Lone Mountain Canyon und White Mesa
Der äusserste Südosten Utahs südlich des San Juan Rivers und östlich der US 191 gehört vollständig zur Navajo Nation. Runde 1.200 Quadratkilometer gross gibt es hier und in einem weiteren, knapp 300 Quadratkilometer messenden Streifen von der Südgrenze Utahs bis zur US 160 so gut wie keine geteerten Strassen
Bisher hatten wir keine Veranlassung gehabt, diese Gegend zu besuchen. Dann allerdings waren wir zwei Jahre zuvor in 2009 auf die sog. Recapture Pocket etwas nördlich des San Juan Rivers gestossen. Ein relativ kleiner Seitenarm des Recapture Creeks hat aus der Ostflanke von The Horn eine grosse Anzahl goblinähnlicher Gebilde, Hoodoos, herauserodiert, schafft ein kleines Wunderland, das dem Vergleich mit dem sehr bekannten State Park Goblin Valley durchaus standhalten kann.
Auf den ersten Blick kommt die südöstliche Ecke Utahs nicht so landschaftlich attraktiv daher, besonders nicht im direkten Vergleich mit den Canyonlands. Die Gesteine sind jünger, stammen hauptsächlich aus dem Jura oder der Kreidezeit, während die Gesteine der Red Rock Area zumeist in Trias und Perm abgelagert wurde.
Diese jungen Gesteine haben nicht die gleiche Härte wie z.B. ein Wingate Sandstone, bilden daher keine schroffen Cliffs, sind oft "nur" grau oder hellbraun. Daher besitzen solche Landstriche gelegentlich etwas Tristes. Doch der Besuch in der Recapture Pocket hatte gezeigt, es gibt auch viel Sehenswertes, wenn man in die Details geht. Wir versuchen unser Glück Anfang Juli 2011, wollen nachsehen.
Startpunkt unserer Tour ist Montezuma Creek, dort wo die Brücke über den San Juan River führt. Runde 0,4 Meilen vom Südufer entfernt fahren wir nachbei 12S 0649550 4124175 nach links - Südosten - ab. Hier gibt es noch etwas Teer, der aber schnell zu Ende ist. Nach ca. 1,4 Meilen biegt die gute Road nach Süden ab, steuert die Navajo-Siedlung White Rock Curve Village an. Kurz bevor wir den Ort erreichen, biegen wir bei 12S 0650922 4120484 erneut nach links (Osten) ab.
Besonders aufregend ist es hier nicht. Man merkt sehr schnell, dass den Natives bei der Zuweisung der Reservate zumeist nur schlechtes Land überlassen wurde. Wie so oft in der weitläufigen Navajo Nation findet man ein ausgedehntes Netz an befahrbaren Spuren. Mit den auf Karten verzeichneten Wegen hat dieses oft wenig gemein. Viele der Trails enden dann auch im Nichts.
So geht es uns hier im flachen Tal des Sahgzie Creeks auch. Mehrfach müssen wir umkehren, weil gewählte Wege einfach aufhören zu existieren.
Immer mal wieder trifft man auf einsame Öl- oder Gasförderpumpen. Ansonsten scheint die Gegend leer. Zwei Pickups mit Natives am Steuer begegnen uns, man grüsst sich mit Handzeichen, das wars dann auch schon. Nach einigen Meilen haben wir erst mal genug. Kartenstudium zeigt uns etwas östlich eine mehr versprechende Gegend.
Ein Weg bringt uns zurück zum Südufer des San Juan Rivers und dort auf einer guten Dirtroad nach Südosten bis zum Lone Mountain, wo wir in den Canyon des Lone Mountain Creeks einbiegen. Auf den Topomaps ist hier ein Arch verzeichnet, den wollen wir suchen.
Es wird bald klar, dass die Gegend weniger die grossen Wunder bereithält. Man muss sich mehr mit den Details beschäftigen. Öfters ist nicht ganz klar, ob die Sedimente am Wegesrand noch erdartig sind oder schon Stein. Tatsächlich handelt es sich um Gestein, aber eben sehr weiches, das mit entsprechend sanften Formen verwittert.
Je weiter wir kommen, desto deutlicher wird es, dass die kleinen, manchmal bizarren Formen die wahren Schätze dieses Gebits darstellen. Man kann sich aber auch vorstellen, das möglicherweise nicht jeder Besucher etwas damit anfangen kann. Vielleicht regen ja die Photos dazu an, hier nach den Details zu suchen.
Inzwischen hat uns die Road auf ein Niveau von vielleicht 25 - 30 Meter über dem Creek geführt, so dass wir auch Gesteinsschichten unterhalb unserer Route zu Gesicht bekommen. Die älteren Sedimente tendieren zu einem kräftigeren, dunkleren Farbton. Nicht orange-hellbraun, sondern eher rot-dunkelbraun.
In einem linken Seitenarm des Canyons soll sich der schon erwähnte Arch befinden. Eine recht schlechte Spur führt in Richtung des vermuteten Orts. Dahinter baut sich ein mächtiger, mehrfarbiger Hügel auf - Clay Hill.
