Letzte Aktualisierung: 26 May 2018

Entrada Gap

Sie haben den Green River auf der I 70 bei der gleichnamigen Town überquert, erwanderten den Confluence Overlook in den Needles oder standen am Green River Overlook auf Island in the Sky. Ganz Mutige sind auf dem White Rim Trail gefahren. Haben Sie sich auch mal gefragt, was eigentlich alles zwischen der Interstate und der Mündung in den Bruderfluss liegen mag?

Entlang des Flusslaufs bis zur Mündung in den Grand- (Colorado-) River steigt das Basisniveau des umgebenden Land um ca. 200 Meter an, so dass der Fluss einen immer tiefer werdenden Canyon - den Labyrinth Canyon bildet. Wegen seiner vielen Biegungen von John Wesley Powell so benannt - die grandioseste ist die berühmte Schleife des Bowknot Bend mit nahezu 360° - findet man hier einige herausragende Natursehenswürdigkeiten. Allerdings nicht für den schnellen Reisenden nach Reiseführer! Mit Pkw oder gar RV sind die meisten Punkte entlang des Rivers nicht zu erreichen.

Es soll eine eigenwillige Route existieren. Zwischen der Green River Road und dem Canyon des Flusses liegend, muss sie durch eine Art Lücke zwischen einer Mesa und dem Canyon ein Stück entlang des Canyonrands verlaufen und immer wieder Blicke auf den Fluss ermöglichen.

Die Informationen sind spärlich. Keine einzige Karte verzeichnet Brauchbares, lediglich Jack Bickers erwähnt den Trail mit einigen dürren Zeilen, die allerdings zur Navigation nur bedingt hilfreich sind, nach meiner Meinung und Erfahrung sogar stellenweise in die Irre führen. Man ist zu guter letzt auf die eigenen Fähigkeiten als Pathfinder angewiesen.

Immerhin, Bickers gibt der Strecke einen Namen. Entrada Gap! Auch danach wird man auf Karten vergeblich suchen. Und er nennt die nördlichen und südlichen Ansatzpunkte: Bull Bottom Trail und Trin Alcove Overlook Trail. Beide zweigen von der Green River Road ab, führen in Richtung des Labyrinth Canyons. Zwischen diesen Trails erhebt sich eine tiefrote Mesa aus Entrada Sandstone. Namensgebend und Hindernis zugleich.

Von Green River aus machen wir uns auf den Weg. Mitten im Ort von der Main Street auf die South Long Steet in Richtung Süden abbiegen, nach links entlang der Railroad bis zum Bahnübergang und die Schienen überqueren. Diese geteerte Strasse führt auch zum lokalen Airport. Nach zweienhalb Meilen (12S 0570450, 4312668) geht halblinks die ungeteerte Green River Road ab, eine anfangs sehr gute Gravelroad. Sie überquert den San Rafael River nach 20 Meilen, weitere 2 Meilen südlich zweigt der Bull Bottom Trail bei 12S 0575375, 4287525 in einer Linkskurve nach Osten von der Gravelroad ab. Knapp 2 Meilen weiter erreicht man auf idem Trail den Canyonrand oberhalb des Bull Bottoms.

Photos 900 Px
Entrada Cliffs
Die Entrada Cliffss. Der Trail umrundet diese Mesa auf der östlichen Seite oberhalb des Green River Canyons.

Südlich des Trails sehen wir die teilweise tiefroten Felsen aus Entrada Sandstone. Wir selbst bewegen uns jedoch auf dem darunter liegenden, härteren Navajo Sandstone.

Bull Bottom hat Historie. Dort, wo der 4WD-Trail am Rand des Canyons endet, beginnt ein alter Stock Trail, über den man früher das Vieh zum Weiden hinunter in den Bottom brachte. Durch einen Zaun gegen allzu zudringliche ATV-Piloten abgeschirmt, kann man die Schräge nutzen, um in den Bottom hinunter zu wandern.

Bull Bottom, Green River
Bull Bottom: Unten rechts im Bild der Stock Trail. Im Hintergrund verschwindet der Green River im Labyrinth Canyon.

