Letzte Aktualisierung: 14 Mar 2020

Down to the River

Die UT 24 als Verbindung zwischen den National Parks im Osten Utahs und den westlich gelegenen durchquert südlich der I 70 bis nach Hanksville über 40 Meilen Wüste. Manchmal versucht der Sand die Strasse unter sich zu begraben. Sandstürme sind nicht ungewöhnlich. Knochentrocken, auch wenn Canyons im Reef der San Rafael Swell und die Washes von den seltenen Fluten künden.

Bei Hanksville ändert sich die Szenerie. Grüne Flächen, ein kleines Flüsschen. Man kann den Zusammenfluss von Fremont River und Muddy Creek erkennen. Sie kommen vom Wasatch Plateau, führen stets Wasser. Hanksvilles Lebensgrundlage! Es entsteht ein "neuer" Fluss - Dirty Devil River - benamt von John Wesley Powell auf seiner Expedition, die ihn aber nur an die Mündung in den Colorado River nahe dem modernen Hite brachte. Der Name beruht auf der enormen Sedimentmenge, die der Fluss bei Hochwasser transportiert und ihn dann schlammig rotbraun erscheinen lässt.

Nichts weist bei Hanksville darauf hin, wie sich das träge fliessende Gewässer verändern wird, welche Kulisse sich an seinem Lauf aufbaut. Hier steigen die Ufer nur wenig über den Fluss an, der weiter südlich eine ganze Landschaft prägt.

Zwischen Hanksville und Hite gibt es entlang des Flusses keine Strassen, Wege, Trails! Ein unwegsamer Canyon! 39 Meilen Luftlinie von der UT 24 bis zur Mündung - der Fluss selbst ist doppelt so lang! Die UT 95 folgt dem Lauf westlich in respektvollem Abstand. Erst nahe der Mündung bekommt man ihn wieder zu Gesicht. Grund dafür ist, dass der Fluss nach 10 Meilen im flachen Tal sehr schnell einschneidet. Nach 12 Meilen 800 Fuss tief, nach 20 Meilen um die 1.300, um bis zu 2.000 Fuss zu erreichen. Hunderte Fuss hohe, oft senkrechte Cliffs. Nicht alleine das Gefälle, - knapp 700 Fuss auf der Distanz - führt zum tiefen Canyon, sondern auch die Aufwölbung, die er durchschneidet. ( Link: einige Luftaufnahmen )

Ähnlich wie am Grand Canyon gibt es - allerdings nur einen - Aussichtspunkt, der über eine gute Dirt Road von 10-12 Meilen Länge zu erreichen ist: Burr Point, fast 1.500 Fuss über dem Fluss. Die Road zweigt 17 Meilen südlich der Town von der UT 95 nach Osten ab. Ein Trail führt zum Fluss hinunter, - er ist stellenweise sehr ausgesetzt. (Es gibt noch min. 3 weitere Trails, aber das ist eine andere Story.)

Kommt man nun doch noch irgendwo zum Fluss? Ja, es gibt eine Chance - nur mit SUV, aber immerhin! Poison Spring Canyon lautet der Name des Schlüssels!

Poison Spring Canyon Road
Poison Spring Canyon - anfangs ein ziemlich nichtssagender Weg.

Von Hanksville kommend bietet die UT 95 zunächst wenig Abwechslung, verläuft mit nur leichten Kurven in Richtung Hite. Erst südlich der Abzweigung in Richtung Burr Point folgt die erste grössere Biegung nach links. Zuvor ein Schild: Garfield County. Noch einmal rechts und wir sind bei 12S 0534213, 4221412, dem Startpunkt des Trails.

Der Weg beginnt einfach, folgt nur für weniger als eine halbe Meile dem Wash, wendet sich dann nach Süden auf etwas höher gelegenes Gelände.

Poison Spring Canyon Trail
Lachsfarbener Sand bestimmt das Bild - im Hintergrund eine Düne.

Nach 2 Meilen führt der Trail über einen Seitencanyon - Butler Wash - zurück in den Poison Spring Canyon, der inzwischen deutlich tiefer geworden ist.

Die Wände des Wash sind hier nicht mehr sandig, sondern bestehen aus Sandstein. Bei genauerer Betrachtung erkennt man dessen Windschichtung. Es finden sich die horizontalen Bänder von Erosionshorizonten.

