Letzte Aktualisierung: 14 Mar 2020

Negro Bill Canyon

Moab hat seinen Stadtpark - Swanny City Park - und das Moab Recreation & Aquatic Center. Im Süden der Town gibt es noch den Old City Park, der gerne für private Feiern genutz wird. Das alles ändert nichts daran dass die Moabites einen nahe gelegenen Canyon als Naherholungsgebiet erster Klasse betrachten - Negro Bill Canyon!

Negro Bill Canyon liegt nur ums Eck - sozusagen! 3 Meilen östlich der Abzweigung der UT 128 von der US 191 an der Brücke über den Colorado River befindet sich ein Parkplatz, der als Ausgangspunkt für eine sehr schöne Wanderung dient. (12S 0627715 4274358)

Wie kommt es zu dem eigenwilligen Namen? Dieser Canyon war schon in den späten 1870er Jahren die Wohnstätte von William Granstaff, einem dunkelhäutigen Menschen, der dort Vieh hielt. So erhielt die Location die Bezeichnung Nigger Bill - Canyon. Im Laufe des im späten 20 jh. einsetzenden Bestrebens nach Political Correctness wandelte man die Bezeichnung in die heute gebräuchliche um. Um 1881, im Zusammenhang mit den Ereignissen rund um das Pinhook Massacre, zog es William Granstaff vor, zu verschwinden, da er sich von den Weissen, die inzwischen in der Gegend sesshaft geworden waren, bedroht fühlte. (Er wurde Jahre später in Salida, CO gesehen, dort verliert sich die Spur.)

Am 4 Juli 1980 war der Canyon Schauplatz eines geschichtlichen Ereignisses - hier startete die sog. "Sagebrush Rebellion", die in den westlichen Staaten der USA viele Anhänger fand. Konservative wehrten sich gegen die Ausweisung von Wilderness / Wilderness Study Areas. Das BLM hatte auch hier in der Nachbarschaft Moabs solche Schutzzonen ausgewiesen und der Canyon lag in einer.

Anfang der 80er war die Wirtschaftlage der Town nach dem Niedergang der Uran-Industrie schlecht, die Arbeitslosenquote nahe 20%. Viele empfanden die Schutzgebiete als einen Angriff auf ihre persönliche Freiheit. Naturschutz war störend. Tourismus spielte noch keine wesentliche Rolle.

Man pflanzte ein grosses Sternenbanner auf eine Cat, gradete unter Beifall der versammelten Menge rund 200 Yard "road" in den Canyon, einer alten Geological Survey-Route folgend! Die Wilderness Study Area wurde dabei trotz gegenteiliger Behauptungen nicht berührt! Heute ist man nicht mehr so stolz auf die damaligen Ereignisse. Die Geschichte hat die Kurzsichtigkeit der "Rebellen" bewiesen.

Zurück zur Tour. Am Parkplatz stellen wir unser Fahrzeug ab. Es ist nachmittags, die Temperatur beträgt ca. 38°C. Normalerweise kein Problem, aber wie sich herausstellen soll, in diesem Canyon aufgrund des stets fliessenden Baches und der damit einhergehenden höheren Luftfeuchte nicht ohne!

Wir wollen bis zur Morning Glory Bridge, dem nach Natural Arch and Bridge Society (NABS) drittgrössten natürlichen Bogen in den USA. Ca 2,5 Meilen Weg one way und runde 500 Fuss (150 m) Höhenunterschied. Weil man aber unterwegs mehrfach schon gewonnene Höhe wieder verliert ist es dann doch mehr.

Verirren kann man sich kaum. Die Canyonwände sind sehr steil, es gibt keinen Ausgang bis zur Bridge. Diese liegt nicht im Hauptcanyon, sondern im 2. - namenlosen? - rechten Seitencanyon. Der Weg ist ausgeschildert.

Nicht nur heisse Tage sollte man meiden, auch Wochenenden sind kein optimales Timing. Dann bevölkern locals den Canyon, baden im kühlen Creek. Eine wesentlich schönere Kulisse als im Aquatic Center bietet das garantiert. Schwimmen kann man im Creek allerdings nicht.

Alle folgenden Photos wurden von meiner Frau aufgenommen!

