Letzte Aktualisierung: 22 May 2018

Secret Owl

Einige Zeit zuvor hatten wir in der San Rafael Swell die Lower Black Box des San Rafael Rivers besucht, eine Art Slot Canyon, vom Fluss geschaffen und mit Wasser gefüllt. Südwestlich des Mexican Mountains findet sich eine Stelle - Swaseys Leap genannt, an dem sich über die kaum 7 Meter breite Schlucht eine alte Cowboy Bridge spannte. (Sie ist inzwischen eingestürzt.) Dias einfache Bauwerk ersparte den Cowboys Umwege, die bis zu 50 Meilen betragen konnten.

Das Panorama an Swaseys Leap beeindruckt! Wie würde diese archaische Landschaft aussehen, könnte man sie von der Höhe der östlich gelegenen Cliffs des San Rafael Reefs betrachten? Hier sollten sich ausgezeichnete View Points finden!

Die Topomaps zeigen, dass es im östlichen Reef keinerlei Wege gibt, auch findet man in der Literatur oder im Internet nichts über Hiking Trails. Zu wild ist das Reef, zu unwirtlich und wenig zugänglich. Von Osten her aus Richtung der US 6 kann man zwar relativ einfach an den Fuss der Aufwölbung gelangen, von dort muss man sich querfeldein im sehr steinigen Gelände orientieren.

Das östliche Reef nördlich der I 70 war uns nicht gänzlich neu, hatten wir doch schon Black Dragon Canyon, Smiths Cabin und Camp Vinero gesehen. Zu Fuss waren wir allerdings bis zu diesem Zeitpunkt nie im Reef gewesen.

Studium der topografischen Karten! Diese zeigen Möglichkeiten! Circa eineinhalb Meilen südlich von Smiths Cabin (12S 0552080, 4320180) befindet sich ein Platz mit einem alten Prospect, (12S 0552340, 4318115) dorthin sollte ein Jeep Trail führen, der von der Tidwell Draw Road abzweigt. Westlich des Prospects scheint es möglich zu sein, durch einen namenlosen Canyon in Richtung des inneren Reef-Cliffs gegenüber des Mexican Mountains vorzudringen. Das wollten wir uns mal ansehen!

Beim ersten Besuch finden wir einen Pfad, der vom des Jeep Trail in Richtung Canyon verläuft. Wir verlieren ihn, laufen am nördlichen Rand einen Hügel hinauf, sehen in den namenlosen Canyon hinein. Er vertieft sich schnell, gabelt sich. Der südliche Arm ist laut Topomap der direkte Weg. Man kann es versuchen! Es ist zu spät am Tag, um diese Route zu erkunden, so dass wir uns entschliessen umzukehren und noch einmal wiederzukommen.

Zweiter Versuch!

Der Himmel ist bedeckt, was beim Trekking Anfang September im südlichen Utah eher von Vorteil ist. Unsere Rucksäcke sind mit all dem gefüllt, was man unterwegs so brauchen könnte. GPS-Empfänger angeschnallt, Startpunkt gespeichert und los gehts.

Secret Owl Canyon, San Rafael Reef
Anfangs ist der Canyon nur flach.

Diese Mal laufen wir schwachen Spuren folgend direkt in den Canyon hinein, befinden uns auf einer Art Terrasse zwischen Cliff und dem tiefer liegenden Wasserlauf. Offenbar gibt es dort unten tatsächlich austretendes Wasser. Unser Weg ist einfach, verläuft nahezu eben. Der Hang rechts gewinnt kontinuierlich an Höhe, so wie auch das Reef ansteigt.

Wir folgen einem Trampelpfad über sandige Sedimente, die abgelagert wurden, bevor sich der Wash erneut tiefer einschnitt. An einigen Stellen müssen wir dicht an die Felswand heran, um tiefen Gräben auszuweichen.

Nach 10 Minuten ist damit Schluss! Die Terrasse endet ungefähr an der Gabelung des Canyons. Auch der Trampelpfad hat sich im Nichts aufgelöst. Um weiter zu gelangen, müssen wir über eine steile, erdige Rutsche ca. 10 Meter tief in den Boden des Washs absteigen und auf der anderen Seite eine Stelle suchen, an der man auf das gegenüber liegende Ufer klettern kann. Oben angelangt inspizieren wir den South Fork des Canyons.

Secret Owl Canyon - South Fork
South Fork: Zu unserer Enttäuschung stellt sich der Jump im Hintergrund als für uns unbezwingbar heraus.

Schnell wird klar - der Jump am Ende diese Arms wird uns am Weiterkommen hindern. Uns erscheint der Aufstieg über die Flanke als zu gefährlich. Schliesslich sind wir weder Kletterer noch dafür ausgerüstet. Wir laufen zurück zur Gabelung, entschliessen uns, den anderen Arm zu erkunden.

Secret Owl Canyon - South Fork
Im South Fork des Canyons.
Secret Owl Canyon - South Fork
Bizarre Steinskulpturen in den Wänden.
Secret Owl Canyon - South Fork
Aus diesen Löchern tritt Wasser aus, das oben auf den Felsen in Spalten eindringt.
Secret Owl Canyon
Schichtfolgen
Secret Owl Canyon
Diese Schichten steigen im gleichen Winkel wie das Reef der Swell an.

Auch im North Fork bewegen wir uns zuerst auf einer Erdterrasse einige Meter über dem Boden des Washes. Ohne Trail. Dann müssen wir erneut in den Wash absteigen, folgen dem trockenen Bachlauf. Im Falle einer Flut gäbe es hier kein Durchkommen. Das Wandern im Wash ist zwar nicht schwer, aber man muss aufpassen, wo man hintritt. Lockerer Sand, angespülte Äste, kippelige Steine. Natur pur.