Ansonsten gibt es wenig Interessantes in diesem Arm des Canyons. Den Arch können wir nicht entdecken. Nur eine einsame Felsgruppe steht im südlichen Hang. Die rostigen Hinterlassenschaften eines ehemaligen Corrals sind auch keine Zierde.
Zeit für eine kurze Pause, Füsse vetreten, nach Details suchen.
Und jetzt zum Arch! Nur, wo soll dieser sein? Nichts zu sehen, die meisten Hänge sind kaum für Arches geeignet. Unser GPS weist in den südlichen Talhang. Dort befindet sich eine Felsgruppe, die einzige Chance für einen Arch. Zu Gesicht bekommen wir ihn nicht - denken wir! Zuhause werden wir dann eines Besseren belehrt.
Nochmal ein Blick zurück auf den beeindruckenden Hang des Clay Hills:
Ein Stück vor dem Hauptweg entdecken wir einen merkwürdigen Stein. Durch und durch mit Blasen durchsetzt könnte es um vulkanisches Gestein handeln, das aus Magma mit hohem Gasgehalt entstand. Der Stein bleibt ein Einzelstück auf unserer Tour. Der Überrest einer vulkanischen Bombe aus den Schloten des heutigen New Mexico oder Arizona?
Wieder im Hauptarm des Canyon angekommen fahren wir weiter nach Süden. Offensichtlich haben die Creeks schon ganze Arbeit geleistet, die wahrscheinlich einst existierende Hochebene stark zergliedert. Bei den weichen, wenig verfestigten Sedimenten läuft der Prozess schnell ab, die Canyons gewinnen auch rasch an Breite. White Mesa ist ein Überrest der Ebene, zieht sich mit krakenartigen, dünnen Armen von Süd nach Nord, Clay Hill letztendlich auch ein Teil davon.
Auf den folgenden Meilen erwartet uns ein abwechslungsreiches Programm an Erosionsformen in den verschiedensten Farbtönen:
Nahe dieses Dark Mountains versuchen wir eine Spur nach Westen um näher an die recht hohen Cliffs auf dieser Seite des Canyons heranzukommen. Der Trail führt in das Bett eines Washs und in diesem parallel zu unserer ursprünglichen Route zurück nach Norden. So hatten wir uns das nicht vorgestellt und ausserdem verläuft die Sache langsam aber sicher im tiefen Sand....
Da unklar ist, wie sich der Trail entwickeln wird ist Kartenstudium angesagt. Einen Weg haben wir übersehen, der weiter nördlich in Richtung eines Arms von White Mesa abzweigt und diese auf einem Pass überwindet. Wir sind gespannt, was uns dort erwartet. Also wenden und zurück bis zur Abzweigung. Theoretisch hätte auch die Spur im Wash dorthin geführt, aber sie erscheint uns zu ungewiss und es ist nun schon recht spät am Nachmittag. Keine gute Zeit für Risiken.
Bevor wir den Pass angehen finden wir noch eine Spur, die in ein enges Tal hineinführt. Es sieht interessant aus, so dass wir beschliessen, noch einen Abstecher zu machen. Wie wir später anhand des aufgezeichneten Tracks feststellen, sind wir zwischenzeitlich von allen auf den Karten verzeichneten Roads und Trails entfernt gewesen. Keine Seltenheit in Reservations. Alte Wege werden verlassen, neue nach Bedarf angelegt. Karten zeigen nur Momentaufnahmen, die längst nicht mehr stimmen müssen.
Die Auffahrt zum Pass oben auf der White Mesa befindet sich in einigermassen gutem Zustand, der Höhenunterschied beträgt auf 0,8 Meilen Strecke rund 160 Meter, somit runde 13% mittlere Steigung.
Auf der Passhöhe steigen wir wegen des Panoramas aus.
Wieder stellt sich die Frage, ist das Erde oder Gestein? Es ist schon Gestein, das allerdings oberflächlich zu einer Art Erde zerfällt. Da eine Erhebung als Clay Hill bezeichnet wird, dürfte es sich bei den höher liegenden Schichten um Bentonite handeln, der bei Regen unpassierbar wird. Dafür spricht auch die frotteeartige Oberfläche des trockenen Verwitterungsprodukts. (Bentonite wird als Katzenstreu verwendet.) Das Material kann sehr viel Wasser aufnehmen, quillt dabei stark und schrumpft ebenso wenn es wieder trocken wird. Strassen in Bentonite - Gebieten sind daher oft ausgeprägt wellig. (I 70 östlich von Thopson Springs als Beispiel)
Zurück nach Moab sind es noch um die 120 Meilen und die Uhr geht auf 6 p.m. zu. Wir beschliessen uns auf den Rückweg zu machen. Bis wir wieder am San Juan River ankommen, sehen wir noch einige schöne Details.
Das soll auch nicht unerwähnt bleiben: Auf dieser Tour haben wir eine grosse Anzahl steinerner Hoodoos, Säulen, Gargoyles gesehen, daneben noch bizarr geformte Hänge. Bei einer kurzen Pause irgendwann am Tag entdecken wir ein Stück abseits des Weges ein Gebilde, das der Schwerkraft zu trotzen scheint:
Schon mal etwas vom "King of Wings" gehört? Dem Fels hier gebührte dann wahrscheinlich der Titel eines "Prince of Wings"!