Eva Conover Road
Die San Rafael Swell ist bekanntermassen mit Strassen nicht gerade überladen. Die I 70 gilt vielen als die einzige befestigte Route in der Swell. Das ist zwar falsch - es existiert noch die Road von Cleveland hinauf auf den Cedar Mountain, - aber ansonsten ist man auf Gravel oder Dirt unterwegs.
Den Reisenden sind Verbindungen wie Green River Cutoff, die Querverbindung Buckhorn Wash - I 70 - Temple Mountain oder die Reds Canyon Loop bekannt, wenige kennen dagegen die Moore Cutoff Road, eine reguläre Landstrasse vom Castle Valley hinauf auf die Swell zur I 70 (Exit 116). Dort bewegen sich eher Locals auf ihren täglichen Touren. Auch diese Road ist seit 2009 geteert.
Doch da sind noch mehr Verbindungen. Zumeist nur den Locals bekannt, oft aber von grossem Reiz. Eine solche Route wollen wir besuchen.
Eva Conover Road - ein romantischer Name, finden Sie nicht?
Eva Conover - Grandma Eve - aus Ferron im Castle Valley war Abgeordnete im Parlament von Utah und kannte die Schönheiten der San Rafael Swell sehr gut. Überzeugt davon, dass die Gegend um Eagle Canyon und The Blocks mehr als gut genug für einen State Park sei, kämpfte sie um Mittel für das Projekt. Erreichen konnte sie, dass man einen Weg durch die weitgehend unzugängliche Wildnis bulldozte um überhaupt einen Eindruck von diesem Land zu bekommen.
Da Eva Conover aus Ferron stammte, entbehrte es nicht einer gewissen Logik, dass die Road hinauf auf die Swell und zur I 70 an ihren Heimatort für 4WD-Verhältnisse ganz gut angebunden ist. Letztendlich erreichte die Abgeordnete ihr Ziel nicht - der State Park wurde nie Wirklichkeit. Heute gehört die Gegend zur Sid´s Mountain Wilderness Study Area. Dagegen blieb die Road trotz ihrer Einfachheit - Rauhheit - erhalten und bildet einen Korridor in diesem ansonsten für Fahrzeuge aller Art gesperrten Gebiet.
Eva Conover starb am 16. August 2005 hochbetagt im Alter von 96 Jahren. Diese Geschichte ist auch ein Hommage an sie.
Wo gehts lang?
Prinzipiell kann die Road in beiden Richtungen befahren werden. Die Streckenlänge zwischen Ferron und der I 70 beträgt ca. 40 Meilen. Bis auf ein kurzes Stück in Ferron selbst ist die Route ungeteert. 4 Meilen Teer gibt es zusätzlich, wenn die Anfahrt ab Ferron über Molen erfolgt. Das bringt nicht unbedingt einen Gewinn und die Route ist im Frühjahr wegen Schmelzwasser im Ferron Creek auch nicht immer passierbar.
Das landschaftlich reizvollste, zugleich aber auch fahrtechnisch anspruchsvollste Stück beginnt direkt nördlich der Interstate 70. Hier ist ein gutes SUV unbedingt erforderlich. Auf einigen Abschnitten sollte der Fahrer über mehr als nur Anfänger-Erfahrung verfügen. Ein im Spotten geübter Beifahrer ist von Vorteil. Wegen dieser Konstellation und weil man nicht gegen die Sonne fährt, wird die Route in nordwestlicher Richtung beschrieben, also von der Interstate nach Ferron im Castle Valley.
Da starten wir:
Auf der Interstate 70 geht die Fahrt von Green River in Richtung Westen, hinauf auf den Gipfel der Swell, immer der Trasse nach. Ausfahrt 131 (Buckhorn Wash, Swasey´s Cabin, Temple Mountain) wird passiert. Nach weiteren 9 Meilen der View Point am Ghost Rock. Er bietet einen hervorragenden Blick über das wilde Land nördlich der Autobahn. Die Strasse fällt lang und ziemlich steil zum Eagle Canyon hin ab, überquert diesen auf parallelen Stahlbogenbrücken. Zwei Meilen weiter kommt die Exit 116, die zur Moore Road führt. Hier fahren wir ab!
Am Stoppschild rechts und sofort wieder rechts gelangt man zu einem weiteren guten View Point über den Eagle Canyon. Dieser Punkt ist unbedingt sehenswert.
Wieder zurück überqueren wir die Interstate nach Süden. Dort biegt die Road nach 100 Metern scharf nach Osten ab, wird Gravel. Sie führt direkt neben der Autobahn hinunter auf die Justensen Flats. Bevor man dorthin gelangt (1 Meile) kann man rechterhand eine Blick hinein in die Tiefe des oberen Devil`s Canyon werfen, einem bei Hikern beliebten Gebiet.