Nach nicht allzu langer Zeit fahren wir zurück. So berauschend ist die Szenerie am Bull Bottom nun auch nicht. Jetzt wollen wir den "sagenhaften" Entrada Gap - Trail finden.

Die Angaben bei Bickers sind vage. Dort, wo wir nach seiner Beschreibung die Abzweigung vom Bull Bottom Trail vermuten, finden wir nichts. Aber weiter westlich (in einer Rechtskurve?) gibt es eine schwächere Spur, die in Richtung der Entrada Cliffs nach Süden zieht. Wir versuchen es, gelangen nach knapp einer Meile an einen Punkt mit einer Lagerfeuerstelle. Dead End! Irgendetwas müssen wir übersehen haben?

Zurück in Richtung Bull Bottom Trail. Und da ist sie plötzlich - die ganz schwache Spur nach Osten. Offenbar lange nicht befahren, teilweise kaum noch zu erahnen. Das könnte es sein! Wir folgen ihr vorsichtig. Sie schmiegt sich an die unteren Ausläufer der Entrada Cliffs an, biegt schon in Sichtweite des Green Rivers nach Süden ab. Die hohen Abschnitte der Klippen liegen hinter uns, das könnte der gesuchte Weg sein. Bei 12S 0576765, 4287250 erreichen wir eine Art Passhöhe, die den Blick nach Süden freigibt. Wir sehen die Slickrockfelder des weissgrauen Navajos und die darüber aufragenden, so ganz anders gefärbten Entrada-Überreste. Ein relativ starker Kontrast.

Entrada Bluffs
Entlang des Fusses der Entrada Bluffs zieht sich der nur schwach erkennbare Trail.
Entrada Gap Trail
Passhöhe; Blick nach Süden.

An der Südflanke des Passes senkt sich die Spur gut und deutlich auszumachen in Richtung des Slickrocks ab. Plötzlich fallen einem die grossen Mengen dunklen Gesteins auf, das überall herumliegt und so gar nicht zum roten Untergrund passen will. Was ist das?

Wir steigen aus, schauen uns die von Kiesgrösse bis zu Fussballmassen reichenden Brocken an. Eindeutig ein hartes Silikat. Chert! Auf Deutsch Flint oder in besseren Varietäten auch Achat genannt. Hier finden wir rote, graue und grüne Varianten, manche könnten poliert wohl durchaus als Schmucksteine taugen. Davon haben wir aber keine richtige Ahnung.

Das Material liegt in grossen Mengen auf der Oberfläche. Einen Lastwagen voll zu sammeln würde sicher kein unüberwindliches Problem darstellen. Lassen wir alles wie es ist und erfreuen uns an den Steinen vor Ort.

Agate, Chert auf dem Entrada Gap Trail
Chert, Agate bedeckt den Boden stellenweise wie Schotter.
Entrada Cliffs
Im Westen erstrecken sich die roten Entrada-Cliffs, die man zu Fuss erkunden könnte.
Entrada Cliffs
Entrada Cliffs

Langsam aber sicher nähert sich die Spur dem Horizont der weissgrauen Navajo-Slickrockfelder, führt uns darauf. Da die Route offenbar sehr selten befahren wird, finden sich auf dem Stein keinerlei Spuren. In das Slickrockfeld schneiden sich in Richtung Osten zum Green River hin kleine Canyons ein. Je weiter weg von der roten Basis des Entrada, desto tiefer. Man muss sich seinen Weg entlang der rotweissen Trennlinie suchen.

Erosion in Navajo Sandstone
Wasser schafft im Navajo Sandstone kleine Gräben.
Erosion im Navajo Sandstone
Entlang des Kontakthorizonts der beiden Gesteinsarten kommt man am leichtesten voran. Die Minicanyons nehmen stellenweise bizarre Formen an.
Entrada Gap
Slickrock und Cliffs, aber kein erkennbarer Trail
Entrada Gap
Kakteen sind ausgesprochen genügsam und leicht zu übersehen.

