Poison Spring Canyon Road
Wir nehmen The Great Traverse in Angriff! Dieses Mal von Westen, von der UT 95 her durch den Poison Spring Canyon.
Warum diese Richtung? Es ist nicht unsere erste Tour auf der Strecke. In der Vergangenheit sind wir häufiger gescheitert als durchgekommen. Der Wasserstand des Dirty Devil Rivers kann starken Änderungen unterliegen. In den 4-5 Stunden, die wir von Moab bis zur Furt benötigen sind gravierende Änderungen gegenüber der Angabe auf der Website des National Water Information Systems vom USGS möglich. Und auch, weil wir nicht wissen, ob der Canyon zu feucht und damit verschlammt ist.
(Eine gescheiterte Tour in den Canyon bzw. über den Dirty Devil River: Down to the River )
Moab - Green River - Hanksville! Altbekannte und manchmal langweilige 110 Meilen. Wegen der Entfernungen sind wir (für uns) früh unterwegs. Das Wetter ist gut und Lady gleitet mit ihrem Lieblingsfahrzeug, dem Jeep Wrangler Unlimited, über die UT 24 nach Süden.
In Hanksville wird noch einmal vollgetankt. An der Tankstelle hängen neue Karten der Umgegend aus, die vom BLM herausgegeben werden. Wir steuern das BLM Office (380S 100W) an, kommen genau eine Minute zu spät, man macht schon Siesta. Warten würde uns zu viel Zeit kosten, also gibts nur einen Schnappschuss der Wolverton Mill - interessante Historie - und wir verabschieden uns auf die UT 95 nach Süden.
Direkt am Ortsausgang die Warnung vor Vieh in der Open Range:
Was viele Touristen nicht wissen: Wer hier mit einem Tier kollidiert hat nicht nur den Schaden, er muss dem Rancher auch Ersatz leisten, wenn Vieh zu Schaden kommt.
Nahe der Abzweigung in Richtung Burr Point steht ein neueres Warnschilc. Die Gefahren ändern sich mit den Zeiten.
Von der grossen Kreuzung in Hanksville sind es ziemlich genau 17 Meilen bis zur Abzweigung in den Poison Spring Canyon. Eine Lücke in der linken Leitplanke kennzeichnet die Stelle bei 12S 0534242 4221412.
Die Dirtroad befindet sich hier in gutem Zustand. Eine der oft zu findenden braunen Anschlagtafeln wartet mit Infos auf, die sich zur Hauptsache auf die Glen Canyon National Recreation Area beziehen. Die Grenze zur NRA überschreitet man aber erst runde 35 Meilen weiter östlich. Hier draussen ist BLM-Land.
Nach kurzer Distanz - 0,3 Meilen - verlässt die Road bei ca. 12S 0534631 4221579 das hier noch sehr flache Tal des Washes. Angeblich hat man vor Jahren die Trasse verlegt, weil eine Flash Flood den alten Weg entlang des Wasserlaufs unpassierbar machte. Wir kennen die Strecke seit ca. 20 Jahren, da war sie nach unserer Erinnerung nie anders.
Die namensgebende Spring befindet sich nicht hier, sondern westlich der UT 95 in Richtung auf die Henry Mountains. Ein 4WD-Trail führt auch dorthin.
Nur - der Name ist falsch bzw. gefälscht. Die Behörden änderten den ursprünglichen Namen "Pissing Spring", weil er angeblich für Kartenwerke nicht "sozial verträglich" war. (Nach Jamers H. Knipmeyer). Der ursprüngliche Name beschreibt, dass die Quelle wie ein Urinstrahl aus einer wasserführenden Felsschicht heraustritt.
Charles Kelly hingegen gibt an, Outlaws hätten ein Schild mit der Aufschrift "Poison" an der (nicht natürlichen) Quelle angebracht, um Fremde abzuschrecken. Eine dritte Variante behauptet, "Poison" wäre einfach das Wort, das als Ersatz für die ursprüngliche Namensgebung am nächsten lag. (*)
Das BLM-Schild nennt den Canyon "Poison Springs", die amtlichen USGS Topomaps bezeichnen ihn als "Poison Spring".
Die Road begleitet den Wash auf seiner Südseite in einiger Distanz, deutlich höher liegend und dem Butler Wash zustrebend, einem "Tributary" (Zufluss) des Poison Spring Washs.