Windgeschichteter Sandstein im Poinson Spring Canyon
Windgeschichteter Sandstein im Poinson Spring Canyon.

Stetig vertieft sich der Canyon. Verwitterungslöcher, Madengängen ähnlich, kommen im Südwesten häufig vor. Ihr Entstehungsprozess ist bis heute geologisch nicht vollständig sicher geklärt.

Poison Spring Canyon
Gate öffnen, passieren, Gate schliessen! Canyon Country - Etikette!
Poison Spring Canyon
Mindestens 5 verschiedene Ablagerungsperioden sind erkennbar, teils von Erosionshorizonten getrennt.

Der Canyon gewinnt an Breite, die Wände erscheinen gerundeter. Wie versteinerte Dünen. Auch aktive Sanddünen mischen mit. Wir sind auf das Niveau des Navajo Sandstone gelangt, der zu runden Formen erodiert. An manchen Stellen wird er von harten, rötlichschwarzen Gesteinsschichten bedeckt, die der Abtragung offenbar mehr Widerstand entgegensetzen.

Die groben Kiesablagerungen im Wash unterscheiden sich auffällig vom roten Sandstein. Sie sind grau bis schwarz, passen nicht so recht hierher. Gar nicht so falsch! Es sind tatsächlich "Einwanderer", stammen aus dem westlich gelegenen Henry Mountains. Gelegentliche Flash Floods verfrachten das Geröll über viele Meilen. Leicht kann man sich ausmalen, welche unbändige Kraft Wasser hat!

Trocken und lebensfeindlich ist es hier! Nur im Wash können sich einige wenige harte Pflanzen halten.

Poison Spring Canyon
Navajo Sandstone Domes. Im Wash grauer Schutt aus den Henry Mountains.
Poison Spring Canyon
Der Wash wird streckenweise zum Kanal zwischen den Navajo Domes. Kein guter Platz bei einer Flut!
Poison Spring Canyon
Im Channel.
Poison Spring Canyo
Dunkler, harter Sandstone bekrönt die Hügel.
Poison Spring Canyon
Ob sich zwischen den Domes etwas verbirgt?
Poison Spring Canyon

Der Canyon ändert sich! Zwar bestimmen noch immer die steinernen Domes das Bild, aber irgendetwas ist anders? Ees wird grün!

Der Boden des Canyons schneidet auf seinem Weg hinunter zum Dirty Devil River stetig tiefer ein, muss über 1.200 Fuss (ca. 370 Meter) Höhenunterschied überbrücken. Nun hat er die Navajo-Lagen überwunden und die darunter liegenden, horizontal geschichteten Kayenta-Lagen erreicht.

Der Kayenta dient als Aquifier - Wasserleiter - der die Niederschläge der Henry Mountains horizontal fortleitet. Hier im Canyon treten sie zutage, geben ihr Nass ab, sorgen für das immer üppiger werdende Grün.

Poison Spring Canyon
Wasser ist Leben! Auch zwischen den lebensfeindlichen Navajo-Domes. Mitgeführte Mineralien werden als helle Salze abgelagert, wenn das Nass verdunstet.
Poison Spring Canyon
Horizontale Schichtung des Kayenta Sandstones.

Je tiefer der Canyon einschneidet, desto mehr Wasser tritt zutage. An den Wänden befinden sich kleine Quellen, deren Schüttung ausreicht, einen Bach zu bilden.

Poison Spring Canyon
Ein kleiner Bachlauf. Abschnittsweise wird es nun schlammig.

Wasser löst das Bindemittel zwischen den Körnern des Sandsteins. So entstehen an den Quellhorizonten Ausspülungen, die die darüber liegenden Schichten unterschneiden. Im Schutz vor direktem Sonnenlicht entstehen regelrechte "hängende Gärten" aus wasserliebenden Pflanzen wie z.B. fragilen Farnen.

Poison Spring Canyon, Quelle
Eine der stärkeren Quellen.
Poison Spring Canyon
Eine Art Oase im Canyon.

Die Wasservorkommen im Poison Spring Canyon versiegen auch im heissesten Sommer nicht. Stellenweise bilden sich kleine Tümpel, auf denen wir sogar schon Enten beobachten konnten. Frösche gibt es ebenfalls. Im Gegensatz zum Namen ist das Wasser keinesfalls giftig, sondern einwandfrei trinkbar. Der Name "Poison Spring" kommt von Quellen, die westlich der UT 95 liegen und stark mineralhaltig, ungeniessbar sind. Sie haben dem gesamten Drainage-System ihren Namen gegeben.