Je weiter wir auf dem Slickrock nach Süden vordringen, desto weniger offensichtlich ist der Verlauf des Trails. Kann man überhaupt von einem Trail sprechen? Immer wieder mal geht es nur nach Suchen weiter, mehr und mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Trennlinie zum roten Gestein zur Orientierung wichtig ist. Auch wenn immer wieder Abschnitte auf dem Slickrock dazu verführen, in Richtung des Labyrinth Canyons auszuweichen. Dort kommt man nicht durch!

Oben in den roten Entrada-Cliffs öffnet sich ein Canyon. Ist das der Ausweg? So verlockend die Route scheint, sie führt in eine Sackgasse. Hier kommt man am Ende kaum zu Fuss weiter.

Entrada Gap Cliffs
Kein Ausweg, aber ein schöner kleiner Canyon.

Weiter nach Süden! Direkt geht es nicht, da südlich des kleinen Canyons ein Entrada-Überrest weit nach Osten reicht. Um diese Nase müssen wir herum.

Dahinter sehen wir Unangenehmes. Dunkle Wolken aus Südwesten. Nicht sehr beruhigend! Ok, wir können an geschützter Stelle jederzeit campieren und auch Tage ausharren. Mal sehen was da auf uns zukommt? Jedenfalls hat der Wind schon aufgefrischt.

Entrada Gap, Three Canyon
Nach Süden hin, hinter dem Three Canyon erhebt sich die nächste Gruppe von Entrada-Cliffs. Dahinter zieht schlechtes Wetter heran.

Nun nähert sich der Fluss uns bzw. unserer Route. Eine enge Flussschlinge schwenkt weit nach Westen aus, kommt den Cliffs relativ nahe. Trin Alcove Bend. Diese Stelle wollen wir uns trotz des Windes ansehen.

Trin Alcove Bend, Three Canyon
Trin Alcove Bend mit der Mündung des Three Canyons.
Trin Alcove Bend
Lady wagt sich an den Rand

Es ist nicht so ganz verkehrt, Trin Alcove Bend mit dem Horseshoe Bend des Colorado Rivers bei Hite, AZ zu vergleichen. Zwar ist dort der Canyon tiefer, aber die Breite des Schleifenkopfs annähernd gleich. Dafür ist hier die Engstelle hinter dem Kopf deutlich schlanker.

Trin Alcove Bend
Der kleine "Half Dome", welcher einen Teil der Schlinge bildet.
Entrada Gap
Blick vom Canyonrand zurück. Die Schleife des Green Rivers reicht relativ nahe an die Entrada-Klippen heran.
Windschichtung, Erosionshorizont
Windgeschichteter Sandstein verschiedener Epochen. Dazwischen ein Erosionshorizont.
Windschichtung
Eine Art "Jahresringe"
Trin Alcove Bend
Trin Alcove Bend, der sich ähnlich schlecht wie Horseshoe Bend aufs Bild bannen lässt.

Der Wind wird zum Sturm, bläst uns schmerzhaft Sandkörner ins Gesicht. Wir flüchten schon fast ins Auto, suchen unser Heil wiederum am Rand des roten Gesteins. Die Grenze biegt nach Westen ab und ganz langsam wird wieder ein Trail sichtbar - Trin Alcove Overlook Trail. Wir haben somit das Gap gefunden, uns durchnavigiert! Noch eine gute Meile und die Green River Road hat uns wieder - nur rund eineinhalb Meilen südlich der Stelle, an der wir sie in Richtung Bull Bottom verlassen hatten.

Zurück nach Norden in Richtung Green River. Der Sturm hat in der Zwischenzeit bemerkenswerte Mengen Sand auf der Strecke abgelagert. Stellenweise ist die Fahrbahn deutlich eingeengt und immer noch treibt der Wind feinen Sand über den Boden.

Green River Road
Green River Road. Der Sand auf der Fahrbahn wurde innerhalb von knapp 3 Stunden abgelagert.

Die Loop ist mit ca. 4 Meilen - ohne Bull Bottom - eigentlich nicht besonders lang. Trotzdem sollte man 2 Stunden Zeit einkalkulieren; zum Navigieren und Schauen. Es lohnt sich!