Bei ca. 12S 0538000 4221360 führt die Road zurück in den Hauptwash.
Der Canyon bzw. Wash ähnelt entfernt einem Kanal durch massiven, roten Sandstein. Gleichzeitig liegt viel grobes, hellgraues Gestein auf der Strecke. Wurde hier in der Vergangeheit etwa geschottert?
Es handelt sich nicht um Schotter, das Vorkommen ist natürlicher Art. Das hellgraue Gestein ist vulkanischer Herkunft, stammt aus den Henry Mountains, die während ihrer Entwicklung steckengebliebene Vulkane darstellen. Wasser und Eis haben die Gesteinstrümmer hier unten deponiert. Zur Hauptsache stammt das Material offenbar aus dem Pleistozän, als die Henries vergletschert waren.
Im Canyon steht gelegentlich Vieh. Bis hinunter zum Fluss sind zwei Gates zu durchfahren. (Schliessen bitte nicht vergessen!)
Die Fahrt von der UT 95 bis hinunter zum Dirty Devil River - man taucht über 16 Meilen ca. 320 Meter in die Tiefe - stellt auch eine geologische Zeitreise von rund 80 Millionen Jahren dar. Nahe des Highways durchschneidet das Tal windgeschichteten Navajo Sandstone (spätes Trias - frühes Jura; Englisch: late Triassic - early Jurassic), der in Wüsten (Dünen) entstand. Am Fluss findet man die Cutler Formation bzw. den zugehörigen White Rim Sandstone, dessen Ursprung in einer Küstenregion zu suchen ist.
Wenn man davon absieht, dass die Road abschnittsweise holprig ist, weil das graue, harte Gestein aus den Bergen auf der Spur liegt - Vorsicht, stellenweise gibt es auch recht grosse Brocken! - kommt man ohne Probleme voran.
Von Süden her wird im Abschnitt östlich des Butler Washs immer wieder Sand in den Canyon eingeweht. Dünen bilden sich.
Bald darauf erscheint der Canyon nicht mehr so wild, es wird langsam grüner!
Man findet erst vereinzelt und klein, dann häufiger Willow Trees und Tamarisken. Das erforderliche Wasser stammt nicht unbedingt aus den Zeiten, an denen der Wash Wasser führt. Hier gibt es Quellen!
Nicht weit entfernt haben wir die Grenze zwischen Navajo und dem darunter liegenden Kayenta Sandstone passiert. Das Wasser stammt aus den Henry Mountains wird unterirdisch weitergeleitet, tritt hier im Canyon an Schichtfugen aus, wo der Wash diese angeschnitten hat. Kayenta Sandstone ist ein guter Kandidat dafür, denn er besteht aus unterschiedlich harten, horizontalen Schichten.
Jetzt beginnt es feucht zu werden. Je nach Quellschüttzungsmenge bildet sich ein Bach, gelegentlich auch kleine Tümpel. Auf diesen konnten wir schon in anderen Jahren Enten beobachten, Frösche gibt es ebenfalls. Das Wasser tritt meist unter Überhängen aus, weil es das Gestein langsam aber sicher auflöst und abtransportiert.
Diese Stelle hier haben wir auch schon fast unpassierbar vorgefunden. Dieses Jahr (Mai 2013) ist die Situation unkritisch.
Ein kleiner Bach entsteht, der den Dirty Deliv River nicht erreichen wird. Nach spätestens 2 Meilen - bei feuchten Bedingungen - ist das Wasser vollständig vesickert und verdunstet, dieses Jahr kommt es wahrscheinlich keine halbe Meile weit.
Der Bachlauf kann allerdings auch die 3-4fache Breite haben, die aktuell zu sehen ist.
Durch das immer tiefere Einschneiden des Washes reitet jetzt der Kayenta schon auf einigen 10 Metern Wingate. Das wird noch mehr werden. Wingate ist heller und auch nicht horizontal aufgeteilt.
Das Stück Fels oben mit den kleinen, von Erosion geschaffenen Löchern gehört eigentlich nicht an den Ort, an dem es zu finden ist. Es stürzte offensichlich von höheen, jüngeren Schichten ab, dürfte dem Navajo Sandstone zuzurechnen sein. Die deutliche Windschichtung spricht jedenfalls dafür.