Justensen Flat ist leicht identifizierbar. Rechts am Rand der Road steht eine Hinweistafel des BLM, links finden wir einen recht grossen Platz zum Campen. Kein Campingplatz! Am Wochenende ein bei locals geschätzter Ort, die von hier zu ihren Touren starten. Direkt am Platz zweigt ein Weg nach links ab, das ist der Richtige!
Nach links? Da geht es doch in Richtung Interstate! Gut erkannt - stimmt! Die Eva Conover Road liegt nördlich der Autobahn und wir sind nach Süden hin abgefahren. Folglich müssen wir die Fernstrasse queren. Aber wie?
Rund 300 Meter hinter der Abzweigung nähern wir uns dem Strassendamm und sehen ein betonummanteltes Loch. Da? Da! Hier gehts unter der Interstate durch.
Culverts heissen die Durchgänge, dienen in einsamen Gegenden doppelten Zwecken. Als Wasserdurchlass und als Verkehrsweg. Allzu gross sollten die Fahrzeuge aber nicht sein. Zweimal müssen wir uns einfädeln, für jede Richtungsfahrbahn ein Durchlass.
Wieder am Tageslicht folgt der Weg der Interstate mit wenig Abstand nach Nordosten, bevor er sich in Richtung Norden von der Verkehrsader entfernt. Erst einmal wenig spektakulär, aber das soll sich ändern.
Schnell wird es steiniger, links ein niedriges, gelbes Cliff. Die Blicke streifen weiter. Der Charakter der Landschaft ist ganz anders als in vielen Gebieten des südöstlichen Utahs. Hier herrschen hellere Töne vor - Gelb dominiert, harmoniert mit dem vorhandenem Grün. Die Farbe tendiert bei bedecktem Himmel in Richtung weiss, bekommt am Abend in der untergehenden Sonne einen lachsrosa Touch.
Die Spur verschlechtert sich weiter. Nichts Schlimmes, aber Aufmerksamkeit ist nötig. Wir nähern uns der Rampe hinab in den Eagle Canyon, den wir zuvor auf der I 70 überquert hatten.
Von Justensen Flats bis zum Boden des Eagle Canyons sind es lediglich 2 Meilen. Auf der Strecke ändert sich die Landschaft erheblich. Wir tauchen ein in die Welt des gelben Steins. Unten auf dem Boden des Canyons angekommen, könnten wir nach rechts durch Eagle Canyon hinauf zu Swasey´s Cabin fahren - eine wunderschöne Route, aber eine andere Geschichte! Ganz leicht ist diese Strecke nicht.
Links geht es nicht mehr weiter - eine hölzerne Barriere stoppt den motorisierten Verkehr. Zu Fuss gelangt man in den Talkessel, den wir vom View Point an der I 70 Exit sehen konnten. Wandert man weiter, erreicht man einen riesigen Dryfall, mit dem Eagle Canyon eine Stufe in die Tiefe springt. Für Wanderer überwindbar und ebenfalls eine andere Geschichte! Anfang der 1990er Jahre konnte man noch mit dem Auto bis kurz vor den Dryfall gelangen.
Wir fahren geradeaus. Der Weg dreht schnell nach rechts, steigt die Wand des Canyons hinauf. Hier sollen wir rauf? Ja, das ist die richtige Route! Die Rampe ist steil, ausgewaschen und stellenweise sehr schmal. Offen gesagt für Ungeübte gefährlich! Früher war das besser, aber seit dies eine zugelassene ATV-Route ist, geht sie kaputt. Mit dem SUV muss man genau wissen, was man tut. Nur ein versierter Fahrer sollte die Steigung angehen. Die Cliffs zur Linken sind beeindruckend, der Pilot wird dafür kaum Augen haben!
Am oberen Ende der Rampe eine Spur nach rechts - nicht unser Weg! Weiter gehts auf etwas leichterer Strecke. Immer der Hauptspur folgend erreichen wir wieder das Höhenniveau der I 70. Jetzt wird deutlich, was die Brücken über Eagle Canyon dem neuzeitlichen und eiligen Reisenden ersparen!
Hier oben gabelt sich die Route erneut. Rechts gelangt man auf einen anderen Teil der Secret Mesa, links hinunter - genau nach Norden wollen wir! Der entscheidende Punkt liegt bei 12S 0513045 4301775. Wenn man einen kleinen Pfahl mit der magischen Nummer 639 entdeckt, - das ist die richtige Spur! Vielleicht 4 Meilen sind wir seit Justensen Flats unterwegs, gute 20 Meilen offroad liegen noch vor uns, bis wir wieder eine gegradete Road erreichen.
