Crystal Geyser

Nun fahren Sie gerade mal wieder durch die Wüste in Utah und lechzen nach Erfrischendem! Vor ihrem geistigen Auge entstehen, Berge, Wasserfälle, Geysire............zumindestens mit letzterem kann Ihnen auch im südöstlichen Utah geholfen werden.

Geysire in der Wüste?

Ja, und gleich drei! Wo? Sozusagen im Hinterhof von Green River, UT. Also nicht allzuweit von Moab und damit an der Reiseroute vieler. Und auch nicht schlecht - alle sind bei trockenem Wetter und umsichtigen Fahrer auch mit dem Pkw zu erreichen.

Green River Cold Water Geyser

Denkt man an Yellowstone, dann sieht man dampfende Pools - auch die heissen Fontänen sind quasi "dampfgetrieben". Ursache ist die im Untergrund schlummernde Magmakammer der Yellowstone- Vulkans.

Der Green River Cold Water Geyser ist anders. Seine Energie bekommt er von Kohlendioxyd, das Wasser ist kalt. Auch er erreicht stattliche Höhen wenn er springt. Unsere eigene Schätzung liegt bei ca. 30 Meter Höhe. Allerdings sind nicht alle Ausbrüche gleich.

Suchen Sie erst einmal Informationen, dann fahren Sie doch zum John Wesley Powell Museum in Green River - direkt am Ostufer des Flusses an der Main Street.

Wollen Sie gleich zum Geysir? Auch kein Problem! Green River hat zwei Exits von der I 70. An der östlichen sind Sie richtig! Überqueren Sie die Interstate auf der Brücke nach Süden, fahren aber nicht wieder auf die Interstate auf. Vielleicht 100-200 Meter weiter treffen Sie auf eine Kreuzung. Rechts gehts zu einigen alten Gebäuden die im weitesten Sinne zur Ghost Town Elgin gerechnet werden können und zu einer Gravelroad entlang des Ostufers des Green. Hier sind Sie falsch! Auch eine andere, nicht allzuweit von den besagten Kreuzug nach Süden (bei ca. 12S 0575489 4313931) abgehende Dirtroad führt nicht zum Ziel, sondern zu einem stillgelegten Sendemast, der etwas versetzt auf den Cliffs oberhalb des Geysirs thront.

Halten Sie sich links - nach Osten - auf altem Teer. Ca. 2 3/4 Meilen weit, dann steht (oder auch nicht) ein kleines Holzschild (12S 0579077 4312159), das nach rechts in eine gute Gravelroad weist. Hier sind Sie richtig! Geradeaus kämen Sie zur ehemaligen Raketenabschussbasis - ein Relikt des Kalten Krieges und seit vielen Jahren verlassen. Auch die Bundeswehr trieb hier Sandkastenspiele mit Pershing-Raketen.

Die Dirtroad - bei Nässe unbefahrbar - führt zum River und auch zum Geyser an seinem Ufer. Vielleicht reisst einen die Landschaft nicht gerade aus dem Sitz, aber auch hier gibts Interessantes. Rock Hounds können sich betätigen. Nur an einer Stelle hat die Strasse grösseres Gefälle und auch einige enge Kurven. Hat man die hinter sich gelassen, dann ist es nicht mehr weit. An der nächsten Abzweigung rechts - Sie können den Fluss schon sehen! (Links gehts entlang des Flusses und bleibt 4WD vorbehalten, wenn man den Crystal Geyser Trail erkunden möchte.) Nur noch wenige Meter und es ist geschafft!. Parken Sie ihr Auto links auf einer flachen Kuppe zum River hin und laufen die letzten 200 Meter.

Eigentlich kein sonderlich spektakulärer Ort - zumindest auf den ersten Blick! Der Fluss, meist träge zwischen den niedrigen Hügeln dehinfliessend, eine nicht sonderlich schöne Hochspannungsleitung! Rechts ein Cliff, davor der Weg und ein Stahlrohr, dass gut einen Meter aus dem Boden ragt. Ringsum Wasser, nicht sonderlich tief. Meist brodelt es etwas rund ums Rohr, wenn Sie Glück haben sogar obenraus! Aber keine "echte" Geyser-Aktion!

Das Ganze befindet sich auf einer ockergelben Fläche, die sich über den Hügel hinunter zum Fluss erstreckt. Dort, wo sie trocken ist, erscheint sie stumpf, tendiert teilweise ins tiefe Braun. Sie ist ein Ergebnis des Geyser-Aktion, das gelbbraune Material sind abgelagerte Mineralien.

Zum Cliff hin oberhalb der mineralbeladenen Fläche finden sich kleine Erdlöcher, in denen Wasser oder Schlamm steht und die mehr oder minder heftig vor sich hin blubbern. Hier tritt Gas aus. Zum Glück ungiftiges Kohlendioxyd. Sozusagen "Nebenschlote" des Geysers selbst.

Da es wahrscheinlich ist, dass Sie gerade keinen Ausbruch erleben, gehen Sie doch mal am südlichen Ende der ockerfarbenen Fläche - zum Flussufer hinunter. Ein echtes Wunder tut sich auf! Hier läuft Wasser über unzählige kleiner Sinterterassen! Alles glitzert wie tausende Diamanten auf gelbem Hintergrund! Ziemlich einzigartig! Und ein Fest für Photographen! Exzellente Aufnahmen gelingen mit Stativ und langer Brennweite um Details herauszulösen! Beste Aufnahmezeit ist der späte Nachmittag, wenn die Sonne schon ziemlich im Westen steht! Morgens und der Mittag sind bei weitem nicht so gut.

Kommt er nun oder kommt er nicht?

