Letzte Aktualisierung: 22 May 2018

Diamond Creek

Der Grand Canyon zieht jedes Jahr mehr als 5 Millionen Besucher an. Der grösste Teil begnügt sich mit dem Besuch des South Rims und seinen Aussichtspunkten, eine wesentlich kleinere Anzahl fährt zum North Rim. Jährlich werden um die 15.000 Backcounty Permits ausgegeben, die zu rund 40.000 Übernachtungen im Canyon führen. 99% der Besucher sehen das Naturwunder somit nur von seinen Rändern aus, auch wenn einige noch Tagestouren machen, die ein Stück in den Canyon hinabführen.

Wäre da nicht der Höhenunterschied von 1.400 Meter (South Rim) bzw 1.600 Meter (North Rim), viele würden wahrscheinlich gerne zum Fluss hinabwandern. Aber nicht nur der gewaltige Höhenunterschied erschwert das Vorhaben, sondern auch die Länge der Trails - mindestens gute 10 km one way vom Yaki Point bis hinab zur Fussgängerbrücke über den Colorado River - sowie die oft sehr hohen Temperaturen im Inneren der Schlucht, die bis zu 45° Celsius erreichen können, lassen für die meisten Besucher den Anblick der Inner Gorge unrealistisch erscheinen. Ihre körperliche Leistungsfähigkeit erlaubt derartige Touren einfach nicht. Was es bedeutet, sich in diese Hitze hinunter zu begeben, haben wir an anderem Ort selbst erfahren.

Trotz aller Hindernisse - reizvoll ist es schon, ganz unten am Ufer des grossen Flusses zu stehen, die gewaltigen Cliffs zu bestaunen. Geht da denn gar nichts? Nun, ein bisschen was geht schon! Nur eben nicht dort, wo sich 98% aller Besucher einfinden. Das tut aber der Sache keinen Abbruch!

Eine Möglichkeit, die Inner Gorge und den Fluss zu erreichen hat man von Norden und dem Grand Canyon - Parashant National Monument im Whitmore Canyon des Arizona Strips. Eine einsame Gegend! Unbedingt erforderlich sind ein geländetaugliches Fahrzeug, genügend Treibstoff und eine Ausrüstung, um auch im Falle einer Panne überleben zu können. Sind die Voraussetzungen erfüllt, kommt man bis an den Rand der Inner Gorge, muss lediglich noch knappe 300 Höhenmeter auf weniger als 1,5 Kilometer Fussmarsch überwinden. Auch hier ist es oft sehr heiss. Der Trail bietet so gut wie keinen Schatten. Im Gegenzug wird man mit gigantischen Granitsäulen belohnt.

Geht es noch bequemer, einfacher? Ja und nein! Ein SUV muss schon sein, Pkw genügt nicht. Kaum zu glauben, man kann tatsächlich innerhalb des Nationalparks mit dem Auto bis in die Inner Gorge direkt ans Ufer des Colorado Rivers fahren.

Wir beginnen die Tour von Flagstaff, AZ, fahren auf der I 40 in westlicher Richtung. Die Landschaft ist hügelig und waldreich. Coconino National Forest wird im grossem Unfang durch Ponderosa Pines (Gelbkiefern) gebildet, die seinen typischen Charakter prägen.

(Die Photos zu dieser Tour stammen von gescannten Diapositiven, sind von entsprechend geringer Qualität.)

Interstate 40, Devil Dog Road
I 40 durch den Coconino National Forest westlich von Williams. Sunflowers und Ponderosa Pines nahe der Devil Dog Road.

Bei Seligman verlassen wir die Interstate, wechseln auf die AZ 66, einem der letzten erhaltenen Teilstücke der legendären Route 66.

auf der AZ 66 bei Seligman
AZ 66 bei Seligman

Die Road führt durch das weite, unendlich öde Aubrey Valley, einer geologischen Senke. Über Meilen führt die Strasse geradeaus bis zum Horizont. Dann ein paar Häuser links der Road. Schilder weisen sie als Missionsschule aus. Eines ist sicher - Ablenkung gibt es hier draussen kaum.

Meilen weiter wandelt sich die Strasse, wird plötzlich breit, hat getrennte Fahrbahnen! Einige Gebäude, Beflaggung! Wir haben die Grand Canyon Caverns erreicht, die so gar nichts mit dem Grand Canyon zu tun haben, aber dessen Namen werbewirksam verwenden. Früher, als die "echte" Route 66 noch existierte, die parallel verlaufende Interstate noch nicht gebaut war, stellen die Höhlen für die Reisenden eine willkommene und kühle Abwechslung dar. Heute halten weitaus weniger Reisende, das Geschäft hat wohl die besten Zeiten hinter sich. Wer will, kann hier auch übernachten.

Uns zieht es nach Peach Springs, dem Hauptort der Hualapai Reservation, 12 Meilen westlich der Caverns. Dort steuern wir die Hualapai Lodge an, um im Office ein Permit zu erwerben. Das ist nötig, um ungeteerte Roads innerhalb der Reservation benutzen zu dürfen. (2009: $ 16) Die Formsache ist in 5 Minuten erledigt.

Zurück auf der AZ 66 fahren wir rund eine 3/4 Meile zurück, biegen bei 12S 0280765, 3935167 nach links und an der folgenden Ecke nach rechts ab. Wir verlassen Peach Springs in Richtung Norden, tauchen in ein flaches Tal ein. Die Road erweist sich vorerst als recht gute Gravel Road.

