Behind the Reef
Nun sind wir also über die Horse Valley Road zur Behind the Reef Road gelangt. Wir wollen nach Osten, um zum Chute Canyon um damit den gut befahrbaren Teil der Road zu erreichern. Damit wäre eine zweite Route von der I 70 zum Goblin Valley gegeben.
Vor Jahren hatten wir schon einmal den Anstieg der Road aus dem Chute Canyon untersucht und für einen Trailblazer als nicht realisierbar eingestuft. Diese Jahr sind wir aber mit einem Hummer H3 unterwegs, der in einer anderen Liga spielt.
Kurz nachdem wir bei 12S 0513790, 4272620 auf die Behind the Reef Road eingebogen sind, beschliessen wir, erst einmal Pause zu machen. Ein wie so oft verspätetes Lunch. Inzwischen ist es kurz von 6 p.m. Wir müssen also sehen, noch im Hellen aus diesem einsamen Gebiet herauszukommen. Ein unbedingtes Muss ist das allerdings nicht. Wir können auch eine Nacht hier draussen kampieren.
Die geplante Route sollte an den oberen Eingängen zu den Slots von Bell- und Little Wild Horse Canyon vorbei und um die Chute Buttress herum in den Chute Canyon führen.
So moderat bleibt es nur für kurze Distanz, dann kommen anspruchsvollere Stücke. Einige Steigungen bzw. Gefälle sind sehr steinig und mit Stufen durchzogen. Wir feuen uns über die Freiheiten, die der H3 mit sich bringt.
Die Road zieht entlang des inneren Cliffs des Reefs der Swell, verwöhnt uns im Licht des frühen Abends mit immer neuen Formationen. Da wir die Sonne im Rücken haben sind die Verhältnisse für "Sightseeing" ideal. Das gibt auch gute Kontraste für die Sicht auf die nicht ganz triviale Road.
An der Abfahrt zum Bell Canyon treffen wir auf diese alte Miner-Unterkunft. Was für ein setting! Ein grandioses Panorama für eine einfache Behausung! Beneidenswert, aber die ehemaligen Bewohner hatten wohl andere Interessen. Das Leben dürfte hier draussen hart gewesen sein.
Die langen Schatten verraten es: Wir haben 6.15 p.m. Noch runde 2 Stunden bis zur kurzen Dämmerung und wir sind verdammt weit draussen. Entweder wir übernachten hier irgendwo oder es wird eine Heimfahrt im Dunklen. So einen Offroad-Trip in der Nacht haben wir schön öfters gemacht, es ist aber nicht für jeden empfehlenswert. Diese Fahrten bergen ein ziemliches Risiko für Unerfahrene.
Solche Situationen muss man in Kauf nehmen bzw. einkalkulieren wenn man das warme Abendlicht liebt und geniessen will. Es bringt eine unglaublich schöne Stimmung mit sich.
Vor uns liegt die sog. "Chute Buttress", eine aus dem Reef nach Norden hervorspringede Felsbastion, die den Little Wild Horse Canyon vom Chute Canyon trennt. Diesen Block müssen wir umrunden um den Chute Canyon zu erreichen. Mal sehen, ob es uns gelingt?
Die Road wird uns fordern! Eine Gefällestrecke östlich der Buttress ist "hammerhart", selbst für Henry the Hummer. Runter, ok! Aber kommen wir auch wieder herauf, falls uns das Durchkommen nicht gelingt? Naja, wir sind ja im Bauen von Rampen und dergleichen nicht ganz unerfahren. Also los!
Das üble Stück wird uns belohnen - mit einem farbenprächtigen Ausblick auf das Gebiet des Upper Chute Canyons. Wie schon gesagt - Abendlicht zaubert! Wären wir hier um die Mittagszeit vorbei gekommen, wir hätten die Aussicht vermutlich nicht einmal bemerkt!
Der Ausblick entschädigt uns für die Schwierigkeiten der Route. Mit einem Trailblazer oder Ähnlichem wären wir kaum bis hierher gekommen.
Wir sehen jenen Teil der Behind the Reef-Road, welcher mit jedem Auto befahren werden kann. Hier zieht sie sich nach rechts in den Chute Canyon hinein, wo dieser beginnt, sich durch das Reef zu graben. Kommen wir dorthin durch? Das muss sich nun ganz schnell entscheiden. Wären wir erst einmal unten wird die restliche Strecke ein Kinderspiel sein.
Und da haben wir das Problem! Die Deckschicht des oberen Hangs ist abgestürzt, hat die Spur verschüttet. Das Gestein rechts im Hang sieht nicht tragfähig aus, da werde ich nicht drüberfahren. Schliesslich geht es ca. 50 Meter in die Tiefe.
Wäre es früher am Tag, könnte man versuchen, dem einen Brocken mit Fäustel und Meissel zuleibe zu gehen. Aber dafür bräuchte man wahrscheinlich 2 Stunden Zeit und die hat es nicht mehr bis zu Dunkelheit. Der Eingriff wäre auch nicht verboten und wir haben entsprechendes Werkzeug an Bord.
Aufgrund der Tageszeit bleibt nur die Erkenntnis: Hart, aber wahr - wir sind gescheitert, müssen den ganzen langen Weg zurück.
Also nix wie raus! Nicht weit hinter uns wartet ja noch die ziemlich üble Steigung, ausgewaschen und mit hinterhältigen Felsstufen. Das könnte noch Arbeit bedeuten!
An der schwierigsten Stelle versuche ich es straight forward mit brute force.... und scheitere! So geht es also nicht! Die bewährte Geheimwaffe muss zum Einsatz kommen. Lady setzt sich ans Steuer und ich spotte. In einem gewagten Bogen bis sehr nahe an die Abbruchkante rechts bringen wir Henry the Hummer nach oben.
Auf der Rückfahrt zur Horse Valley Road bekommen wir noch ein paar schöne Aufnahmen in den Kasten.........
Wenn es nicht schon so spät wäre, könnten wir zur Abwechslung die Road durch den Upper Little Wild Horse Canyon wählen. Für eine Nachtfahrt ist diese Strecke aber ungeeignet. Also geht es denselben Weg zurück, auf dem wir kamen.
Als wir ein kurzes Stück auf der Horse Valley Road gefahren sind, sehen wir rechts wieder mal das Schauspiel des aufsteigenden Erdschattens, ein Phänomen, das im Südwesten besonders gut zu beobachten ist.
Es ist nun halb neun. Die Hinfahrt auf der Horse Valley Road hatte eineinviertel Stunden beansprucht. In der Dunkelheit kann man einerseits nicht so flott fahren, andererseits hält man nicht mehr an um sich etwas anzusehen oder aufzunehmen. Wir schätzen, dass es gegen halb zwölf sein wird, wenn wir zuhause ankommen.