Der Talboden scheint immer noch feucht zu sein. Auch wenn sie kleiner werden, es wachsen immer noch Willow Trees.
Auch der Wingate wandert langsam vom Talboden weg. bzw. dieser schneidet noch tiefer ein. Unter den Wingate-Wänden werden die schrägen Hänge der wesentlich weicheren Chinle Formation sichtbar. Die herabgestürzten, wesentlich resistenteren Wingate-Blöcke bilden die Grundlage für Hoodoos.
Der Canyon weitet sich erheblich, hat einen relativ flachen Boden. Die Szenerie erinnert entfernt an die UT 211 in Richtung Needles District.
Im Norden stehen die Cliffs der rund 300 Meter über den Talboden aufragenden Berts Mesa. Vom Burr Point führen rauhe 4WD-Trails auf die Mesa, von hier aus dem Poison Spring führt eine alte Mining Road zu in die Cliffs hoch über dem Dirty Devil River. Obwohl sich die Wege von oben und unten bis auf ca. 300 Meter annähern gibt es keine Verbindung, es liegen mehr als 220 Meter Höhenunterschied dazwischen. (Auf den 1.100.000 USGS Topomaps könnte man ein Zusammentreffen vermuten, diese Karten sind einfach nicht detailliert genug.) Die Road zweigt bei ca. 12S 0546890 4218760 von der Road im Canyon ab. Man kann die Spur leicht übersehen.
Der ebene Talboden endet schnell, ein Graben tut sich auf, sozusagen ein Canyon im Canyon. Die nun erreichte Moenkopi Formation zeigt sich erosionsresistenter als Chinle, aber irgendwann wird auch sie angegriffen. Der Punkt, an dem der Wash sich schlagartig tiefer einschneidet wird Black Jump genannt.
Wir halten an, laufen zum Rand des Grabens.
Die Road verläuft vorerst auf der Terrasse zwischen dem Graben und den südlichen Cliffs des Canyons. Hier trifft man noch einmal auf ein Gate.
Die Road kann nicht auf der Terrasse bleiben, sie muss hinunter in den Wash, wenn sie das Ufer des Dirty Devil Rivers erreichen will. Bei 12S 0547898 4217403 führt ein Gefälle zum Wash hinunter.
Der dunkle Rand, welcher sich in einiger Höhe über dem Wash entlangzieht kennzeichnet das Niveau, auf dem sich die Road vor dem Abstieg befand. Wingate und seine Kayenta-Bedeckung finden sich hoch oben. Beim Start der Tour an der UT 95 lagen beide noch deutlich unter Geländeniveau im Boden versteckt.
Die Road ist in diesem Jahr in gutem Zustand, wir haben sie schon dramatisch schlechter erlebt. Lediglich im Bereich der Quellen war wie immer Vorsicht angebracht.
Bei ca. 12S 0551624 4215867 verlässt die Road den inneren Canyon, zieht den nördlichen Hang hinauf. Der Wash geht weiter in Richtung Dirty Devil. Schwache Spuren ziehen auch dort hinunter. Nach ca. einer halben Meile kommt man am Ufer der Flusses an. Allem Anschein nach ein hin und wieder von locals genutzter Lagerplatz.
Wir folgen der Road, um auf einen kleinen Pass zu gelangen.
Oben angelangt findet man neben eine Kurve einen Ausweichplatz, den wir für einen kurzen Photostop nutzen. Östlich des Rivers sieht man die hoch aufragenden Cliffs des Buckacre Points, den zu erreichen uns noch nicht gelungen ist. Die Road zieht hinunter zum Ufer bzw. zum Pegel.
Irgendwie verschlafen wir es, von der Furt ein Photo zu machen Deswegen hier nun Bilder aus vergangenen Jahren - technisch beschränkt, weil gescannte Dias:
Doch, ein Photo gibt es. Das markante windgeschichtete Cliff neben der Furt haben wir abgelichtet. Es besteht aus White Rim Sandstone. Damit sind wir in der noch älteren Cutler Formation angelangt.
Wir suchen eine Stelle für einen Lunch Break, setzen danach unsere Tour auf der Great Traverse fort. Nächster Abschnitt ist der Dirty Devil River Canyon. Nicht immer einfach, manchmal unpassierbar. Mal sehen, was uns dieses Mal blüht?
[*] Quelle: Steve Allen: Utah's Canyon Country Place Names; First Edition 2012