Wasser ist Leben, hier deutlich zu erkennen. Andererseits stellt es hier im Canyon ein Haupthindernis dar, wenn man hinunter zum Fluss will! Da stehen Pfützen und Tümpel, der Boden weicht auf und er verliert an Tragfähigkeit. Es kann eigentlich immer passieren, dass man den Trail unbefahrbar vorfindet.

Wir haben da so unsere Erfahrungen! Negative! Was passieren kann, belegen die folgenden Bilder aus einem anderen Jahr:

Poison Spring Canyon
Manchmal trifft man auf Abschnitte des Trails, die völlig überflutet sind. Ob der Boden tragfähig ist? Keine Garantie!

Ein derartiges Wasserloch kostete uns viel Zeit und Mühe. Das Fahrzeug versackte im weichen Untergrund, bis es mit der Bodenplatte aufsass. Bei mehr als 36° C im Schatten brauchten wir 5 Stunden, um uns aus der misslichen Lage zu befreien.

Poison Spring Canyon, Wasserloch
Festgefahren! Ursache: Selbstüberschätzung - mea culpa!

Im ersten Schreck dachte keiner von uns an die Kameras, so dass es keine Bilder der Ausgangssituation gibt. Der Auspuff blubberte fröhlich unter Wasser! Schuhe, Strümpfe aus - hinein ins feuchte Vergnügen.

Ein Klappspaten war an Bord, mit dem wir erst mal eine tiefere Abflussrinne gruben, um den Wasserstand in der Mulde abzusenken. Ohne Werkzeug ist man natürlich aufgeschschmissen. Vielleicht 7 Meilen von der UT 95 und 25 Meilen von Hanksville entfernt kein Spass!

Von oben kam ständig Nachschub an Wasser, der kleine Bach ergoss sich in den Trog.

Poison Spring Canyon: festgefahren im Schlamm
Wir haben schon mal Holz zum Unterlegen gesammelt, aber.........
Poison Spring Canyon: fetsgefahren im Wasserloch
.....Ausgraben kann man getrost vergessen!

Immerhin, langsam sinkt der Wasserpegel. Zu einem hilft der Abflussgraben, zum anderen sorgt die nachmittägliche Hitze dafür, dass immer mehr Wasser des Rinnsals verdunstet, bevor es uns erreicht.

Hier hilft wieder mal nur eines - Räder anheben und festes Material unterbauen. Nicht ganz einfach, wenn der gesamte Wagenheber unter der Wasseroberfläche verschwindet. Ansetzen des Werkzeugs ohne Sicht, alleine nach Gefühl! Unter den Jack muss ein grosser Stein, sonst verschwindet er ebenfalls im Schlamm.

Poison Spring Canyon: Wasserloch
Wir sind ein Team: Lady beschafft fleissig Holz und Steine.........
Jeep Grand Cherokee im Poison Spring Canyon
........meine Aufgabe ist es, die Räder anzuheben und zu unterbauen. Das Fahrzeug hatte vor sich wie in einer Bugwelle Schlamm zusammengeschoben, der dann doch weggeschaufelt werden musste.
Schlamm im Poison Spring Canyon
Nach 5 Stunden sind wir endlich draussen! In den schlammigen Löchern hatten die Räder gestanden.

Wer den Poison Spring Canyon befährt, sollte wissen was er tut und was zu tun ist, wenn nicht alles gut geht!

Poison Spring Canyon: Verschlammter Trail
Wiederum aus einem anderen Jahr: Im mittleren Abschnitt des Canyons sind solche Bedingungen nicht unüblich.

Wir gelangen weiter nach Osten, kommen tiefer in den Canyon hinein. Wingate Sandstone steigt an den Seiten empor. Damit wird es wieder trockener, das Wasser der Quellen verdunstet und versickert, die Wegeverhältnisse bessern sich. Man kann sich wieder mehr den Naturschönheiten entlang der Strecke widmen.

Wabenverwitterung im Poison Spring Canyon
Waben-Verwitterung
Poison Spring Canyon
Geheimnisvolle Seitencanyons. Hier soll man angeblich nahezu unberührte Slots finden können.