Negro Bill Canyon
Schon am Parkplatz steigen die Wände des Canyons steil und hoch in den Himmel.
Negro Bill Canyon
An manchen Stellen gibt es kleine Hilfen. Der Trail ist aber weitgehend naturnah.
Negro Bill Canyon
Das Wasser sorgt für üppiges Grün im Canyon.
Negro Bill Canyon
Der Bach wird mit Wasser aus den LaSal-Mountains gespeist.
Negro Bill Canyon
Rot und Grün harmonieren gut!
Negro Bill Canyon
Alkoven gibt es auch.
Negro Bill Canyon
Wo Wurzeln Halt finden wachsen unter den gegebenen Bedingungen Pflanzen.
Negro Bill Canyon
Typisch für den Canyon: Die Dome aus Entrada Sandstone.
Negro Bill Canyon
Hohe Wände....
Negro Bill Canyon
....und Details.
Negro Bill Canyon
Der Creek muss rund 10 mal überquert werden.

Auf der gesamten Route wird der Creek immer wieder überquert. Meistens kommt man trockenen Fusses ans gegenüber liegende Ufer, weil es genügend Steine gibt, die als Tritte dienen können. Manchmal ist einer davon auch kippelig.

Negro Bill Canyon
Die Wände verändern ihre Farbe je nach Lichteinfall.
Negro Bill Canyon
Negro Bill Canyon
Unter den Wänden kommt man sich relativ unwichtig vor.
Negro Bill Canyon
Negro Bill Canyon und Creek.

Wir wollen zur Morning Glory Bridge, die nicht im eigentlichen Negro Bill Canyon liegt. Man biegt in den 2. Seitencanyon nach rechts ein. Ein kleiner Bach rauscht, ist aber kaum sichtbar. Erreicht man einen Punkt, an dem es allen Anschein nach über eine Kante geht, die nur kriechend zu bewältigen wäre, ist man falsch gegangen, hat kurz zuvor den Weg nach links verfehlt. Zurück!

Negro Bill Canyon
Im 2. Seitencanyon.
Negro Bill Canyon
Annäherung an die Morning Glory Bridge.
Morning Glory Bridge
Morning Glory Bridge. Aus einiger Entfernung ist sie kaum zu erkennen.
Morning Glory Bridege
Sie spannt sich gewaltig über einem ziemlich dunklen Loch.
Morning Glory Bridge
Morning Glory Bridge

Die Bridge ist durch einen Jump und einen Joint geschaffen. Unter ihr ein dunkler Raum - eigenartig! Hier wächst Poison Ivy, Vorsicht also! Aus einer Spalte im Fels unter der Bridge entspringt eine Quelle, die den Bach bildet, den man weiter unten im Canyon rauschen hörte. Ein kleiner Pool vervollständigt die Szenerie. Irgendwie hat die Stelle etwas von einer Kathedrale. (12S 0629932 4272516)

Morning Glory Bride
Die Quelle
Morning Glory Bridge
Hier tritt das aus den LaSals stammende Wasser wieder aus.
Morning Glory Bridge
Es ist schwierig, die Bridge in voller Grösse abzubilden.
Morning Glory Bridge
Unter der Bridge.
Morning Glory Bridge
Es ist dämmerig und die Felsen leuchten.
Morning Glory Bridge
Man kann mit der Belichtung spielen. How do you like it?

Beeindruckt haben wir die dämmerige Atmosphäre unter der Morning Glory Bridge auf uns wirken lassen. Ein fast kirchenartiger Raum! Nur mit dem sehr weltlichen Poison Ivy sollte man nicht in Kontakt kommen. Schwere Hautverletzungen könnten die Folge sein.

Langsam machen wir uns auf den Rückweg. Noch immer ist es sehr heiss, obwohl es auf den frühen Abend zugeht.

Negro Bill Canyon
An der Mündung des Canyons der Morning Glory Bridge in den Negro Bill Canyon.

Man kann im Hauptcanyon noch einige Meilen weit wandern. Wir haben das noch nicht getan. Berichte beschreiben den oberen Canyon als weniger interessant als den unteren Teil.

Negro Bill Canyon
Reflections
Negro Bill Canyon
Jetzt liegen die Wände des Canyons im Schatten.
Negro Bill Canyon
Gegen 6 Uhr abends erhalten Mitte September nur noch die oberen Cliffs der Ostseite Sonne.
Negro Bill Canyon
Die Schatten kriechen in den Canyon.
Negro Bill Canyon
Nur noch indirektes Licht.

Wir nähern uns der geteerten Strasse, dem Parkplatz, unserem Auto! Es war eine schöne Tour, wenngleich anstrengender als erwartet. Das lag wohl an der Temperatur und der hohen Luftfeuchte im Canyon. Morning Glory Bridge, der Canyon selbst waren aber sicher die Mühen wert.

Einige Bilder zur Flora im Negro Bill Canyon