Sorry, die Chancen sind nicht berauschend! Die Angaben zum Rhythmus schwanken zwischen 17 und einigen 30 Stunden, andere gehen von unregelmässigen Eruptionen aus. Nehmen Sie es als ein Geschenk der Natur, wenn Sie Zeuge eines Ausbruchs werden.

Wir hatten am 14.5. 2004 nachmittags gegen 5 p.m. das grosse Glück! Unser Auto benötigte einen neuen Satz Reifen, den wir wie schon öfters bei Hal´s Service in Green River montieren liessen.

Was dann mit dem angebrochenen Nachmittag anfangen? Wir entschieden uns, es wieder einmal mit Crystal Geyser zu versuchen. Vielleicht war das Glück uns hold.

Kaum angekommen ging die Show los! Es war ein grosser Auftritt, ganz für uns alleine! Innerhalb von drei oder vier Minuten war ein 36er Film durch, danach gabs noch rund 10 Bilder auf dem Nächsten. Ideales Licht, das aufschiessende Wasser glitzerte unbeschreiblich schön. Gegen den Hintergrund des Cliffs einfach imposant!

Nach dem noch verhaltenen Start legt der Geyser richtig los. Atemberaubend - keine Beschreibung notwendig!

Die Eruption dauerte vielleicht 5 Minuten, nahm langsam ab und kam nach einigen kleinen "Zugaben" zur Ruhe. Der Wasserauswurf steigt dabei stark an - jetzt ist die beste Zeit für Bilder der Sinterterassen!

Weitere und besser Bilder der Sintarablagerungen gibt es hier: Sinter

Es gibt im Übrigen primitiv montierte "Aufnahmen" von Eruptionen. Ob sie tatsächlich von hier stammen bleibt zweifelhaft. Jedenfalls kann es nicht sein, dass man einen Vollmond nach Norden hin am Himmel sieht!

Zur Geschichte des Crystal Geysers

Eine erste Beschreibung der Stelle stammt von John Wesley Powell, aufgezeichnet am 13. 07. 1869 während seiner Green River - Expedition. Man entdeckte die mineralischen Ablagerungen einer Quelle, die allerdings schon damals allem Anschein nach versiegt war. Die künstlich niedergebrachte Bohrung stammt aus den 1930er Jahren, diente der - erfolglosen - Erdölexploration. Sie reicht ca. 800 Meter in die Tiefe. Das heute sichtbare Rohr stammt aus jüngerer Vergangenheit und wurde als Schutz angebracht, damit niemand in das Bohrloch stürzt.

Neuere wissenschaftliche Erkenntnisse:

Eine Untersuchung der University of California erstreckte sich im Herbst 2005 über 76 Tage und zeichnete 140 Eruptionen auf.

Crystal Geyser ist ein durch Kohlendioxyd getriebener Geysir. Das Gas entsteht durch den Kontakt von leicht mit auf natürlichem Weg mit Schwefelsäure angereichertem Grundwasser, das mit kalkhaltigen Schichten in Kontakt kommt. Der jährliche Kohlendioxyd-Ausstoss umfasst ca. 11.000 Tonnen. Die ausgestossene Gasmenge kann während einer Eruption bis zu 350kg/min betragen.

Die Wiederholfrequenz wird offenbar durch mehrere Faktoren bestimmt. Sie kann bei knapp 8 Std. aber auch bei rund 22 Std. liegen. Auch die Dauer der Eruption selbst schwankt stark, liegt zwischen wenigen Minuten bis zu mehr als 2 Stunden. Nach starken Eruptionen folgen lange Pausen.

Link (PDF-Dokument des Lawrence Livermore National Laboratory):
Timing and prediction of CO2 eruptions from Crystal Geyser, UT

Noch zwei Geysire!

Dort, wo die US 6 vielleicht 20 Meilen nördlich von Green River auf ihen Weg in Richtung Norden und Price den Price River kreuzt, findet sich eine verlassene Tankstelle. Das ist Woodside. Wir erlebten die Gas Station von einigen Jahren noch in Aktion. So schnell entstehen ghostly places!

Hinter der Tankstelle, vielleicht 150 Meter nach Westen in Richtung der Eisenbahn befindet sich in einen kleinen Becken der Woodside Geyser. Auch einer mit kaltem Wasser, auch kohlendioxydgetrieben. Aber mit einer Besonderheit! Das Gas enthält einen Anteil Helium, das auf der Erde äusserst selten ist.

Woodside Geyser soll ca. alle 20-30 Minuten springen. Leider nicht mehr so hoch wie in früheren Jahren. Bis in die 50er/60er Jahre des 20. Jh. eine Attraktion, die Tankstelle und ein Cafe am Leben erhielt. Jetzt eigentlich nur noch eine sprudelnde Quelle. Man vermutet, dass sich der Schacht mit Mineralien zugesetzt hat. Was wäre, wenn man bohren würde? In 1998 kam das Wasser vielleicht noch zwei Meter hoch.

Wollen Sie den Punkt besuchen, vergewissern Sie sich, ob hier noch jemand wohnt. Früher bekam man ein "Permit" an der Gas Station, sozusagen als Dankeschön fürs Tanken. Seien Sie nicht enttäuscht, das Ganze ähnelt auf dem ersten Blick einem Schrottplatz!

Etwas weiter draussen liegt der Chaffin Cold Water Geyser. Um zu ihm zu gelangen fährt man die zumeist recht gute Green River Gravel Road (Anfahrtsbeschreibung) ca. 23 Meilen weit bis kurz vor der Brücke über den San Rafael River. Bei 12S 0574300 4290312 zweigt nach links (Osten) eine Spur ab, die nach einer Meile auf ein Gate trifft. Kurz dahinter liegt der Geyser.

Diesen Punkt haben wir selbst nicht besucht. Eine Beschreibung mit Bildern findet sich hier.