Hatch Canyon
Soll man den Canyon als die grosse Unbekannte im Südosten Utahs bezeichnen? Jedenfalls bildet das zweiarmige System - South und North Hatch Canyon - einen der grössten und eindrucksvollsten Canyons Utahs.
Zumindestens eines ist klar, es ist eine der abgelegensten Locations, die man finden kann. Zu erreichen entweder über die Hite Road und den Sunset Pass bzw über die lange Road von Green River bzw. der UT 24 zur Ranger Station Hans Flat und weiter über den nicht immer einfachen Flint Trail. Die dritte Möglichkeit führt über die Poison Spring Canyon Road hinunter in den Dirty Devil River Canyon und durch eine Furt auf die östliche Seite des Flusses. Des öfteren sind Canyon und/oder Furt unpassierbar.
Auf dieser Tour kommen wir dieses Mal von Westen, also durch den Poison Spring Canyon und die Furt. Mit unserem Jeep Wrangler beim ungewöhnlich guten Zustand der Trails/Road in 2013 kein grosses Problem. Das haben wir aber auch schon anders erlebt. Wir sind häufiger nicht durchgekommen als dass es uns gelang.
Wer die Strecke befährt muss sich darüber im Klaren sein, dass er im Notfall völlig auf sich selbst gestellt ist. Die Route wird selten befahren - angeblich kommt nur alle paar Wochen mal jemand vorbei!
Den Beginn der Road/des Trails im Hatch Canyon System kann man an verschiedenen Stellen annehmen. Logisch wäre am Dirty Devil River Ford. Da die Strecke von dort bis nahe des Buckacre Points schon beschrieben ist, starten wir kurz vor Letzterem.
In 2013 ist die Road auch hier in sehr gutem Zustand, deutlich entfernt vom Status eines Trails. (In 2015 befuhren wir die Route nicht. Nach den extremen Niederschlägen im Mai/Juni wird es wohl nicht mehr so einfach sein.)
Die Hochfläche des Buckacre Points endet in einer Doppelspitze, die südlichere ragt vor uns auf. Spätestens dort dreht die Spur endgültig aus dem River Canyon heraus.
Wie anderswo auch entstehen die Hoodoos in der Chinle-Schicht dadurch, dass wesentlich erosionsresistentere Wingate-Brocken abstürzen, auf dem Chinle liegen bleiben und das darunter liegende weiche Gestein schützen. Funktioniert nur in einem semiariden Klima.
Diese Gräben können einem zu schnellen Fahrzeug zum Verhängnis werden, sind oft nur sehr spät zu sehen. Etwas mehr Sicherheit gewinnt man, wenn man sich stets auf der Fehrbahnseite hält, die dem ansteigenden Hang näher liegt, weil die Gräben ins Gefälle hinein tiefer werden. Besser ist reduzierte Geschwindigkeit und erhöhte Aufmerksamkeit.
Wir haben im North Hatch Canyon schon metertiefe Gräben vorgefunden. Manchmal kommt man dran vorbei, manchmal muss man umdrehen.
Langsam lassen sich die enormen Ausmasse des Canyons abschätzen. Im obigen Photo sieht man allerdings nur eine Hälfte - North Hatch Canyon.
Woher stammt eigentlich der Name des Canyons? Es ist überliefert, dass die Navajos den Canyon "Hatchie" oder auch "atchee atchee" nennen. "Atchee" bezeichnet einen roten Farbton aber auch hohe Cliffs. Beides triff offensichtlich zu. Mit "hatch" = Luke, Klappe hat es also nichts zu tun.
Angeblich verlief früher die Winterroute des Old Spanish Trails durch den Canyon. Persönlich scheint mir das eher unwahrscheinlich (*)
Das tiefe Einschneiden des inneren Canyon ist durch die harte Schicht aus White Rim Sandstone bedingt. Bei Aufnahmen aus dem Flugzeug ist dies deutlich zu erkennnen (Fiddler Cove im South Hatch Canyon)
Ab hier verläuft der Trail durch den North Hatch Canyon im leichten Bogen mehr oder weniger nach Osten bis er in ca. 15 Meilen Entfernung über einen Pass hinüber in den South Hatch wechselt.
Erstaunlich wie gut das Konglomerat der Säule den Deckstein trägt!
Mormon Tea wurde von den Mormonen als Heilpflanze eingesetzt. Sie enthält Alkaloide wie z.B. Ephedrin, die bei Schnupfen und Asthma angewandt wurden, aber auch erhebliche Nebenwirkungen mit sich bringen. Heute sind Ephedrine als Dopingmittel im sportlichen Bereich verboten und dem Grundstoffüberwachungsgesetz untergeordnet.
Die Trennung zwischen den beiden Canyonarmen hat zwar immer noch eine beachtliche Höhe von 400 Metern über den Canyonböden, sie wurde aber im Lauf der Jahrmillionen stark angegeriffen ist heute stellenweise nur noch sehr dünn.
