweigt ein Seitenarm ab, der vom Hauptcanyon durch eine art Mauer getrennt ist.
Diese Mauern dürften kaum mehr als 3 Meter dick sein, dafür aber ca. 50 Meter hoch. Vor uns kommt eine bekannte Landmark ins Blickfeld:
An der markanten Felsnadel gab es einen Mining Claim, in dessen Dokumenten die Stelle als "The Gunsight" beschrieben ist. Arthur Ekker nannte die Nadel "Man in the Rock". Sie wurde 1975 erstbestiegen. (*)
Weiter gehts in Richtung Andy Miller Flats.
Links im Photo sieht man ein Mauerrest mit Durchbruch, von Bob Fagley als Maze 633-2 Arch bezeichnet. Ca. 2 Meilen weiter ein anderes Erosionsgebilde:
Wir realisieren, dass wir in Zeitnot geraten könnten. Das wirkt sich aus, wir wollen nur noch vorwärts, haben wenig Zeit zum photographieren. Erst 15 Meilen und eine halbe Stunde später entsteht dann noch dieses Bild:
Obwohl wir in der Gegend schon seit mehr als 20 Jahren immer wieder unterwegs sind, hatten wir bis dato keine Wildesel gesehen.
Wir erreichen gegen 12:40 p.m. das bekannte Wegekreuz auf dem Waterhole Flat, kommen die nächsten 3 Meilen noch flott voran, um dann für die folgenden 4,5 Meilen eineinhalb Stunden zu benötigen. Nicht nur wegen der fordernden Strecke, sondern auch, weil heute hier - Dienstags! - ein "Verkehr wie auf der Autobahn" herrscht. Da sind auch Leute unterwegs, die für diffizilere Abschnitte sehr viel Zeit benötigen.
An einer steinigen und stufigen Ecke stehen Leute neben dem Trail, bedeuten, dass uns jemand entgegen kommt. Also anhalten, warten. Lady steigt aus, schaut sich die Lage an und schiesst ein paar Photos.
Die entgegenkommenden Fahrer zögern. Daher fahre ich dann doch los.
Es ist eine Frage des Fahrzeugs und der Erfahrung des Fahrers bzw. auch dem Können eines Spotters wie viele Steine man an manchen Hindernissen unterbauen muss. Es muss kein Wrangler sein, vor Jahren waren wir hier mit einem Ford Explorer der 1. Baureihe.
Wir haben jetzt wirklich ein Problem! Es ist 2:30 p.m. und wir werden vermutlich noch eine Stunde bis zum Trailhead benötigen. (Es gibt nicht wirklich ein Trailhead!) Danach wahrscheinlich 4 Stunden zu Fuss, um die Runde durch die Canyons zu absolvieren. Ehrlich gesagt, da haben wir uns verkalkuliert! Besser wäre es gewesen, an den Standing Rocks zu übernachten, am nächsten Tag morgens loszuziehen und dann am Nachmittag den Rückweg anzutreten. Aber wir haben kein Permit!
Auf dem Rückweg wieder einiges an Verkehr. Da steht ein Fahrzeug eines kommerziellen Tourausrichters und entgegen kommen zwei Jeep, einer davon sogar samt Einachsanhänger. Ein echter Bremsklotz! Damit ist man sehr langsam, und auf dem Stück, das die beiden gerade befahren ist Passieren im Gegenverkehr völlig ausgeschlossen.
Als die beiden vorbei sind startet der Gewerbliche zuerst, wir folgen. Ehrlich gesagt, mir tun die zahlenden Gäste leid, auf der Rückbank des Jeeps ist das alles andere als eine Spazierfahrt. Die People sahen auch während der Warterei auf die Entgegenkommenden ziemlich fertig aus.
Relativ schnell erreichen wir Waterhole Flat, sehen die Gunsight Butte, durch deren (von hier aus gesehen) linke Lücke Tim Martin mit uns so tief geflogen war, dass das Flugzeug zwischen den Felswänden flog.
Durch die rechte Lücke führt über den Sunset Pass die Road, die durch das Hatch Canyon - System führt, den Dirty Devil River durchquert und an der UT 95 endet. Lang, einsam und landschaftlich ein absolutes Highlight!
Am Wegekreuz fahren wir links in Richtung Hite.
Obige ältere Aufnahme zeigt das Schild allerdings aus Richtung vom Flint Trail/Hans Flat kommend.
Im Mai findet man überall blühende Kakteen.
Vor den Bergen liegt Moab und da wollen wir heute noch hin. Luftlinie knapp 50 Meilen, mit dem Auto aber fast viermal so weit.
Der helle Sandstein im Vordergrund gehört zum White Rim Sandstone, der namensgebend für den recht langen Trail rund um die Spitze von Island in the Sky ist.
Um den Arch zu sehen, muss man am besten anhalten und aussteigen. Dabei fallen uns im Gestein einige Besonderheiten auf. Versteinerungen? Wir wissen es nicht genau.
Nicht weit entfernt vom Arch findet sich ein Wegedreieck. Die von der Hite Road abzweigende Spur führt in den Cove Canyon hinein. Wir waren schon mal ein Stück im Canyon, haben jetzt vermutlich noch genug Zeit, ihn uns näher anzusehen.
Weiter in Richtung Hite! Wir kommen erneut am Maze 633-2 Arch vorbei. Ein Arch? Eher nicht, da sind zwei Öffnungen und in der grosseren von beiden findet man nochmal 4 kleinere Durchbrüche.
Um 6:20 p.m. sind wir wieder auf Teer - UT 95 - angelangt. Jetzt wollen wir die grosse Runde koplettieren, wählen für den Rückweg die Strecke über Hanksville und Green River. 3 Stunden Fahrt liegen noch vor uns.
Ca. 0,6 Meilen nördlich der Abzweigung der UT 276 in Richtung Bullfrog Marina halten wir an einem Trail an, der in Richtung Turkey Knob und Cedar Point führt. Letzterer ist eines der ganz grossen Highlights im Südosten Utahs, aber nur wenigen Locals bekannt.
Eineinviertel Stunden später an der Auffahrt zur Interstate 70. Eine kurze Verschnaufpause nebenan am Buckmaster Draw, wegen des Lichts noch ein paar Photos:
In Moab schliesst sich der Kreis gegen 10:20 p.m. Ein langer Tag!
Epilog:
Sweet Alice Canyon heisst eigentlich gar nicht so! Auch hier haben die amtlichen Stellen den bei den locals bekannten alten Namen gefälscht, weil er ihnen geschmacklos erschien. Nach Steve Allen war der ursprüngliche Name Sweet Ass Canyon.
Der Name entstand offenbar unter Cowboys, von denen einer Ute-Frauen beim Baden an der Quelle im Canyon beobachtete und später seinen Kumpels berichtete, er habe "the sweetest little ass" gesehen, den er sich vorstellen könne.
[*] Quelle: Steve Allen: Utah's Canyon Country Place Names; First Edition 2012