Bald sitzt auch der Wingate nicht mehr auf Höhe des Canyonbodens, wird vom darunter liegenden, weichen Chinle abgelöst.

Hoodoos im Poison Spring Canyon
Hoodoos aus Chinle, bedeckt von Wingate-Trümmerstücken.

Hier wird der Canyon wesentlich breiter, entwickelt sich zum grossen Canyon! Unter dem weichen Chinle/Moenkopi liegt die extrem harte obere Schicht der Cutler Formation, die eine weitere Tiefenerosion zunächst einmal stoppt.

Dort, wo sie letztendlich doch den Naturkräften nachgeben muss, durchbrochen wird, bildet sich ein neuer, kleinerer innerer Canyon im Grossen. Die Durchbruchsstelle wird Black Jump genannt!

Black Jump, Poison Spring Canyon
Black Jump
Cattle Gate Poison Spring Canyon
Noch einmal ein Gate.

Der Trail taucht ab in den inneren Canyon. Nun bewegen wir uns in den älteren Schichten der Cutler Formation, die Baumkuchen gleichen. Das Lachsfarben und Rot der jüngeren Lagen weicht einem Schokoladenbraun, gelegentlich von hellen Bändern durchzogen.

Poison Spring Canyon: Cutler Formation
Cutler Formation im inneren Canyon.

Der Weg durch den inneren Canyon würde uns letztendlich zur Mündung des Poison Spring Canyon in den Dirty Devil River Canyon führen. Zu diesem Punkt kann man auch gelangen. Dort belegen steinernen Feuerringe, dass es sich um einen beliebten Platz der locals handelt.

Aber der Trail führt wieder hinaus aus dem inneren Canyon, hinauf auf eine Anhöhe. Von hier blicken wir - im ersten Moment kaum erkenntlich! - auf ein Rincon des Dirty Devil Rivers - eine abgeschnittene, trocken gefallene Flussschleife.

Hier geht es zum Ufer des Dirty Devil Rivers. Das letzte Stück ist einfach zu fahren.

Dirty Devil River Canyon und Buckacre Point
Dirty Devil River Canyon vor den hohen Cliffs von The Big Ridge, Buckacre Point.
Dirty Devil River Canyon
Down to the River - die letzte Meile.
Dirty Devil River Canyon; Buckacre Point
Unten am Fluss - heute hat es 42°C im Schatten! - kennen wir ein geschützes Plätzchen für eine Pause. Lunch!
Dirty Devil River
Die Furt durch den Dirty Devil River.

Ja, man kann auf die gegenüberliegende Seite. Dort warten mehr Abenteuer, noch wesentlich grössere Herausforderungen! Eine ganz andere Geschichte - keine Empfehlung, das zu tun, wenn man nicht sehr genau weiss, was man tut!

Dass der Trail gegraded ist, kommt selten genug vor. Im Poison Spring selbst kann ein Grader kaum etwas ausrichten. Auch der Wasserstand erweist sich dieses Mal als ungewöhnlich niedrig. Die mit Abstand tiefste Stelle im Fluss befindet sich im Übrigen genau vor der gegenüber liegenden Uferböschung, was den Anstieg dort oft erschwert, da der Untergrund sehr weich ist.

Es ist dringend zu empfehlen, den Fluss vor einem Durchfahrtsversuch zu durchwaten. So kann man die Strömung, Wassertiefe und die Festigkeit des Flussbodens abschätzen. Vorsicht ist geboten, wenn man schon unter dem eigenen Gewicht einsinkt.

Dirty Devil River
Ein Blick auf den Dirty Devil River vom gegenüber liegenden Ufer.
Dirty Devil River at the Poison Spring Ford
Schlammiges Ostufer, höherer Wasserstand, stärkere Strömung! (wiederum ein anderes Datum!)
Dirty Devil River Ford
Nicht immer gelingt die Durchquerung! Meistens ist die Strecke nicht gegradet, mitviel Sand am Ufer. Das Fahrzeug hat keine Chance, kommt nicht durch und wird beim 2. Versuch beschädigt! Bad luck!

Warum graded überhaupt jemand diese Route? Ein Grund liegt sicher darin, dass sich neben der Furt durch den Dirty Devil River ein Pegel befindet, der gelegentlich Wartung benötigt!

Der Endpunkt am Ufer kann als Startpunkt für längere Wanderungen, z.B. ins benachbarte Happy Canyon - System, dienen.