Im Bild ist die Endspitze sichtbar. 2 Meilen westlich davon vereinigen sich beide Washes.
Diese nicht allzu grossen Hoodoos sind geologisch offenbar jenen viel grösseren im Monument Basin am White Rim Trail verwandt.
Weiter östlich kommt von Süden eine schwächere Spur zum Haupttrail. Beide treffen sich bei ca. 12S 0580082.7 4217288.0. Der kleinere 4WD-Trail führt in Richtung der südlich liegenden Landmark Fiddler Butte.
Wir fahren in den Weg hinein. Die Spur führt in den North Hatch Wash, folgt ihm. Sie ist beschwerlich und auch etwas öde. Wahrscheinlich wird sie uns zu viel Zeit kosten. Daher brechen wir ab, drehen um. Wir wollen noch im Hellen möglichst nahe an Green River herkommen und das ist noch eine weite Reise
Bei Aufnehmen der Kakteenblüten bewegt sich plötzlich ein "Ast". Kein Holz, aber eine schöne grosse Gopher Snake. Harmlos, ungiftig, aber wahrscheinlich Utahs grösste Schlange.
Es geht weiter nach Osten, vorbei an einer rostbraunen Autokarosserie, die wahrscheinlich einst als Schlafgemach diente. Hier draussen gab es Miningaktivitäten. Man sieht gelegentlich noch die grossen Claim Cairns, mit denen Prospektoren ihre Ansprüche markierten.
Bei 12S 0566987 4216718 führt eine Spur nach Norden in einem Seitenarm. Sie diente ursprünglich der Anbindung eines Landing Strips oben auf The Big Ridge. Man hatte die Bahn dort gebaut, weil mehr relativ ebenes Gelände als im Hatch Canyon zur Verfügung stand. Die Serpentinensteigung aus dem Seitental hinauf ist zwar noch erkennbar, aber schon lange nicht mehr passierbar.
Ähnlich verhält es sich mit dem Landing Strip. Noch erkennbar, aber nicht mehr nutzbar. Versucht hat es vor Jahren mal jemand der kein offizielles Flugfeld ansteuern wollte, es gab angeblich 2 Tote und jede Menge verstreutes Rauschgift. Nicht der einzige Vorfall dieser Art im südöstlichen Utah. (Mexico ist ja nicht so sehr weit entfernt.) (Mehr zur Big Ridge)
Irgendwo vor uns endet North Hatch Canyon. Wie geht es weiter? Ohne die vorgenannte alte Route gibt es keinen Weg hinauf auf The Big Ridge, die North Hatch an seinem Ende praktisch vollständig umschliesst. Der weitere Weg führt über einen Pass ohne Namen hinüber in den oberen South Hatch Canyon. Hoch ist der Pass zwar nicht - man muss ca. 120 Höhenmeter überwinden - aber er ist oft in schlechtem Zustand.
Da hängt damit zusammen, dass die Anstiege des Weges durch Chinle führen und daher leicht ausgewaschen werden. Wir haben schon metertiefe Gräben gehabt, die meistens längs zur Spur verlaufen. Das ist eventuell tricky zu fahren oder auch gar nicht machbar.
Dieses Jahr blühen auch hier die Sego Lilys - die seltene gelbe Variante. Weiss bis hellviolett sind häufiger zu finden.
Wingate Sandstone über uns, darunter Chinle, das bei Nässe zum Problem wird.
Oben auf dem Pass angekommen geht der Blick über South Hatch Canyon und gleich zum nächsten Pass. Sunset Pass führt hinüber zum Waterhole Flat, wo ein Wegekreuz rechts zur Hite Road, links in Richtung Flint Trail und der Hans Flat Ranger Station, geradeaus ins Maze und letztendlich zum Doll House führt.
Der Trail geht links an der mittig sitzenden Gunsight (Visier-) Butte vorbei. In 2006 flog Tim Martin mit uns durch die rechte Lücke. Das beeindruckt schon, wenn rechts und links neben den Fenstern der Maschine Felsen aufragen.
Unten im Wash des South Hatch Canyons - in 1994 konnte man einen inzwischen geschlossenen Trail bis nahe der Fiddler Butte befahren - trifft man eventuell auf ein Holzschild, das verkündet, hier beginnt die Glen Canyon National Recreation Area. (bei 12S 0570057 4214083)
Auch Sunset Pass kann wegen des Chinles problematisch bis unbefahrbar sein. Oben auf dem Pass gibt es einen Platz zum Zelten. Wir sind dort die einzigen, nutzen ihn für eine Essenspause.
Hier oben ging früher entlang der Orange Cliffs ein Trail in Richtung Nordost, der westlich des Teapot Rocks wieder auf die heutige Route stösst. Für Fahrzeuge ist er längst unpassierbar.
Langsam wird es Zeit aufzubrechen. Der Weg ist noch ziemlich weit.
[*] Quelle: Steve Allen: Utah's Canyon Country Place Names; First Edition 2012