Secret Qwl Canyon, North Fork
Wash im North Fork.
Wandern im Wash des North Forks
Watch your step!

Wo uns die Route hinführt, wissen wir nicht so genau. Zwangsläufig folgen wir dem Canyon, denn die Wände sind inzwischen für einen Ausstieg zu hoch. Hinter einer Biegung ändert sich der Charakter stark. Slickrock mit Potholes bildet ab jetzt den Boden des Washs.

Secret Owl Canyon
Slickrock und Potholes - manche davon mit Bewuchs.
Secret Owl Canyon
Trockene Potholes mit Bodenfüllung sind nur kleine Hindernisse.
Secret Owl Canyon - Pothole
Das Pothole in der Mitte ist dagegen tief und voller Wasser.

Eine V-förmige Kerbe als Talboden und mittendrin ein wassergefülltes Pothole! Nichts zum Durchwandern. Man sieht nicht, wie tief diese Löcher sind und ob der Boden nicht aus Schlick besteht? Rechts oder links passieren? Aufgrund der Neigung des Felses nicht ganz einfach.

Lady umgeht das Pothole links. Mir liegen solche schrägen Passagen nicht und der Instinkt schickt mich auf die rechte Schräge. Beide kommen wir vorbei, die Laufschuhe haften auf dem Sandstein wie mit Klebstoff bestrichen.

Offenbar hat Lady ein ausgezeichnetes Gespür dafür, wo sie auf solchen Hängen gerade Wege laufen kann. Bewundernswert - das geht mir ab! Vielleicht sollte ich mich mehr auf sie verlassen! Sie entdeckt offenbar gerade eine ihr bisher nicht bekannte Fähigkeit.

Secret Owl Canyon
Blick zurück - wir haben das Pothole passiert.
Secret Owl Canyon
Canyonwalls
Secret Owl Canyon
An einigen Stellen steigen die Schichten so an, dass man etwas klettern muss.
Secret Owl Canyon
Abenteuerland! Ob wir hier weiterkommen müssen wir erst sehen!
Secret Owl Canyon
Links vom löchrigen Felsen geht es weiter.
Secret Owl Canyon
Wieder eine jener schrägen Passagen, die Lady mit Bravour bewältigt. Ich habe weiterhin Probleme damit.

Plötzlich hält Lady inne, fragt mich nach einem Moment: "Hast Du sie gesehen?" "Nein! Was denn?" "Die Eule!" Leider habe ich nichts bemerkt und Lady erklärt mir, eben sei eine Eule geräuschlos durch die Luft geglitten und genauso lautlos zwischen den Felsen der Canyonwand im Nichts verschwunden.

Secret Owl Canyon
Lady on tour!
Secret Owl Canyon
Diese nächste Stufe scheint schwieriger zu sein.
Secret Owl Canyon
Zu steil! Hier kommen wir sicher nicht weiter.
Secret Owl Canyon
Da hinauf! Lady sagt ja - ich nein! Nicht wegen des Aufstiegs, aber da müsste ich wieder runter. Das macht mir Sorgen!
Secret Owl Canyon
Wir rasten unterhalb des steilen Anstiegs. Der Blick zurück ist wild! Das Reef ist eine eigene Welt.
Secret Owl Canyon
Hinauf zu der Lücke müssten wir klettern. Ich traue mich nicht recht.
Secret Owl Canyon
Lady such nach Alternativrouten.
Secret Owl Canyon
Kollonaden hoch oben in der Wand.

Die Wand rauf oder nicht? Ich fühle mich unsicher! Lady hätte es gewagt. Wir entschliessen uns, zum Auto zurückzulaufen. Beim nächsten Mal werden wir es riskieren! Auf dem Rückweg kann ich von Lady noch viel lernen, wie man sich in schwierigem Gelände auf Fels bewegt. Sie kann es intuitiv, ich nicht!

Secret Owl Canyon
Secret Owl Canyon.
Doppelarch im Secret Owl Canyon
Auf dem Rückweg sehen wir diesen kleinen doppelten Arch.
Secret Owl Canyon
Die Schlucht, in der die Eule verschwand.
Secret Owl Canyon
Erst auf dem Rückweg sehen wir diese interessanten "Steinbretter".
Secret Owl Canyon.
Lichtspiele
Secret Owl Canyon
Lady "schiesst" Details.....
Secret Owl Canyon
.....und mehr davon.
Secret Owl Canyon
Umgehung der Potholes.
Secret Owl Canyon
Inzwischen fühle ich mich auch trittsicherer.
Secret Owl Canyon
Weitere "Steinbretter".
Secret Owl Canyon
Mitten im Reef.
Secret Owl Canyon, Potholes
Erneut an den Potholes.

Nachdem die Potholes überwunden sind geht es flott voran. Das habe ich gelernt - Lady bewegt sich wesentlich gekonnter auf Fels als ich. Ihre eingeschlagenen Wege sind logischer, sicherer! Offenbar hat sie ein natürliches Gespür dafür.

Zurück an unserem wartenden Auto ist klar - hier müssen wir uns nochmal umsehen! Wir geben dem namenlosen Canyon unseren ganz individuellen Namen: Secret Owl Canyon.

Von Philippe Schuler (France) erhielt ich zwischenzeitlich Nachricht, dass Locals den Canyon als Horsethief Canyon bezeichnen. Herzlichen Dank für die Auskunft!