Road im Peach Springs Wash
Road im Peach Springs Wash (IR 6)

Auf dieser Road werden wir 20 Meilen nach (mehr oder weniger) Norden fahren und dabei gute 1.000 Meter an Höhe verlieren.

Die Route hat auch Historie. 1883 traf hier eine erste Gruppe Touristen im Rahmen einer organisierten Tour ein, bewältigte diese Strecke hinunter bis zum Colorado River. Die heute üblichen Routen entlang des South Rims oder zu den View Points des North Rims waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht erschlossen, um nicht zu sagen unbekannt.

1884 wurde tief unten im Canyon das Farlee - Hotel gebaut, das allerdings nur 5 Jahre existierte. Trotz allem markiert es den Beginn eines kommmerziellen Tourismus am Grand Canyon, wie er bis heute existiert. Bilder von 1914 zeigen Reisende, die sich mit Kraftfahrzeugen ihrer Zeit den Weg hinab zum River gebahnt hatten. Tourismus-Pioniere ihrer Zeit!

Zwar erscheint die Road vorerst gut, man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass man mehr oder weniger dem Verlauf eines Washes folgt, eines mächtigen noch dazu! Fällt Gewitterregen, kann die Road kann für Stunden oder Tage unpassierbar werden. Vor einigen Jahren erlitt sie derartige Zerstörungen, dass sie monatelang unbefahrbar war. Ein gewisses Risiko bleibt letztendlich.

Peach Springs Wash
Allmählich wird Peach Springs Wash tiefer.

Was sich anfangs Wash nennt wird zum Canyon. Unmerklich gleiten wir geologisch in die Tiefe. Archaisch ist die Landschaft, wüstenartig und lebensfeindlich. Und trotzdem vermittelt sie Ruhe, wenn man damit im Reinen ist, sogar ein grosses Mass an Frieden und Geborgenheit. Das wird wohl nicht jeder so empfinden, manchem wird sie auch Furcht einflössen.

Cliffs im Peach Springs Canyon
Cliffs weisen die Grand Canyon - typische, stufige Ausbildung auf.
Peach Springs Canyon
Peach Springs Canyon Road

Dieses Mal scheint die Road relativ frisch gegraded zu sein. Trotzdem liegen immer wieder mal grosse Kiesel, Steinbrocken auf der Fahrbahn. Kommt erneut eine Flut, dürften sich danach Fahrbahn und Wash daneben stark angleichen.

Immer tiefer tauchen wir in die Landschaft ein. Offenbar ändert sich auch das Klima. Hatten wir anfangs oben bei Peach Springs noch die übliche Juniper- und Pinion-Vegetation, so ist diese nun völlig verschwunden. Kakteen werden häufiger.

Peach Springs Canyon, Ocotillo
Ocotillos sind typisch für heisse, trockene Wüstenabschnitte
Cliss im Peach Springs Canyon
Hoch aufragende Cliffs
Jumping Chollas
Jumping Chollas
Barrel Cactus
Barrel Kaktus

Die Road ist schon längst keine mehr, hat sich zum steinigen Trail gewandelt. Man fährt im Wash, das ist deutlich zu spüren. Und plötzlich ist da auch Wasser. Unwirklich kristallklar läuft es durch den Kies. Fast möchte man es nicht durchfahren, seine Reinheit nicht durch den aufgewirbelten Dreck der Reifen stören!

Wir haben Diamand Creek erreicht - den namensgebenden, dauernd fliessenden Bach, gespeist aus einer unterirdischen Wasserader. Nicht weit von hier fliesst er in den schlammig braunen Colorado River, wird in dessen trüben Fluten untergehen.

Diamond Creek
Diamond Creek mündet in den Colorado River.

Wir haben es geschafft, sind mit dem SUV bis in die Inner Gorge des Grand Canyons vorgestossen! Hier unten landen manche der Boat Touren an, um nicht die restlichs Strecke bis hinab zum Lake Mead absolvieren zu müssen. Zwei überdachte Picknick-Tables bringen einen Hauch von Zivilisation, den man bei Temperaturen jenseits der +40° Celsius gerne annimmt. Es ist - gelinde gesagt! - tierisch heiss!

Colorado River Inner Gorge, Picknick Table
Lunch im Schutze des Schattens eines der überdachten Picknick-Tables. (Das Bild ist völlig falsch belichtet!)
Colorado River, Diamond Creek Landing
River Runner und deren Boote
Grand Canyon, Inner Gorge#
Die Inner Gorge flussaufwärts

Lunch! Die Hitze ist brütend. Aufgeschnittenes Brot dörrt in kürzester zu einer Art Toast zusammen. Trotzdem tut die Pause gut, solange man sich im Schatten der Bedachung halten kann. Auf Dauer wird das nicht gehen, dann erreicht die nach Westen fortschreitende Sonne die eine Reihe der Sitze. Hier unten gelten andere Gesetzmässigkeiten.

Diamond Creek mit seinem kristallklarem Wasser verspricht Abkühlung und ist doch nur eine Täuschung der Sinne. Man taucht seine Hand hinein, zieht sie erschrocken, enttäuscht zurück. Das Wasser ist mehr als warm! Sein Lauf durch einige Meilen gnadenloser Sonneneinstrahlung hat es aufgeheizt. Auf geschätzte 50°´C.

Diamond Creek
Heisses Wasser im Diamond Creek.