Letzte Aktualisierung: 14 Mar 2020

Dolores River Canyon Overlook

Sonntag in Moab! Sehr spät aufgestanden lassen wir es langsam angehen. Heute wird ein heisser Tag. Erst einmal muss eine Kleinigkeit am Auto repariert werden. Nichts Gravierendes, aber einfach notwendig. Das dauert! Es ist schon mitten am Nachmittag, als wir uns entschliessen, doch noch mal aus der Town rauszufahren. Was fängt man mit so ein paar Stunden an?

Wir hatten mal einen Hinweis erhalten - da sollte es einen schönen View Point hoch über dem Dolores River geben. Irgendwie zu erreichen, indem man an der Dewey Bridge auf die Entrada Bluffs Road abbiegt und sich dann weiter nach Süden und Osten durchschlägt. Entrada Bluffs Road* ist bekannt als Anfahrt zu Top of the World. Besonders aufregend war sie uns allerdings bis zu dieser Abzweigung bei früheren Touren nicht erschienen.

* auch Entrada Ranch Road genannt.

Den offenbar ziemlich unbekannten View Point wollen wir unter die Lupe nehmen. In das Eck da hinten fährt kaum mal jemand. Schauen wir, was uns erwartet. Bis zu Dewey Bridge jedenfalls erst einmal die UT 128 und Teer.

Unmittelbar vor der modernen Dewey Bridge befindet sich die Zufahrt zu einem ungeteerten Parkplatz, den Besucher der historischen Hängebrücke nutzen. Das ist gleichzeitig der Beginn der Entrada Bluffs Road.

Old Dewey Bridge
Historic Dewey Bridge - then and now! (Maus über Bild)

Bedauerlicherweise fiel die Historic Dewey Bridge am 6. April 2008 einem Feuer zum Opfer, das ein spielendes Kind im umgebenden Ufergebüsch entfacht hatte.

Entrada Bluffs Road. Prinzipiell eine gute Gravel Road ist die Strasse doch sehr rauh, weil man sie irgendwann einmal mit ausgesprochen groben Kies befestigt hat. Linkerhand ragen die Bluffs auf, grosse, recht glattflächige Cliffs aus Entrada Sandstone, der hier rot und grau gebändert vorkommt.

Entrada Bluffs
Entrada Bluffs und die gleichnamige Road. Es gibt einige kostenlose Campsites.
Entrada Bluffs
Abwechselnd rot und grau, glattflächig ohne umgebende Schutthalden - das ist typisch für Entrada Sandstone.

Die Road führt in den Cottonwood Canyon hinunter, der in den Dolores River mündet. Bis zum Fluss kann man allerdings nicht gelangen, weil dort eine Ranch liegt und somit die Road gesperrt ist. Bei 12S 0654420, 4294395 biegt eine gute Gravel Road nach rechts - Süden - ab, durchquert in einer Furt den parallel zur Road verlaufenden Bach. Mit Wasser muss man hier rechnen.

Entrada Ranch Road
Die Road im Cottonwood Canyon.

Nach Durchfahren des Baches folgt die Road den Cliffs in ziemlich geringem Abstand. Weiterhin findet man hier diesen groben Kies, der die Road so rauh gestaltet und geologisch hier nicht hingehört!

Entrada Bluffs
Am späteren Nachmittag tritt das Rot in den Vordergrund.
Entrada Sandstone
Entrada Bluffs Road
Entrada Bluffs
Cliffs fast ganz ohne Schutthalden.

Immer mal wieder gehen kleinere Spuren zur Seite ab. Diese ignorieren wir, bleiben auf dem Hauptweg. Bei 12S 0656405, 4287790 erreicht man eine Wegekreuzung. Hier sehen alle Spuren ziemlich gleichwertig aus. Welches ist die Richtige? Gute Frage! Wir entscheiden uns für geradeaus - falsch, wie sich bald herausstellen wird. Dieser Weg mutiert zum harten Trail und steigt steil und mit hohen Felsstufen in den Cottonwood Canyon ab. Nicht den vorgenannten - nur wenige Meilen weiter findet sich der Name erneut. Cottonwood Canyons gibt es im Südwesten in grosser Zahl!

Wir wenden, fahren zurück zur Kreuzung. Wir hätten uns links - nun also rechts! - halten und fast wieder nach Norden fahren sollen! Man lernt nie aus! Der Weg dreht schnell nach Nordosten und zuletzt Osten ab. Entlang der Sevenmile Mesa geht es auf unser Ziel zu.

Sevenmile Nesa
Sevenmile Mesa

Durch Lücken können wir den vor uns hoch aufragenden Uncomphagre Uplift erkennen - u.a. die Heimat des Colorado National Monuments und des Rattlesnake Canyons. Da der Uplift schon östlich des Dolores Rivers liegt, sollten wir auf dem richtigen Weg sein.

Uncomphage Uplift
Der Uncomphage Uplift. Jenseits des Dolores Rivers gibt es sehr einsame Trails.

Der Weg endet - wie oft an solchen Stellen! - mit einer Schleife zum Drehen. (12S 0661740, 4289760) Sehen können wir noch nicht viel, nur ahnen, dass da vorn ein Canyon sein muss.

Dolores River Canyon Overlook
Wir sind nur wenige Meter vom Canyon des Dolores Rivers entfernt.

Dann stehen wir ganz plötzlich am Rand des rund 250 Meter tiefen Dolores River Canyons. Geologisch in einer ganz anderen Epoche als die Sevenmile Mesa zu unserer Linken. Der River hat sich tief hinunter durch den Wingate Sandstone geschnitten, auch schon längst das weiche Chinle hinter sich gelassen.

An solchen Stellen kann man nachvollziehen, was in Pionieren mit ihren Planwagen vorgegangen sein muss, wenn sie urplötzlich auf so ein unüberwindliches Hindernis stiessen. Alles war umsonst, sie mussten (weit) zurück!

Dolores River Canyon
Dolores River Canyon
Sevenmile Mesa und Dolores River Canyon
Die Sevenmile Mesa über dem Dolores River Canyon.
Dolores River Rapid
Unten im Fluss sehen wir eine Stromschnelle.
Dolores River Canyon
Der Canyon flussaufwärts in Richtung Gateway, CO.

An der Rapid, unmittelbar neben unserem Standort, mündet der grosse Cottonwood Canyon, in den wir beinahe abgestiegen wären. Bis zum Fluss wären wir trotzdem nicht gekommen!

Rapids entstehen stets dort, wo ein Zufluss einmündet, der viel erodiertes Material transportiert. So ist es auch hier! Cottonwood Canyon ist ein ausreichend grosses System, nach Westen hin weit verzweigt. Hier fallen bei Fluten die nötigen Schuttmassen an.

Auch Cottonwood Canyon ist ein sehenswerter Canyon, im Licht der sich dem Horizont nähernden Sonne sogar wunderschön!

Cottonwood Canyon
Südwand des Cottonwood Canyons.
Cottonwood Canyon
Cottonwood Canyon

Genau genommen haben ist es ein doppelter View Point, Vor uns Dolores River Canyon, zur Rechten Cottonwood Canyon. Wir geniessen die Ruhe und Einsamkeit im abendlichen Licht. Hier draussen ist in meilenweitem Umkreis keine Menschenseele. Jahre später entdecken wir, das es auf der Ostseite des Dolores River Canyons noch viel abgeschiedener ist.

Als die Sonne hinter dem Horizont verschwindet, machen wir uns auf den Heimweg.