Hier oben liegt ungefähr den höchste Punkt der Strecke, die ab hier langsam, aber stetig an Höhe verliert und in eine Welt eintaucht, die es sehr wohl wert wäre, zumindestens ein State Park zu sein. Vielleicht aber bietet der Status als Wilderness Study Area sogar mehr Schutz?
Das Plateau hat eine Neigung nach Norden. Rasch gelangen wir in das Einzugsgebiet der kleinen Seitencanyons des South Coal Washes. Der Trail folgt diesen sehr oft zur Seite, durchquert deren Washes, steigt dann wieder an. Insgesamt eine Strecke, die sowohl steinige als auch sandige Abschnitte bietet und den Fahrer fordert.
Die Anstrengungen machen sich bemerkbar - wir haben Hunger! Ein schöner Platz neben der Spur im steinigen Bett eines Washes ist ideal. Hier stören wir keinen - man weiss ja nie, ob noch jemand kommt! Auch entstehen so keine neuen Tracks!
Wir haben alles dabei, um hier draussen notfalls einige Tage durchzukommen. Das ist keine übertriebene Vorsicht. Der blaue Ice Chest reicht eine ganze Weile, daneben gibts canned food, das keine Kühlung benötigt, Brot und mehr als 30 Liter trinkbare Flüssigkeiten. Und einiges, was die Seele zusammenhält, wenns mal härter werden sollte: Süssigkeiten und Obst. Auch Senf darf nicht fehlen!
Schlafsäcke, Isomatten, Alu-Decken, ein kleines Zelt von 1,6 x 2 Meter - na gut, mehr eine Hundehütte! Aber es schützt! Mehrere Taschenlampen, wasserfeste Matches, Feuerzeuge - nein, wir sind keine Raucher! Im Ernstfall ist ein Lagerfeuer was Schönes, erwärmt den Kerl und auch das Gemüt! Klopapier und "Scheiss-Schäufelchen" nicht zu vergessen. Sie wissen schon! Servietten, Pappbecher und -teller sowie Besteck (aber bitte richtige Messer!) ergänzen den fahrbaren Haushalt. Auch zwei kleine Kissen sind dabei. Wir sind halt verweichlicht!
Auch technisch sind wir ganz gut ausgestattet. Werkzeugkasten, hydraulischer Wagenheber, Duct-Tape, Klebstoff, Ersatzsicherungen, Öl, Schrauben, Muttern, Scheiben, was zum Reifen reparieren! Zum Wegebau Klappspaten, Säge und Axt! Für den Menschen Verbandszeug, Pflaster, Desinfektionsmittel und Aspirin. Sonnenschutz nicht vergessen!
Und wenn alles nichts hilft? Dann muss man rauslaufen und Hilfe holen. Dafür sind die nötigen Karten an Bord, Rucksäcke, GPS, Ersatzbatterien, Zettel für evtl. Botschaften!
Was erzähle ich da eigentlich? Erstens vergesse ich doch was und zweitens wollen wir jetzt weiterfahren und die Landschaft geniessen. Zum Weg gibt es nicht mehr so viel zu sagen, - man kann ihn sowieso kaum verfehlen, es gibt keine Abzweigungen! Vorerst jedenfalls nicht!
Also bleiben Bilder - viele Bilder! und die folgen nun:
Endlich, nach vielen Meilen erreichen wir den Boden des South Fork of Coal Wash. Jetzt wird der Trail leichter - im sandigen oder kiesigen Washbett lauern kaum Hindernisse. Kenntnisse im Sandfahren sind eher gefragt. Es ist ein leichter Streckenabschnitt.
South Fork wird sich weiter im Norden bei 12S 0509545, 4314826 mit dem North Fork vereinigen. Wer diesen ausgesprochen schönen Canyon besuchen möchte, findet hier Informationen, der gewaltige Slipper Arch wird ebenfalls dokumentiert.
Wir unternehmen noch einen kurzen Abstecker in den North Fork. Da es auf den Abend zugeht, drehen wir bald um, beschliessen, aus diesem Weg eine eigene Tour zu machen.
Zurück im ungeteilten Coal Wash geht es nach Norden und einem Ausgang zu, den wir noch finden müssen. Er zieht bei 12S 0509169, 4316099 die westliche Canyonwand hinauf. Man kann die Stelle durchaus übersehen.
Oben auf der Ebene angekommen geht es an einem Wegedreieck rechts in Richtung Ferron. Bis wir dort ankommen wird schon fast die Dämmerung hereinbrechen. Eine lange Tour geht zu Ende - wir haben eine eindrucksvolle Road in der Swell gesehen!
In 2013 befuhren wir die Eva Conover Road erneut, allerdings von einem anderen Punkt an der I 70 aus. Bessere Photos als in diesem Bericht waren das Ziel.
Karten: